Während manche Rentner in naher Zukunft eine deutlich größere Rente erwarten können, könnte es für andere Rentner bald schlechter aussehen: Die Altersvorsorge für Menschen in gewissen Berufen leiden nämlich stark unter der aktuellen Wirtschaftsflaute. Wenn es so weitergeht, könnten erste Renten-Kürzungen drohen, vermuten nun Experten.
Renten-Kürzung durch Wirtschaftsflaute: So funktionieren Versorgungswerke
Wer in einem kammerfähigen Beruf arbeitet, bezieht seine Rente später meistens aus dem entsprechenden Versorgungswerk des Berufsstands. Die Versorgungswerke stellen die Pflichtversorgung bezüglich der Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung ihrer Mitglieder sicher, erklärt die Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen (ABV). Die Vorsorge der Kammerwerke funktioniert dabei anders als das sogenannte Umlagensystem der Deutschen Rentenversicherung, bei dem Mitglieder Beiträge einzahlen und diese Beiträge auf die Rente umgelegt werden.
Bei den Versorgungswerken funktioniert es so: Wer einen freien, kammerfähigen Beruf ausübt, ist automatisch Mitglied einer Berufskammer und dadurch gleichzeitig Pflichtmitglied des zuständigen Versorgungswerks dieser Kammer, erklärt das Großversicherungsunternehmen Allianz. Die berufsständische Versorgung ist demnach keine freiwillige Zusatzversicherung zur gesetzlichen Rentenversicherung.
Die berufsständischen Versorgungswerke sind dabei laut ABV komplett eigenfinanziert. Sie erhalten also zum Beispiel keine Staatszuschüsse. Die Mitglieder zahlen feste Beiträge ein und das Versorgungswerk legt dieses Geld teilweise dann kapitalbildend an. Die Renditen, die sich daraus ergeben, können dann als Renten an die Mitglieder ausgezahlt werden.
Renten-Kürzung durch Wirtschaftsflaute: Diese Berufe könnten betroffen sein
Das Prinzip der Versorgungswerke gibt es bereits seit mehr als 100 Jahren: Die Gründung des ersten und damit ältesten berufsständischen Versorgungswerks, der Bayerischen Ärzteversorgung, war laut Allianz Jahr 1923. Nach Angaben der ABV waren 2022 mehr als eine Million Menschen bei Versorgungswerken versichert. Insgesamt gibt es derzeit 91 Versorgungswerke in Deutschland. Und zwar für folgende Berufsgruppen:
- Ärzte
- Apotheker
- Architekten
- Notare
- Rechtsanwälte
- Steuerberater bzw. Steuerbevollmächtigte
- Tierärzte
- Wirtschaftsprüfer
- Vereidigte Buchprüfer
- Zahnärzte
- Ingenieure
- Psychotherapeuten
Renten aus Versorgungswerken: Renten-Kürzung durch Wirtschaftsflaute droht
So wie die Eigenfinanzierung der Versorgungswerke funktioniert, gibt es einen Knackpunkt: Sie sind laut Allianz von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig. Die Versorgungswerke können sich beim Investment also auch verzocken oder bei einer Wirtschaftsflaute eben weniger Gewinn mit ihren Kapitalanlagen machen. Und dann bleibt weniger Geld für die Renten der Mitglieder.
Genau das droht wohl derzeit laut einem Bericht der Wirtschaftswoche. Die Renten der Versorgungswerke sind zwar demnach derzeit noch höher als die durchschnittliche Höhe der gesetzlichen Rentenkassen. Das bestätigt auch Allianz. Aber es könnte sich bald ändern. Das Problem: Die Versorgungswerke haben ihr Kapital zu riskant angelegt, etwa in Immobilien oder riskante Unternehmensbeteiligungen. Deshalb verzeichnen Versorgungswerke in der aktuellen Wirtschaftskrise auch Verluste. Als Folge könnten Renten gekürzt werden.
Übrigens: Wer nie gearbeitet hat, hat nicht automatisch einen Anspruch auf Rente. Doch es gibt auch viele Mythen und Irrtümer über die Rente in Deutschland. Die betreffen zum Beispiel das Alter, in dem man in Rente gehen kann, oder die unterschiedlichen Arten von Renten - etwa die sogenannte Mütterrente oder die Witwenrente. Auch der Unterschied zwischen Rente und Pension sorgt oft für Verwirrung.