2023 wird wohl das erste Jahr seit 2019 ganz ohne Corona-Einschränkungen sein. Heißt auch: Die Auswahl der Urlaubsziele fällt wieder deutlich größer aus – auch für Alleinreisende. Das gilt aber vielerorts auch für den Preis. Was nicht nur mit gestiegenen Energiekosten sowie Einnahmeausfällen über längere Zeit zu erklären ist.
Wie die Tagesschau unter Verweis auf eine Auswertung des Reiseportals Holidaycheck im Auftrag des ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus berichtet, muss für Pauschalreisen nach Spanien, Griechenland oder Portugal 20 bis 30 Prozent mehr gezahlt werden als in Vor-Corona-Zeiten. Bei bislang eher günstigen Urlaubszielen wie der Türkei, Tunesien oder Ägypten sind die Preise demnach um 35 bis 50 Prozent gestiegen.
Urlaub 2023: Flüge nach Spanien rund 25 Prozent teurer als 2022
Als "wesentlicher Preistreiber" gelten demnach die Flüge. Hier habe ein Check durch das Preisvergleichsportal Idealo für Plusminusergeben, dass die Preise durchweg zweistellig gestiegen sind – im Vergleich zum Vorjahr. So seien Flüge zur Sommerzeit nach Griechenland oder Kroatien 16 Prozent teurer als 2022, nach Portugal werden 18 Prozent mehr verlangt, nach Italien sogar 22 Prozent und nach Spanien– sowohl Festland als auch Inseln – werden demnach rund 25 Prozent draufgeschlagen. Was dabei auch eine Rolle spielt: Laut Plusminus haben deutsche Fluggesellschaften die Zahl ihrer Flüge auf die Kanaren deutlich verringert – trotz hoher Nachfrage.
Für einst als preiswert gehandelte Ziele wie Bulgarien, die Türkei oder Ägypten muss allein für den Flug mit Mehrkosten von 27 oder 28 Prozent gerechnet werden. Für Flugreisen nach Marokko müssen 36 Prozent mehr eingeplant werden. Gleich 50 Prozent teurer sind demnach Flüge in die Dominikanische Republik oder nach Thailand– wobei diese 2022 wegen der pandemiebedingt geringen Nachfrage auch moderat waren.
Immer häufiger werden Linienflüge für Pauschalreisen genutzt
Zudem zeige sich, dass die früher als günstig bekannten Charterflüge heutzutage oft teurer als Linienflüge seien. Interessant: Pauschalreisen würden häufiger mit Linienflügen kombiniert. Hierzu erklärt Sandra Dotan, Head of Content bei Idealo: "Das hat natürlich für die Veranstalter den Vorteil, dass sie kein Flugkontingent haben, das sie am Ende bei fehlender Nachfrage günstig wieder loswerden müssen." Offenbar ein Lerneffekt aus den Corona-Jahren, als viele Flieger fast leer und die Reiseveranstalter auf den Kosten sitzen blieben.
"Die Reiseveranstalter kaufen jetzt eher zurückhaltend kleinere Kontingente ein. Und wenn dann der Bedarf aber größer ist und mehr Leute reisen möchten, müssen Zusatzflüge nachgekauft werden. Und die verteuern auch den Preis", skizziert Andrea Winkler von "Time Travel" Rösrath das Dilemma.
Preise bei Flugreisen hängen mit Angebot und Nachfrage statt Kosten zusammen
Plusminus verweist auch auf eine "merkwürdige Preisgestaltung" der Fluggesellschaften. So kostet ein Flug über 3300 Kilometer ins ägyptische Scharm-el-Scheich im Juli durchschnittlich 720 Euro. Die 6200 Kilometer nach New York kann der deutsche Urlauber dagegen im Schnitt für 716 Euro zurücklegen. Die 2000 Kilometer entfernt liegende griechische Insel Naxos kann im Juli für 634 Euro bereist werden, die Reise nach Las Vegasüber 8900 Kilometer kostet nur 627 Kilometer.
Dotan gibt zu bedenken, dass die Nachfrage nach den zahlreichen Flügen über den Atlantik moderat sei, Dienstreisen zugunsten von Videokonferenzen ausfallen würden. Zudem würden die Urlauber lieber an den Strand reisen. Ihre Schlussfolgerung: "Insgesamt sehen wir, dass der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird und nicht durch die Koste wie etwa Kerosin."
Experte rät zum frühen Buchen mit Option der kostenlosen Stornierung
Hinsichtlich der Preisentwicklung erkennt Plusminus anhand der Auswertung von Holidaycheck ebenfalls Erstaunliches – Stichwort: Frühbucherrabatt. So musste eine Familie mit zwei Kindern für eine Pauschalreise über eine Woche in den Sommerferien nach Kreta im November 2022 im Schnitt 3340 Euro bezahlen, im März 2023 waren schon 3772 Euro fällig. Bei der spanischen Costa del Sol ging es bei denselben Voraussetzungen binnen sechs Monaten von 3300 Euro auf 3630 Euro hoch, für Marsa Alam entwickelte sich der Preis hier von gut 2800 Euro bis auf 3213 Euro.
In diesem Zusammenhang empfiehlt Vinzenz Greger, Managing Director von Holidaycheck, früh Tarife zu buchen, die die Option auf kostenfreie Stornierung beinhalten. So könnte im Fall der Fälle ohne Zusatzkosten zu einem Last-Minute-Schnäppchen gewechselt werden.
Dotan betont jedoch die hohe Nachfrage: "Es ist also zu erwarten, dass viele Urlaubsziele auch zeitig ausgebucht sind, wodurch gar keine Last-Minute-Schnäppchen wirklich entstehen würden."
Empfohlen wird Urlaubern ansonsten von Plusminus, Ziele mit weniger Nachfrage zu suchen. Quasi gegen den Trend zu fliegen. So kann eine Reise nach Sansibar, Mexiko oder Kuba laut Tagesschau günstiger sein als ein Urlaub am Mittelmeer.
Geld sparen bei Wahl des Flughafens und des Reisedatums
Wie das ZDF unter Berufung auf den Deutschen Reiseverband (DRV) berichtet, gelten die Türkei, Spanien, Griechenland, Ägypten und Portugal als beliebteste Ziele der Deutschen während der Hauptreisezeit. Im Trend liegen demnach aber auch die Malediven oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Gerade sparsamen Bundesbürgern rate DRV-Präsident Norbert Fiebig zur fachkundigen Beratung im Reisebüro.
Geld sparen lasse sich bei der Wahl des Abflughafens. Zudem sollte das Abflugdatum eher auf einen Montag bis Donnerstag fallen, wenn ein paar Euro weniger zur Verfügung stehen. Zehn, zwölf oder sogar 15 Tage Urlaub könnten darüberhinaus günstiger werden als ein zweiwöchiger Aufenthalt.
Auch bei Inlandsurlauben könne der Geldbeutel geschont werden – gerade abseits der Ballungszentren. Soll es doch über die Bundesgrenzen hinausgehen, biete sich Osteuropa an – hier sollte jedoch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine keineswegs außer Acht gelassen werden. Es gibt noch einige weitere Tipps, wie sich mit der richtigen Vorbereitung im Urlaub Geld sparen lässt.