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Rente
Raus aus der Riester-Rente: Warum Millionen Deutsche ihre Zusatzrente kündigen und was das kostet
Die Deutschen kündigen reihenweise ihre Riester-Rente, doch ein vorzeitiger Ausstieg kostet viel Geld. Mehr erfahren Sie hier.
Riester-Rente.jpeg       -  Die Riester-Rente ist eine freiwillige Zusatzrente und wohl im Niedergang. Doch der Ausstieg kostet die Versicherten meist viel Geld.
Foto: Jonas Walzberg, dpa (Symbolbild) | Die Riester-Rente ist eine freiwillige Zusatzrente und wohl im Niedergang. Doch der Ausstieg kostet die Versicherten meist viel Geld.
Julius Bretzel
 |  aktualisiert: 17.09.2024 06:51 Uhr

Die Riester-Rente ist - wie auch die Rürup-Rente - eine freiwillige Zusatzrente, die die Rentenlücke im Alter schließen soll. Sie galt lange als profitable Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung. Doch mittlerweile scheint die Riester-Rente im Niedergang, wenn nicht sogar gescheitert zu sein.

Einer Analyse zufolge ist bereits ein gutes Viertel derjenigen, die auf das Riestern gesetzt haben, abgesprungen. Doch ein vorzeitiger Ausstieg aus der privaten Altersvorsorge kann einem teuer zu stehen kommen: Mit der Kündigung geht viel Geld verloren. Ob Experten zum Ausstieg raten und was das kostet, lesen Sie hier.

Riester-Rente: Millionen Deutsche haben ihre Zusatzrente gekündigt

Wie es um die bei den Deutschen einst so beliebte Zusatzrente steht, hat sich das Geldratgeber-Magazin Finanztip in einer Recherche angeschaut. Das Magazin untersuchte aktuelle Zahlen zu den Verträgen der staatlich geförderten Rente und bezeichnete die Riester-Rente daraufhin nicht nur als „gescheitert“, sondern sogar als „Desaster“.

Der Grund: Von den mehr als 20 Millionen Riester-Verträgen, die bis Ende 2023 in Deutschland abgeschlossen wurden, ist knapp ein Viertel bereits gekündigt. Finanztipp kam bei der Analyse auf 4,6 Millionen gekündigten Riester-Renten. Das Geldratgeber-Magazin stützt sich dabei auf Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) und der Deutschen Ren­ten­ver­si­che­rung (DRV). Außerdem sollen nach Finanztip-Berechnungen bis zu fünf Millionen noch bestehende Verträge derzeit stillgelegt sein, also derzeit ruhen.

Riester-Rente kündigen: Warum ist die Zusatzrente so unbeliebt?

Nicht nur kündigen viele unzufriedene Versicherte ihre Riester-Rente, es werden auch kaum neue Verträge gemacht: Laut dem Gesamtverband der Versicherer (GDV) haben sich 2023 gerade einmal 41.000 Kunden für einen neuen Riester-Vertrag entschieden, berichtete die Süddeutsche Zeitung. Zehn Jahre zuvor waren es noch mehr als 450.000. Warum ist das so?

„Früher lohnte sich die Riester-Rente aufgrund der Förderung und deutlich höheren garantierten Zinsen für eine Vielzahl von Familien und auch gut verdienende Singles“, erklärt die Verbraucherzentrale. Aber: „Heute einen Riester-Vertrag neu abzuschließen, lohnt sich meist nicht mehr.“ Ein Grund dafür sei der niedrige Zins, der in den vergangenen Jahren deutlich gesunken sei. Seit dem 1. Januar 2022 beträgt er für neue Vertragsabschlüsse nur noch 0,25 Prozent. Die Folge: Die Rendite der Verträge ist viel zu niedrig, während die Kosten vieler Anbieter hoch sind.

Raus aus der Riester-Rente: Lohnt sich die Zusatzrente noch?

Viele fragen sich jetzt: Lohnt sich diese Art der Altersvorsorge eigentlich noch? Das kommt ganz auf die eigenen Umstände an, denn danach bemisst sich die staatliche Unterstützung. Für Familien lohnt sich die Riester-Rente beispielsweise manchmal, da jedes weitere Kind die Zuschüsse steigen lässt. Je mehr Kinder ein Versicherter also hat, desto mehr Geld fließt vom Staat in die Riester-Rentenversicherung.

Auch Geringverdiener können profitieren, denn die Beiträge bemessen sich nach dem Bruttogehalt. Dennoch sind die Riester-Renten derzeit sehr klein: In fast drei Viertel der Fälle lag die monatliche Rente bei der Auszahlung bei weniger als 100 Euro brutto. Manch ein Rentner bekommt sogar nur schlappe 30 Euro ausgezahlt. Eine auskömmliche Rente sieht anders aus.

Wer bereits einen Riester-Vertrag hat und überlegt auszusteigen, sollte sich das trotz des schlechten Zustands, in dem sich das private Rentenmodell derzeit befindet, gut überlegen. Denn eine Kündigung kann ziemlich ins Geld gehen.

Riester-Rente kündigen: Was kostet ein vorzeitiger Ausstieg?

Sollte man als Riester-Versicherter nun den Millionen anderen folgen, die ihre Riester-Rente gekündigt haben? Dann bekommt man den eingezahlten Betrag theoretisch wieder ausbezahlt - aber meist eben nur theoretisch. Experten warnen davor, denn bis auf wenige Ausnahmen werden diese Verträge „förderschädlich beendet“.

Das heißt: Die Versicherten müssen im Falle einer solchen Kündigung die erhaltene staatliche Förderung und die Steuervorteile der Rente zurückzahlen. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre seien das laut BMAS, BMF und DRV rund 1.900 Euro pro Vertrag gewesen, berichtet Finanztip. Hinzu kämen Provisionen sowie die Verwaltungs- und Fondskosten, die die Riester-Anbieter einbehalten würden.

Deshalb raten Experten dazu, die Verträge nicht zu kündigen, sondern stattdessen stillzulegen. „Dann bleibt zumindest die staatliche Förderung erhalten“, heißt es von Finanztip. Außerdem kann man dann weiter auf Besserung hoffen. Denn die Bundesregierung hat für 2025 eine Reform der privaten Altersvorsorge geplant. Das könnte dem Riestern neuen Aufschwung geben. Wer dann einen ruhenden Vertrag hat, kann wieder profitieren.

Übrigens: Neben der Riester-Rente gibt es auch das sogenannte Wohn-Riester, auch Eigenheimrente genannt. Die staatliche Förderung kann genutzt werden, um eine eigene Immobilie zu finanzieren. Um die Rente ranken sich zahlreiche Mythen und falsche Annahmen.

 
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