Die Rente ist für die kommenden Jahre eine der größten Herausforderungen der deutschen Gesellschaft. Mit einer alternden Bevölkerung und den Baby-Boomer-Jahrgängen, die bald in Rente gehen, steht das Rentensystem vor massiven Belastungen. Ein zentrales Problem dabei: die steigende Altersarmut.
Rente: Wie hoch ist die Altersarmut in Deutschland?
Laut einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes, basierend auf Eurostat-Daten, waren 2023 rund 3,245 Millionen Menschen ab 65 Jahren in Deutschland von Armut bedroht. Dies berichtete jüngst die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Das bedeutet, ihr Einkommen lag nach Sozialleistungen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens, einem international anerkannten Maßstab für Armutsgefährdung. Im Vergleich zu dem Jahr 2013, als etwa 2,4 Millionen Menschen betroffen waren, zeigt sich ein deutlicher Anstieg.
Die Deutsche Rentenversicherung bestätigt, dass besonders Menschen mit niedrigen Rentenansprüchen oder unterbrochenen Erwerbsbiografien betroffen sind. Frauen, die aufgrund von Kindererziehung oder Teilzeitarbeit geringere Renten erwirtschaften, sowie Langzeitarbeitslose sind besonders gefährdet.
Zusätzlich seien regionale Unterschiede erkennbar: Rentnerinnen und Rentner in den alten Bundesländern erhalten der Rentenversicherung zufolge im Schnitt höhere Altersrenten als jene in den neuen Bundesländern. Durchschnittsrenten brutto nach mindestens 35 Versicherungsjahren liegen etwa in Nordrhein-Westfalen bei 1644 Euro, während Thüringen mit 1427 Euro das Schlusslicht bildet
Warum steigt die Altersarmut bei Rentnern?
Die steigende Zahl der armutsgefährdeten Rentner hängt auch mit dem demografischen Wandel zusammen. Seit 1991 ist die Zahl der Menschen ab 65 Jahren von 12 Millionen auf 18,7 Millionen gestiegen, heißt es in dem dpa-Bericht. Dennoch bleibt das Risiko hoch, da die Renten vieler Menschen nicht ausreichen, um die Lebenshaltungskosten zu decken, besonders in Zeiten hoher Inflation.
Die Deutsche Rentenversicherung weist zudem darauf hin, dass Grundsicherung im Alter zunehmend in Anspruch genommen wird: Im ersten Quartal 2023 waren es über 684.000 Menschen, ein neuer Höchststand. Viele Betroffene verzichteten jedoch aus Scham oder Unwissenheit auf diese Unterstützung.
Welche Reformen sind geplant, um Altersarmut zu bekämpfen?
Die Bundesregierung hatte in der vergangenen Legislaturperiode Maßnahmen wie ein stabiles Rentenniveau von 48 Prozent bis 2039 geplant, um Renten an die Lohnentwicklung zu koppeln. Die Deutsche Rentenversicherung unterstützt diese Pläne, warnt aber vor den immensen Kosten. Der Steuerzuschuss zur Rentenversicherung lag 2023 bereits bei rund 112 Milliarden Euro, Tendenz eher steigend.
Vergleiche mit anderen Rentensystemen wie in Österreich zeigen Alternativen auf: Dort zahlen alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherung ein, was zu höheren Renten führt. Doch ein solches System würde laut der Deutschen Rentenversicherung in Deutschland höhere Beiträge und Steuerzuschüsse erfordern. Hinzu kommt, dass dieses Vorgehen in Deutschland stark umstritten sei.
Was bedeutet das für die betroffenen Rentner?
Die Armutsgefährdung betrifft besonders Rentnerinnen, die oft nicht einmal 1250 Euro netto monatlich zur Verfügung haben. Dabei ist die Situation von Paaren oft besser: Inklusive Betriebsrenten und anderer Einkünfte liegt ihr durchschnittliches Einkommen bei etwa 2907 Euro netto monatlich. Darauf weist die Deutsche Rentenversicherung hin. Dennoch reiche dies vielen Rentnerinnen und Rentnern nicht aus, um gestiegene Lebenshaltungskosten und Inflation zu bewältigen.
Die steigende Altersarmut zeigt, dass dringend Reformen notwendig sind. Die Deutsche Rentenversicherung fordert eine langfristige Stabilisierung der Rentenkasse, während Experten auch ein Ende der Beitragspflichtbefreiung bestimmter Gruppen fordern. Entscheidend wird sein, wie künftige Regierungen – mit Blick auf die Neuwahlen im Februar 2025 - auf die demografischen Herausforderungen reagieren und die Balance zwischen Generationengerechtigkeit und finanzieller Stabilität finden.