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Rente
Generationenkapital: So sollen Aktien die Rente retten
Das deutsche Rentensystem soll reformiert werden. Die Ampel-Koalition will mit der Rente an den Aktienmarkt und hat dafür das Generationenkapital ins Leben gerufen.
Rente.jpeg       -  Das deutsche Rentensystem soll reformiert werden. Die Ampel-Koalition will mit der Rente an die Börse und plant künftig eine Aktienrente bzw. ein Generationenkapital.
Foto: Thomas Warnack, dpa (Symbolbild) | Das deutsche Rentensystem soll reformiert werden. Die Ampel-Koalition will mit der Rente an die Börse und plant künftig eine Aktienrente bzw. ein Generationenkapital.
Viktoria Gerg
 |  aktualisiert: 01.05.2024 11:16 Uhr

Wenn man sich die Durchschnittsrente in Deutschland ansieht, dann stellt man fest: Die Rente ist wohl nicht mehr sicher. Viele Menschen hierzulande können von einer Rente von 2000 Euro oder gar 3000 Euro nur träumen und das, obwohl sie 35 Beitragsjahre oder 45 Beitragsjahre in die Rentenkasse eingezahlt haben. Hinzu kommt der demographische Wandel, der das Rentensystem weiter unter Druck setzt. Das System ist marode und die Politik weiß das. Um es zu reformieren, will die Ampel mit der Rente an den Aktienmarkt. Wie die Pläne bislang aussehen, lesen Sie hier.

Warum soll das Rentensystem reformiert werden?

Wer gewisse Voraussetzungen, wie etwa die Wartezeit, erfüllt hat, kann in Deutschland frühestens mit 63 Jahren in Rente gehen. Über das Renteneintrittsalter entscheidet das Geburtsjahr sowie die Versicherungsjahre. Personen, die 1964 oder später geboren wurden, müssen derzeit bis 67 warten. Übrigens: Wir haben für Sie dargelegt, wann Sie genau in Rente gehen können, wenn Sie 1961 geboren oder 1963 geboren wurden.

Das deutsche Rentensystem ist umlagefinanziert. Das heißt, dass erwerbstätige Personen in die Rentenkasse einzahlen und die Rentenkasse das Geld dann an die Rentnerinnen und Rentner auszahlt. Das Problem: der demographische Wandel. Die deutsche Gesellschaft altert und so gibt es immer weniger junge Menschen, die allerdings immer mehr älteren Personen die Rente finanzieren sollen. Besonders kritisch könnte es werden, wenn die sogenannten Babyboomer aus den 1960er-Jahren den Ruhestand antreten.

Bereits heute muss die Rente vonseiten der Regierung bezuschusst werden. „Schon heute reichen die Beiträge in der gesetzlichen Rentenversicherung nicht aus. Alleine 2021 müssen 106 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt in die Rentenversicherung fließen“, sagte der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr bei einer Bundespressekonferenz. Das gefährde die Stabilität des Systems. Die zentrale Aufgabe der neuen Bundesregierung sei, ein sinkendes Rentenniveau und steigende Beiträge zu verhindern.

Die Ampel-Koalition machte bereits klar, dass es eine Rentenkürzung in Zukunft nicht geben wird und möchte auch das Renteneintrittsalter nicht weiter erhöhen. Erst kürzlich sprach sich Olaf Scholz gegen eine längere Lebensarbeitszeit aus, doch einige Politiker und Wirtschaftswaisen sehen sich im Kampf um den Fachkräftemangel nur gewappnet, wenn das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung gekoppelt wird, sodass die Menschen künftig später in Rente gehen könnten.

Da das Renteneintrittsalter also nicht angehoben werden soll und auch die Rentenbeiträge nicht erheblich steigen sollen, hat die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag die sogenannte Aktienrente als mögliche Lösung im Köcher. 

Aktienrente und Generationenkapital: Was plant die Regierung bei der Rente?

Das Generationenkapital stellt eine neue Säule bei der Finanzierung der gesetzlichen Rente dar. "Mit Darlehen aus dem Bundeshaushalt und der Übertragung von Eigenmitteln vom Bund soll ein Kapitalstock aufgebaut werden, dessen Erträge zukünftig zur Stabilisierung der Rentenversicherungsbeiträge in der gesetzlichen Rentenversicherung beitragen sollen", erklärt das Bundesfinanzministerium.

Dabei ist das Generationenkapital auf Dauer angelegt, denn der Kapitalstock soll dauerhaft bestehen bleiben. Zur Finanzierung sollen ausschließlich die Erträge aus der Kapitalanlage verwenden werden. Arbeitsminister Heil sagt dazu: "Die gesetzliche Rente wird sich dann zukünftig aus drei Quellen finanzieren." Gemeint sind damit die klassischen Rentenbeiträge, der bereits erwähnte Zuschuss zur Rente aus dem Bundeshaushalt und künftige Erträge vom Kapitalmarkt.

Wichtig ist Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), dass das Rentenniveau nicht weiter absinkt und dauerhaft bei 48 Prozent bleibt und auch die Beiträge langfristig stabil bleiben.

Von der ursprünglichen Idee der Aktienrente, ist das Generationenkapital zu unterscheiden. So wollte die FDP nach eigenen Angaben ursprünglich zwei Prozent des Einkommens in eine kapitalgedeckte Vorsorge investieren. Nun möchte Bundesfinanzminister Christian Lindner laut ZDF dieses Jahr 12,5 Milliarden Euro leihen, um das Geld am Kapitalmarkt und in Aktien anzulegen. In den nächsten 15 Jahren sollen jährlich weitere zehn Milliarden folgen.

Auswirkungen wird das Generationenkapital dann erst auf lange Sicht haben, denn erst ab Mitte der 2030er-Jahre sollen Erträge von rund zehn Milliarden Euro pro Jahr zusammenkommen, wie das Finanzministerium mitteilt.

Mit der Rendite sollen dann die Rentenbeiträge stabilisiert und das Rentenniveau bei 48 Prozent gehalten werden.

Das Generationenkapital soll dem Bundesministerium für Finanzen zufolge global diversifiziert und langfristig angelegt werden. Falls die Aktien und damit auch die Renditen sinken sollten, will der Bund die Lücke ausgleichen. Betreut werden soll die Anlage in einem Staatsfonds von einer politisch unabhängigen Stiftung. "Für den Aufbau der Stiftung sollen die operativen Strukturen des Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KENFO) als bereits etablierten öffentlichen Vermögensverwalter voraussichtlich bis zum Ende des Jahres 2026 genutzt werden", erklärt das Bundesfinanzministerium.

Unabhängig davon sollten Versicherte selbst aktiv werden und prüfen, ob das Geld im Alter reicht, um eine Rentenlücke zu vermeiden. Die klassische Riester-Rente könnte vor dem Aus stehen. Wenn Sie daran nicht mehr festhalten wollen, können Sie sich die Riester-Rente unter Umständen auszahlen lassen oder kündigen.

Wer im Alter finanzielle Schwierigkeiten fürchtet oder einfach gerne noch in der Rente arbeiten möchte, kann einen Zuschlag von 100 Euro zur Rente bekommen. Außerdem wäre auch das Konzept der Flexi-Rente interessant. Sollten Versicherte kurz vor der Rente arbeitslos werden, können Sie sich mit einem Schlupfloch behelfen.

 
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