Über die Rente gibt es viele Mythen und Irrtümer. Ein Arbeitsleben lang zahlt man in die Rentenversicherung ein, um im Ruhestand von einer auskömmlichen Rente leben zu können. Wann man genau in Rente gehen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Aber reicht das Geld dann überhaupt aus? Wie Sie das herausfinden können und ab wann Sie zum Sparen anfangen sollten, erfahren Sie hier.
Reicht die Rente im Alter?
Die Rente ist nicht mehr wirklich sicher und nicht mehr das, was sie mal war, und reicht vielen Deutschen nur noch als Basisabsicherung. Der Ruhestand lässt sich nach Einschätzung der Allianz damit aber oft nicht mehr finanzieren. Um dem entgegenzuwirken, sollte man sich selbst um die Altersvorsorge kümmern. Das neue Konzept der Bürgerrente könnte so interessant werden.
Wie viel Geld Rentnerinnen und Rentner benötigen hängt von den Kosten und Ausgaben im Alter ab. Laut Stiftung Warentest kann sich allerdings jeder an folgende Faustregel halten: Wer im Alter den gewohnten Lebensstandard halten will, sollte 80 Prozent des vorherigen Nettoeinkommens zur Verfügung haben.
Wie viel Geld braucht man in der Rente?
Wie viel Geld Rentnerinnen und Rentner brauchen, hängt im Wesentlichen vom Lebensstil ab und lässt sich in etwa ausrechnen, wenn die Faustregel von 80 Prozent Anwendung findet.
Wenn eine Person ein monatliches Nettogehalt von 2000 Euro hatte, benötigt sie laut Faustregel für ein ausreichendes Auskommen im Alter 1600 Euro pro Monat. Nachdem sie 40 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt hat, bekommt sie eine monatliche Rente von 1367,60 Euro. Die Versorgungslücke der Person beträgt also 232,40 Euro. Diesen Betrag sollte die Person pro Monat zurücklegen, damit sie ihren Lebensstandard im Alter nicht aufgeben muss.
Wann sollte man zum Sparen anfangen?
Die Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Bayern haben ermittelt, wie sich der Zeitpunkt, an dem jemand begonnen hat zu sparen, auf die monatliche Summe auswirkt.
Für die Beispielrechnungen werden zwei verschiedene Gehälter angeführt: Geringverdiener mit 1600 Euro brutto pro Monat und Durchschnittsverdiener mit 3133 Euro brutto. Diese beiden Personen sind 30 Jahre alt und gehen 2055 nach 45 Arbeitsjahren in den Ruhestand. Das Ziel ist, dass die Sparer bis zum 90. Lebensjahr über 80 Prozent ihres bisherigen Geldes, das sie pro Monat zur Verfügung haben, behalten. Mit eingerechnet wird eine Inflationsrate von zwei Prozent sowie eine Rentenanpassung von 1,5 Prozent. Auch 2023 dürfen sich Ruheständler wieder über eine Rentenerhöhung freuen, auch wenn einige Rentner leer ausgehen. Der Rententabelle können Sie entnehmen, wie viel Geld Ihnen das zusätzlich bringt.
Die Summe, die monatlich zurückgelegt werden muss, variiert, je nachdem ob gleich oder erst in 15 Jahren zum Sparen begonnen wird:
- Der Geringverdiener muss 295 Euro pro Monat zurücklegen, wenn er gleich anfängt zu sparen. Macht er das erst ab 45 Jahren, sind es 54 Prozent seines Gehalts.
- Der Durchschnittsverdiener muss 23 Prozent seines Netto-Gehalts zur Seite legen, also monatlich 461 Euro, wenn er gleich anfängt zu sparen. Beginnt er erst mit 45 Jahren zu Sparen, muss er knapp 1000 Euro pro Monat für die Altersvorsorge rechnen, was 50 Prozent des Netto-Einkommens entspricht.
Wem das Geld in der Rente nicht reicht und noch in einem Nebenjob arbeitet, sollte die Hinzuverdienstgrenze beachten. Ansonsten können Rentnerinnen und Rentner mit dem Rentenausweis bares Geld sparen und auch sonst gibt es für ältere Menschen einige Zuschüsse, die sie beantragen können. Seit neuestem auch einen Härtefallfonds. Falls eine Rentenlücke entsteht, kann der Staat mit der Grundrente zusätzlich unterstützen. Auch eine Grundsicherung ist in der Rente möglich.
Wie viel Geld sollte man mit 50 gespart haben?
Laut Allianz sollte man bei der privaten Altersvorsorge jährlich zehn Prozent des Nettoeinkommens für die Rente sparen.
Beispiel: Eine 50 Jahre alte Person arbeitet bereits seit 30 Jahren. Im Durchschnitt hat er in dieser Zeit jährlich 20.000 Euro netto verdient. Spart er davon zehn Prozent, sollte er in dieser Zeit 60.000 Euro zur Seite gelegt haben.
Rechenweg:
Zehn Prozent von 20.000 Euro (durchschnittliches Nettoeinkommen pro Jahr) = 2000 Euro.
2000 Euro x 30 Berufsjahre = 60.000 Euro
Wie viel Geld sollte man mit 60 gespart haben?
Wer bereits 60 Jahre alt ist, dem bleibt nicht mehr allzuviel Zeit noch größere Rücklagen zu bilden. Daher sollten Menschen mit 60 bereits eine bestimmte Summe angehäuft haben.
Beispiel 1: Eine Person, die bereits 40 Arbeitsjahre gesammelt hat und pro Jahr im Durchschnitt 50.000 Euro Nettoeinkommen verbucht hat, sollte 200.000 Euro Rücklagen gebildet haben.
Rechenweg:
Zehn Prozent von 50.000 Euro (durchschnittliches Nettoeinkommen pro Jahr) = 5000 Euro.
5000 Euro x 40 Berufsjahre = 200.000 Euro.
Beispiel 2: Hat die Person einen höheren Lebensstandard und man nimmt 15 Prozent Sparrate des Nettogehalts, dann sollte die Person im Alter von 60 Jahren einen Betrag von 300.000 Euro für die Altersvorsorge zurückgelegt haben
Rechenweg:
15 Prozent von 50.000 Euro (durchschnittliches Nettoeinkommen pro Jahr) = 7500 Euro.
7500 Euro x 40 Berufsjahre = 300.000 Euro.
Entscheidend, ob man genug Geld für das Alter zurückgelegt hat, ist die voraussichtliche Lebenserwartung. Im Jahr 2020 betrug diese in Deutschland bei Männern 78,9 Jahre und bei Frauen 83,6 Jahre. Allerdings steigt die Lebenserwartung jedes Jahr an, sodass Sparer immer länger mit ihren Rücklagen zurecht kommen müssen. Wer allerdings nie gearbeitet hat, hat auch drastische Einbußen bei der Rente. Das bekommen auch Hausfrauen zu spüren. Allerdings werden sie mit der Mütterrente zusätzlich unterstützt, da sich die Kindererziehungszeit zur Rente anrechnen lassen.
Zu beachten ist, dass zum Ersparten nicht nur die Rücklagen auf dem Konto gehören, sondern jede Form der Geldanlage oder einer weiteren Altersvorsorge wie zum Beispiel eine private Rentenversicherung.
Steht die Rente endlich vor der Tür, kann diese auch im Ausland verbracht werden, denn einige Länder sind für Rentnerinnen und Rentner geradezu prädestiniert. Allerdings sollte dabei einiges beachtet werden, damit es nicht zu Abzügen kommt.
Übrigens: Obwohl das Renteneintrittsalter jedes Jahr schrittweise steigt, können manche Versicherte bereits mit 63 Jahren in Rente gehen. Zwar wurde zuletzt darüber diskutiert, ob die Rente mit 63 abgeschafft werden soll, bislang besteht aber keine Gefahr. So können Versicherte unter bestimmten Umständen nach 35 Jahren in Rente gehen, manche erst nach 45 Jahren Arbeit. Menschen mit einer Schwerbehinderung oder bestimmten Krankheiten können auch schon früher den Ruhestand antreten.
Da die Durchschnittsrente nicht besonders hoch ausfällt, müssen Menschen, die 2000 Euro Rente oder gar 3000 Euro Rente haben wollen, ihr Leben lang überdurchschnittlich verdienen.
Und was viele nicht wissen: Wer die Wartezeit erfüllt hat, bekommt schon nach fünf Jahren Rente. Diese fällt aber natürlich nicht so hoch aus, wie bei einer Rente nach 40 Jahren Arbeit.