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Rente
Aktivrente beschlossen: So können Millionen Rentner davon profitieren
Die Aktivrente hat es in den Koalitionsvertrag von Union und SPD geschafft - und soll schon bald gelten. Was das für Rentner bedeutet, erfahren Sie hier.
rentner arbeit.jpeg       -  Derzeit sind rund 13 Prozent der Rentnerinnen und Rentner erwerbstätig. Durch die Aktivrente sollen es mehr werden.
Foto: Studio Romantic, stock.adobe.com (Symbolbild) | Derzeit sind rund 13 Prozent der Rentnerinnen und Rentner erwerbstätig. Durch die Aktivrente sollen es mehr werden.
Lukas von Hoyer
 |  aktualisiert: 10.04.2025 17:04 Uhr

Sie war eine Wunschlösung der Union und hat es nun in den Koalitionsvertrag von Union und SPD geschafft: Die Aktivrente wird kommen. Sogar ein Datum steht laut Table Media schon fest: Demnach soll die Reform zum Jahr 2026 in Kraft treten. Die Idee: Durch die Aktivrente sollen mehr Menschen nach ihrem Renteneintritt am Arbeitsmarkt gehalten werden. Dafür soll wohl hauptsächlich ein Anreiz sorgen.

Aktivrente: Rentner sollen im Monat 2000 Euro steuerfrei verdienen können

2000 Euro pro Monat, die steuerfrei zur Rente hinzuverdient werden können. Das war der Plan von CDU und CSU - und die Union konnte sich offenbar durchsetzen. Diese 2000 Euro wurden nun im Koalitionsvertrag verankert, wie dem Papier zu entnehmen ist. Informationen über weitere Eckpunkte der Aktivrente gab es zunächst nicht.

Laut dem Wahlprogramm der Union soll die Summe die tragende Säule der Aktivrente darstellen. Hochgerechnet wären das 24.000 Euro im Jahr, die Rentnerinnen und Rentner steuerfrei verdienen könnten – ein Steuerfreibetrag, der rund doppelt so hoch ist, wie der aktuelle, der laut der Deutschen Rentenversicherung bei 1038,05 Euro liegt.

Mit diesem Anreiz möchte die Union „mehr Flexibilität beim Übergang vom Beruf in die Rente ermöglichen“, wie im Wahlprogramm steht. Der Hauptgrund für diesen Wunsch dürfte der demografische Wandel sein. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rechnete zuletzt vor, dass in Deutschland im Jahr 2027 bereits 728.000 Fachkräfte fehlen könnten. Ein Problem, das sich in der Bundesrepublik ausweiten könnte, denn laut dem IW erreichen bis 2036 insgesamt rund 16,5 Millionen Menschen das Rentenalter.

Könnte die Aktivrente positive Folgen für die Wirtschaft haben?

Aktuell sind etwa 13 Prozent der Rentnerinnen und Rentner im Alter zwischen 65 und 74 Jahren erwerbstätig. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamts hervor. Ein Wert, der nicht ausreichen wird, um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, wenn es nach der Union geht. Bereits 2023 erklärte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann in einer Mitteilung der CDU, dass Fachkräfte-Zuwanderung nicht ausreiche. Die Bundesregierung unterschätze und vernachlässige „das inländische Potenzial“, sagte er damals in Richtung der Ampel.

Wenn der Plan durch die Aktivrente aufgeht und tatsächlich mehr Rentnerinnen und Rentner über das Rentenalter hinaus arbeiten, könnte das positive Folgen für die deutsche Wirtschaft haben. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die die Prognos-AG im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt hat. Das Analyseunternehmen errechnete laut Frankfurter Allgemeine Zeitung mehrere Varianten.

  • Bestmögliches Szenario: Zusätzliche 300.000 Rentnerinnen und Rentner bleiben erwerbstätig und steigern die Wertschöpfung bis 18,2 Milliarden Euro. Der Staat könnte dann mit 5,2 Milliarden Euro zusätzlichen Sozialbeiträgen und Steuern rechnen. Durch einen höheren Konsum könnten bis zu 60.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

  • Pessimistischstes Szenario: Wenn von zusätzlichen 50.000 Rentnerinnen und Rentnern ausgegangen wird, die erwerbstätig bleiben, steigt die Wertschöpfung um 3,6 Milliarden Euro. Der Staat nimmt 1,3 Milliarden Euro mehr ein und es könnten 20.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Wichtig ist hierbei, dass die Studie keine Analyse der Aktivrente darstellt, die die Union einführen möchte. Es handelt sich um eine allgemeine Studie zum Arbeiten über das Rentenalter hinaus.

Bringt die Aktivrente Vorteile für Rentner? Es gibt auch Kritik

In einigen Fällen könnte sich die Aktivrente für Personen im Rentenalter lohnen. Das gilt beispielsweise, wenn erwerbstätige Rentnerinnen und Rentner derzeit 2500 Euro brutto verdienen und damit – je nach Steuerklasse – ein Netto zwischen 1390 und 1970 Euro erreichen. Mit einem Bruttolohn von 2000 Euro könnten sie durch die Aktivrente trotz weniger Brutto mehr Netto erreichen. Derartige Rechenspiele machen allerdings deutlich, dass der Nutzen der Aktivrente stark von der Arbeitsdauer, dem Renteneintrittsalter und der Lebenserwartung abhängt. Nicht der einzige Kritikpunkt.

Ruth Schüler vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln kritisiert, dass die Aktivrente keine Mehrzahl der Rentnerinnen und Rentner erreiche. Der Grund: Die Rentenreform richte sich an Menschen, die nach ihrem Renteneintrittsalter auf freiwilliger Basis weiterarbeiten wollen. Aktuell würden dadurch primär Personen ab einem Alter von 66 Jahren adressiert werden. Da die meisten Menschen allerdings schon mit 64 Jahren in Rente gehen würden, empfiehlt die Rentenforscherin, statt der Aktivrente lieber Menschen von einem regulären Renteneintrittsalter zu überzeugen.

Die Aktivrente könnte zudem „gegen das Leistungsfähigkeitsprinzip“ verstoßen, wird Schüler von t-online.de zitiert: „Demnach dürfen einzelne Gruppen nicht benachteiligt werden, und das könnte mit einer Aktivrente geschehen.“ Es könnte folglich sein, dass die Aktivrente gegen geltendes Recht verstoße. Eine Überlegung, die es zu prüfen gilt, wenn es die Rentenreform in den Koalitionsvertrag von SPD und Union schaffen sollte.

Übrigens: Friedrich Merz (CDU) möchte wohl auch eine Mindestrente von 2500 Euro erreichen.

 
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