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Langenreichen
„Mein Helm hat mich vor dem Krankenhaus bewahrt“
Bernhard Christi aus Lützelburg hat beim Alb Extrem Radmarathon in Ottenbach 300 Kilometer und 6.000 Höhenmeter gemeistert. Ein Sturz hätte ihn beinahe gestoppt.
0003554037.jpg       -  Marathonfahrten mit dem Rennrad und der Lützelburger Dorfladen sind die Leidenschaften von Bernhard Christi, der den Alb Extrem Radmarathon über 300 Kilometer und 6.000 Höhenmetern trotz eines Sturzes zu Ende gefahren ist.
Foto: Marcus Merk | Marathonfahrten mit dem Rennrad und der Lützelburger Dorfladen sind die Leidenschaften von Bernhard Christi, der den Alb Extrem Radmarathon über 300 Kilometer und 6.000 Höhenmetern trotz eines Sturzes zu Ende ...
Oliver Reiser
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:16 Uhr

Tragen Sie zu Ihrer Sicherheit bitte einen Helm! So steht es in der Ausschreibung zum Alb Extrem Radmarathon. Und das hat seine Berechtigung, wie auch Bernhard Christi aus Lützelburg erfahren musste.

Nachdenklich hält der 67-Jährige seinen Fahrradhelm in den Händen, auf dem ganz deutlich der Abdruck eines spitzen Steines zu erkennen ist. „Der hat mich wohl vor dem Krankenhaus bewahrt. Ohne den Helm hätte ich den Stein wahrscheinlich im Kopf gehabt“, sagt Christi. Die 300 Kilometer mit 6000 Höhenmetern kreuz und quer und rauf und runter durch die Schwäbische Alb hat er trotzdem hinter sich gebracht.

Seit 1999 ist Bernhard Christi regelmäßig auf extremen Strecken unterwegs. Auf so genannten Radtouren-Fahrten, bei denen es keine Platzierungen gibt. Das Ankommen ist nach 200 bis 200 Kilometer das Ziel. „Früher waren wir immer mit einer Clique bei der RTF in Dinkelscherben am Start“, schwärmt er noch heute von den gemeinsamen Ausfahrten mit seinen Lützelburger Freunden Reiner Brand, Leo Geier, Thomas Schuster, Walter Thoma und Josef Wagner. Die Veranstaltung in Dinkelscherben gibt es längst nicht mehr. Nach einem tödlichen Unfall bei einer Radtourenfahrt in Aichach wurden hohe Auflagen in Kraft gesetzt. „Das ist schwer zu stemmen“. sagt Christi. „Die Rennen finden ja auf öffentlichen Straßen statt. Es wird nichts abgesperrt. Man muss die Straßenverkehrsordnung einhalten. Theoretisch sogar bei einer roten Ampel anhalten“, grinst er vielsagend. Baustellen-Ampeln einmal ausgenommen.

Lützelburger hatte beinahe einen schweren Unfall beim Alb Extrem Radmarathon

Seit seiner Pensionierung ist der Initiator des Lützelburger Dorfladens meist in den westlichen Wäldern unterwegs. „Wenn mit das einmal einer gesagt hätte, dass es in Lützelburg einen Laden gibt und in Gablingen nicht“, schmunzelt der ehemalige Werkstattleiter des Dominikus-Ringeisen-Werkes in Holzen. Die 21 Kilometer zu einer Arbeitsstätte hat er stets mit dem Fahrrad zurückgelegt. „Diese Grundkondition fehlt mir jetzt.“ Trotzdem nimmt er sich jedes Jahr einen Marathon vor.

Diesmal war es der Alb Extreme Marathon in Ottenbach, der unter den Rennradlern ein absoluter Begriff ist. Die landschaftlich sehr reizvolle Strecke führt über schwäbisch Gmünd, Waldstetten, Geislingen an der Steige, Bad Überkingen, den Drackensteiner Hang, Schopfloch, Bad Urach, Dettingen an der Erms, Weilheim an der Teck, Bad Boll und Donzdorf wieder zurück nach Ottenbach. „Dabei geht das Streckenprofil wie Sägezähne rauf und runter“, berichtet Christi von 17 Prozent Steigung bei Bad Urach: „Irgendwann zum Schluss zu denkt man: Ich will jetzt keinen Berg mehr hochfahren.“ Aber es hilft nichts. „Das Schöne ist, dass fünf Strecken angeboten werden. 90, 160, 200 und 300 Kilometer. Da könnte man notfalls abkürzen“, meint Bernhard Christi. Für ihn war jedoch klar – die 300 Kilometer müssen sein. Nur dann darf man sich als „Traufkönig“ bezeichnen.

Klassischer Auffahrunfall wäre beinahe böse ausgegangen

Auch ein Sturz nach zwei Dritteln der Distanz konnte ihn nicht stoppen. „Mein Vordermann, bei dem ich im Windschatten gefahren bin, hat gebremst. Ein absolute NoGo“, erzählt Christi von einem typischen Auffahrunfall, wenn man Rad an Rad fährt. „Ich bin über den Lenker auf die Straße abgestiegen und mit dem Kopf auf den Boden geknallt.“ Bis auf ein paar Kratzer am Knie war ihm – dank des Helms - nichts passiert. Im Gegensatz zum Fahrrad. „Es doch etwas gebraucht, bis alles wieder gerichtet war.“

So fuhren Bernhard Christi und sein Unfallgegner die restlichen 100 Kilometer dem Feld, das um 5.30 Uhr gestartet war, hinterher. Die meisten Streckenposten hatten da schon abgebaut, so dass mit dem Navi gefahren werden mussten. Statt um 19 Uhr kamen sie erst um 21 Uhr ins Ziel. „Da war schon alles abgebaut“, zeigte sich Christi enttäuscht. Da er so mit sich selbst beschäftig war, konnte er während der ganzen Tour nicht einmal ein Selfie machen.

Nichtsdestotrotz ist bereits der nächste Radmarathon im Blick. „Nächstes Jahr werde ich versuchen, beim Ötztaler Radmarathon einen Startplatz zu ergattern“, erzählt er, dass hier eine Verlosung über die Teilnahme entscheidet: „Es gibt 20.000 Anfragen, 4.000 dürfen mitfahren.“

Bis es soweit ist, wird Bernhard Christi sich erstmal beim Augsburger Landkreislauf betätigen, der am 16. Juli quasi vor seiner Haustüre stattfindet. Er geht im Team seines Sohnes „Gio & die Oldstar-Runners“ an den Start.

 
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