Der demografische Wandel wird in Deutschland immer mehr zum Problem. Schon in den vergangenen Jahren gab es mehr Rentenbezieher als Erwerbstätige, die diese Renten mit ihren Rentenbeiträgen und Steuern finanzieren. Künftig wird sich die Situation noch weiter verschärfen, da die sogenannten Babyboomer in den Ruhestand gehen. Die Politik kennt die Problematik, weshalb die Ampel-Regierung das Rentenpaket II ins Leben gerufen hat. Unternehmer und „Höhle der Löwen“-Star Georg Kofler kritisiert die Pläne in der ARD-Sendung „Hart aber fair“.
Rente und demografischer Wandel: Wo liegt das Problem?
Wie bereits erwähnt, kämpft Deutschland bereits seit Jahren mit dem demografischen Wandel. Unter anderem für das Rentensystem stellt das eine große Herausforderung dar. Der Ruhestand der Babyboomer wird das Problem noch weiter verschärfen.
Bei den Babyboomern handelt es sich um Versicherte, die etwa von Mitte der 1950er bis Ende der 1960er Jahre geboren wurden. In diesem Zeitraum kamen außergewöhnlich viele Kinder zur Welt. Laut dem Demografieportal des Bundes und der Länder ist der Jahrgang 1964 mit 1,35 Millionen Kindern der geburtenstärkste Jahrgang seit 1945. Seitdem wurden nie mehr so viele Babys geboren. Im Gegenteil: Die Geburtenrate geht seit Jahren stark zurück. 2012 wurden nur noch 673.000 Kinder geboren und damit rund die Hälfte wie vor 50 Jahren.
Jetzt wo die Babyboomer anfangen, in Rente zu gehen, wird die Deutsche Rentenversicherung noch mehr belastet. Der Grund: Die Finanzierung des Rentensystems funktioniert hierzulande im Umlageverfahren. Das heißt, dass die aktuellen Rentenversicherungsbeiträge dafür genutzt werden, um die Renten zu bezahlen. Damit das System funktioniert, ist das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenbeziehern entscheidend. Dieses gerät immer mehr in Schieflage. 1962 haben in Westdeutschland sechs Versicherte die Rente von einer Person finanziert, wie das Demografieportal des Bundes und der Länder mitteilt. 1973 reduzierten sich die Beitragszahler auf vier Personen, die eine Rente stemmten, und 1988 waren es nur noch drei Beitragszahler. Heute kommen auf einen Rentner sogar nur noch zwei Erwerbstätige.
Fazit: Wenn diese geburtenstarken Jahrgänge nun also in Rente gehen, wird das bereits angeschlagene Rentensystem noch mehr belastet. Dann müssen noch mehr Renten von den Erwerbstätigen finanziert werden. Die Folge: Entweder das Rentenniveau sinkt, Senioren bekommen also weniger Rente, oder die Beiträge zur Rentenversicherung müssen steigen, um das Niveau zu halten.
Rentenpaket II: Was ist geplant und welche Kritik äußert Unternehmer Georg Kofler?
In der ARD-Sendung „Hart aber Fair“ zum Thema „Boomer-Rente: Verzockt die Politik die Zukunft der Jugend?“ war auch Unternehmer und „Höhle der Löwen“-Star Georg Kofler zu Gast und äußerte sich zu den Plänen der Ampel kritisch. Das Rentenpaket II der Regierung sieht unter anderem vor, dass die sogenannte Haltelinie, die das Rentenniveau auf 48 Prozent hält und die bereits seit 2018 existiert, weiterbesteht. Bis zum 1. Juli 2039 ist sie in der Rentenanpassungsformel gesetzlich verankert und wirkt bis 30. Juni 2040, wie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mitteilt.
Damit das Rentenniveau gehalten werden kann, müssen hingegen die Rentenversicherungsbeiträge steigen. Aktuell liegt der Beitragssatz bei 18,6 Prozent des Bruttolohns. Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales soll das bis 2027 auch so bleiben. Ab 2028 soll er bis zum Jahr 2035 stufenweise auf 22,3 Prozent steigen. Das neu eingeführte Generationenkapital soll dafür sorgen, dass der Beitragssatz dann bis 2045 stabil bleibt, da die Gewinne am Aktienmarkt das Rentensystem stabilisieren sollen. Der Bund verpflichtet sich neben den steigenden Bundesmitteln zudem zu Sonderzahlungen von jährlich 500 Millionen Euro in den Jahren 2022 bis 2025.
Kofler sieht in den Plänen eine zu starke Belastung der Bevölkerung und der Unternehmer: „Die Abgabenlast ist ja nicht im luftleeren Raum. Es kommt die Krankenversicherung dazu, wir werden ein großes Problem mit der Pflegeversicherung bekommen, die Sozialabgaben werden insgesamt noch weiter zunehmen.“
Der Südtiroler fürchtet die Beitragssteigerungen: „Das wird bedeuten, dass in zwei, drei Jahren die Jüngeren weniger Geld in der Tasche und die Arbeitgeber auch eine weitere Belastung haben werden.“ Er mahnt: „Wir müssen Respekt haben vor der Leistung derer, die Leistungen empfangen und sie verdient haben. Aber wir müssen auch Respekt haben vor denen, die Leistung erbringen, die den Laden am Laufen halten und die all das erwirtschaften, was danach verteilt wird.“
Der Unternehmer beklagt, dass es immer nur um die Belastungen der Arbeitnehmer gehe, er macht sich aber auch Sorgen um die Arbeitgeber: „Wir müssen auch über die Belastungen von Arbeitgebern sprechen, und die Frage, wer hat dann Lust, überhaupt noch hier zu investieren?“