Ausreichend breit, keine Autos und kaum Kreuzungen, die einen stören, um schnell von und zur Arbeit zu kommen: Radschnellwege sollen es Radfahrern einfach und attraktiv machen, längere Strecken zügig und sicher zurückzulegen. In Baden-Württemberg werden besonders viele solcher Radschnellwege durch den Bund gefördert. Dieser Text liefert eine Übersicht, wo Radschnellwege kommen sollen und wie lang darauf noch gewartet werden muss.
Was sind Radschnellwege?
Radschnellwege werden im allgemeinen Sprachgebrauch mit sogenannten Radschnellverbindungen gleichgesetzt. Radschnellwege sind eigentlich nur ein Element von Radschnellverbindungen, doch sie verkörpern das, worauf es den Planern und Nutzern ankommt - sie erfüllen laut dem baden-württembergischen Verkehrsministerium folgende Voraussetzungen:
- Selbst mit hohen Geschwindigkeiten sind die Radschnellwege sicher befahrbar. Sie sind daher asphaltiert oder betoniert.
- Priorität ist es, dass die Radfahrer wenig anhalten oder warten müssen und Strecken so schnell zurückgelegt werden können.
- Die Wege sind so breit, dass auch bei viel Radverkehr ausreichend Platz zur Verfügung steht.
- Die Strecken- beziehungsweise Linienführung ist direkt. Das bedeutet, keine Hindernisse und keine Umwege.
- Die Radschnellwege grenzen sich für gewöhnlich deutlich von Fußgängerwegen ab.
Die Hauptfunktion der Radschnellwege ist es, Städte und Gemeinden zu verbinden. Das Ziel: wichtige Pendlerstrecken verknüpfen und so durch schnelle Direktverbindungen den Berufsverkehr vom Auto aufs Rad zu verlagern. Kurze Strecken sollen demnach eher mit dem Rad statt dem Auto gemacht werden. Apropos kurze Strecken und Auto: Die kürzeste Autobahn Deutschlands gibt es in Baden-Württemberg.
Radschnellwege in BW: Wieso soll es sie geben?
Seit 2016 erstellte Baden-Württemberg laut Ministerium für 60 Radschnellwege mit einer Gesamtlänge von 1100 Kilometern Machbarkeitsstudien. Denn eine landesweite Potenzialanalyse ergab, dass von 70 möglichen Korridoren 32 "ein besonders hohes Nutzungspotenzial aufweisen".
Im Koalitionsvertrag erkenne die Landesregierung die große Bedeutung von Radschnellwegen an. "Bis 2030 möchte das Land mindestens 20 Radschnellwege umsetzen", heißt es seitens Ministerium.
Übrigens: Wer mit dem Rad fährt, sollte die neuen Schilder kennen, die seit 2024 gelten.
Wo verlaufen Radschnellwege in BW?
Aktuell gibt es drei Pilotprojekte des Landes: Heidelberg – Mannheim, Bad Wimpfen – Heilbronn, Esslingen – Ebersbach. Geplant vom Land werden zudem: Freiburg – Waldkirch/ Emmendingen, Tübingen – Reutlingen, Tübingen – Rottenburg, Heidelberg – Schwetzingen, Offenburg - Kehl. Auch dabei sind zwei Abschnitte, die Karlsruhe betreffen: Karlsruhe – Rastatt, Karlsruhe – Ettlingen.
Wer also beispielsweise zu einem der größten Arbeitgeber Karlsruhes pendelt, kann eventuell profitieren. Die Stadt erklärt dazu, wie man sich den Ablauf der Planung und Ausbau der Radschnellwege exemplarisch vorstellen kann - und dass für die Radfahrer noch Geduld vonnöten ist.
Seit 2020 werde geplant und sich mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe abgestimmt. Verschiedene Trassenverläufe seien untersucht, mit Betroffenen abgestimmt und anhand verschiedener Kriterien bewertet worden. Die mittlerweile festgelegten Vorzugstrassen "werden in den kommenden Jahren detailliert geplant". Auch die Öffentlichkeit wird beispielsweise in Form von öffentlichen Vor-Ort-Veranstaltungen beteiligt. Und so geht es weiter: "Nach der finalen Festlegung der Vorzugstrassen übernimmt die Stadt Karlsruhe eigenständig die Detailplanung innerhalb des Stadtgebietes (innerorts)." Bei beiden Routen werde der voraussichtliche Baubeginn im Jahr 2028 sein.
Hat die Radschnellverbindung regionale oder überregionale Verbindungsfunktion und ein Potenzial von mehr als 2500 Radfahrten pro Tag, so sei das Land Baulastträger, teilen die Regierungspräsidien mit. Verlaufe die Verbindung durch eine Stadt mit mehr als 30.000 Einwohnern, so sei die Stadt selbst Baulastträger. Die Planung einer neuen Verbindung werde für gewöhnlich vom entsprechenden Baulastträger übernommen, könne aber auch auf andere Planungsbehörden wie Landkreise oder Kommunen übertragen werden.
Radschnellwege in BW: Das ist der aktuelle Stand
Laut Landesregierung sollen die 16 derzeit in Planung befindlichen Wege bis 2028 fertigstellt sein.
Aufgeteilt in die vier verschiedenen Regierungspräsidien in Baden-Württemberg ergibt sich folgender Stand. RS steht für Radschnellweg.
Regierungspräsidium Karlsruhe
In Betrieb:
- RS 15: Mannheim – Viernheim – Weinheim
In Planung:
- RS 2: Mannheim – Ilvesheim – Edingen-Neckarhausen – Heidelberg
- RS 10: Karlsruhe – Ettlingen
- RS 13: Rastatt – Ötigheim – Bietigheim – Durmersheim Rheinstetten – Karlsruhe
- RS 16: Heidelberg – Eppelheim – Schwetzingen
- RS 22: Heidelberg – Wiesloch/Walldorf
Regierungspräsidium Stuttgart
in Betrieb:
- RS 1: Radschnellweg Ehningen – Böblingen/Sindelfingen – Stuttgart
- RS 14: Ebersbach - Reichenbach
In Planung:
- RS 1: Herrenberg – Nufringen – Gärtringen – Ehningen
- RS 3: Bad Wimpfen - Neckarsulm - Heilbronn
- RS 4: Esslingen am Neckar – Altbach – Deizisau – Plochingen – Reichenbach an der Fils
- RS 5: Schorndorf – Waiblingen – Fellbach – Stuttgart
- RS 8: Ludwigsburg – Remseck – Waiblingen
- RS 14: Süßen - Ebersbach
- RS 21: Bietigheim-Bissingen – Ludwigsburg (RS 8) – Kornwestheim – Stuttgart
Regierungspräsidium Freiburg
In Planung:
- RS 6: Emmendingen / Waldkirch, Denzlingen, nach Freiburg sowie Freiburg nach Ebnet, Zarten und Kirchzarten sowie Freiburg über Hugstetten, Gottenheim, Ihringen nach Breisach sowie Freiburg über Bad Krozingen und Heitersheim nach Müllheim sowie Von Emmendingen über Herbolzheim, Kenzingen und Ringsheim nach Lahr
- RS 20: Offenburg – Kehl – Straßburg
Regierungspräsidium Tübingen
In Planung:
- RS 9: Friedrichshafen – Meckenbeuren – Ravensburg – Weingarten – Baienfurt – Baindt
- RS 11: Rottenburg am Neckar – Tübingen
- RS 19: Tübingen – Reutlingen
Übrigens: Nicht nur im Ländle ist es schön mit dem Rad unterwegs zu sein. In ganz Europa gibt es sehenswerte Strecken. Und wer mit seinem Fahrrad viel in Deutschland fährt, für den könnte sich der Blick auf eine spezielle App der Deutschen Bahn im wahrsten Sinne lohnen.