Nach dem Militärputsch am 26. Juli 2023 in Niger hat das Auswärtige Amt nun eine offizielle Reisewarnung für das westafrikanische Land herausgegeben. Auf der Seite des Amtes heißt es: "Vor Reisen nach Niger wird derzeit gewarnt. Falls Sie sich derzeit in Niger aufhalten: Prüfen Sie, ob Ihr Aufenthalt noch zwingend erforderlich ist und nutzen Sie gegebenenfalls die nächste sich bietende Möglichkeit zur Ausreise." Deutschen Staatsangehörigen wird vom Auswärtigen Amt empfohlen, das Land zu verlassen.
Wie die Tagesschau berichtet haben dem Ministerium zufolge deutsche Staatsangehörige die Möglichkeit, das Land auf französischen Evakuierungsflügen zu verlassen. "Unsere französischen Kollegen haben angeboten, im Rahmen vorhandener Kapazitäten deutsche Staatsangehörige auf ihren Flügen aus Niger mit an Bord zu nehmen", sagte eine Sprecherin. Deutschland plant laut dem Deutschlandfunk aktuell keine eigene Evakuierungsaktion. Zusätzlich plane die Bundeswehr eine Wiederaufnahme des Flugbetriebs zum Lufttransportstützpunkt in Niamey.
Kurz erklärt: Was ist in Niger passiert?
Am Mittwoch, 26. Juli 2023, hat das Militär in einem Putsch die Macht in Niger übernommen. Der 2021 gewählte Präsident Mohamed Bazoum wurde laut der Tagesschau von der Präsidentengarde, einer Eliteeinheit des Militärs, festgesetzt. Den Putsch initiiert hatte der bisherige Kommandeur der Garde, General Abdourahmane Tchiani.
Er erklärte sich am Freitag, 28. Juli 2023, zum Staatsoberhaupt der Republik Niger und den bisherigen Präsidenten Bazoum als abgesetzt. Wenig später setzten die Putschisten die Verfassung außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf.
Laut dem Auswärtigen Amt ist die Lage vor allem in der Hauptstadt Niamey weiterhin unübersichtlich. Vor Ort gilt bis auf Weiteres eine Ausgangssperre von 0 Uhr bis 5 Uhr, der Luftraum über Niger ist bis 4. August gesperrt und die Landesgrenzen sind geschlossen.
Reisewarnung und Ausreiseempfehlung: Was sollten Deutsche in Niger jetzt tun?
Laut dem deutschen Außenministerium halten sich derzeit knapp 100 deutsche Zivilpersonen in Niger auf. Sie werden gebeten sich umgehend auf der Krisenvorsorgeliste ELEFAND - das steht für "elektronische Erfassung von Deutschen im Ausland" - zu registrieren bzw. die dort hinterlegten Daten zu prüfen und diese bei Bedarf zu ergänzen.
Das Auswärtige Amt mahnt vor allem in der Hauptstadt Niamey zur Vorsicht und rät: "Bleiben Sie nach Möglichkeit an einem sicheren Standort und vermeiden Sie unnötige Bewegungen im Stadtgebiet." Zudem sollten sich Deutsche in Niger an folgende Punkte halten:
- Anweisungen lokaler Sicherheitskräfte und Behörden folgen
- Menschenansammlungen weiträumig meiden
- die weitere Entwicklung in den lokalen und sozialen Medien verfolgen
- Mobiltelefone und andere Kommunikationsmittel sowie externe Batterien sollten immer voll aufgeladen werden, wenn Zugang zu Strom besteht
- vorsorglich und soweit möglich auf eine ausreichende Vorratshaltung - Wasser, Lebensmittel, Medikamente und Treibstoff - achten
Terrorismus und Anschlagsgefahr: Wovor warnt das Auswärtige Amt in Niger?
Dem Auswärtigen Amt zufolge besteht aktuell in der Hauptstadt Niamey eine erhöhte Gefahr von terroristischen Anschlägen. Dabei könnten den Angaben zufolge auch Orte im Fokus stehen, die von Ausländern besucht werden. Allgemein schreibt das Auswärtige Amt zu Terrorismus in Niger, dass in zahlreichen Regionen ein hohes Risiko von Entführungen, Gewaltkriminalität und mancherorts auch von Terroranschlägen bestehe.
Aktuell sollten Deutsche in Niger daher Orte meiden, die vor allem von internationalem Publikum besucht werden und an öffentlichen Orten besonders vorsichtig und aufmerksam sein. Zudem sollten sich Betroffene mit ihrer Umgebung vertraut machen und nahegelegene Anlaufpunkte kennen.
Internationale Reaktionen und Sanktionenauf die Krise in Niger
Nach dem Putsch haben sowohl die Weltbank als auch die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS Sanktionen gegen Niger verhängt. Die Weltbank hat ihre Hilfszahlungen eingestellt, während ECOWAS Wirtschafts- und Handelssanktionen verhängt hat und die Grenzen zu Niger geschlossen hat. Dies berichtete tagesschau.de. Nach dem Putsch haben sich die Preise für Grundnahrungsmittel und Öl laut Angaben der Welthungerhilfe deutlich erhöht.