
Wer im Internet nach dem Security-Dienst aus Augsburg sucht, findet nichts, was auf den ersten Blick eigentümlich oder dubios aussähe. Man suche Mitarbeiter, heißt es in diversen Einträgen der Firma in den sozialen Netzwerken, motivierte Leute, volljährig müssten sie sein, und bitte schön ein makelloses Führungszeugnis mitbringen. Wenn es stimmt, wovon die Staatsanwaltschaft und der Zoll Augsburg ausgehen, dann lief bei dem Unternehmen selbst vieles allerdings alles andere als makellos. Die Ermittler sind sich sicher, den Verantwortlichen des Security-Dienstes nachweisen zu können, Angestellte in großem Stil schwarz bezahlt und auf diesem Wege den Staat um eine siebenstellige Summe gebracht zu haben.
Rückblick: Im Januar vergangenen Jahres rücken Mitarbeiter des Hauptzollamtes Augsburg bei mehreren Firmen des "Bewachungs- und Sicherheitsgewerbes" an, wie es in einer späteren Pressemitteilung heißen wird. Die Ermittler haben Durchsuchungsbeschlüsse dabei – und Haftbefehle. Sie durchforsten 24 Immobilien in Augsburg, in anderen Teilen Bayerns und in Nordrhein-Westfalen. Mehr als 150 Beamte sind im Einsatz, beschlagnahmen Bargeld und Gold im Wert von knapp 150.000 Euro, die Staatsanwaltschaft lässt gerichtlich Vermögenswerte der Verdächtigen in Gesamthöhe von 1,2 Millionen Euro einfrieren. Vier Männer müssen in Untersuchungshaft. Es bestehe der Verdacht, dass sie mithilfe "von Schein- beziehungsweise Abdeckrechnungen Geld für die Bezahlung von Schwarzlohn an geringfügig beschäftigte Arbeitnehmer generiert haben", heißt es im Behördendeutsch. Was konkret bedeutet, dass die Ermittler professionell organisierte Schwarzarbeit vermuten, und das offenbar in größerem Ausmaß, schließlich rückt der Zoll selten zu einer Razzia derartigen Ausmaßes an.
Prozess in Augsburg um Schwarzarbeit und Geldwäsche bei Security-Firma
Es ist ein Verdacht, der sich aus Sicht der Staatsanwaltschaft inzwischen bestätigt hat; sie hat Anklage erhoben, kommende Woche soll am Landgericht Augsburg der Prozess gegen fünf Männer starten, darunter die vier zunächst inhaftierten Verdächtigen, von denen zwei weiterhin in Untersuchungshaft sitzen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die fünf Angeklagten als Bande agiert und ein Unternehmensgeflecht erschaffen haben, mit dem Ziel, den Staat um Sozialbeiträge zu prellen. Dafür gründeten sie den Ermittlungen zufolge mehrere Briefkastenfirmen in Nordrhein-Westfalen, die von Strohleuten geführt wurden und die Angestellten der Augsburger Sicherheitsfirma formell als geringfügig Beschäftigte übernahmen.
Faktisch sollen sie weiter für die Augsburger Firma tätig und alles andere als geringfügig beschäftigt gewesen und auch nicht so entlohnt worden sein, nur dass der Großteil des Gehaltes an der Steuer vorbei in bar übergeben worden sein soll. Ein Trick, der offenbar auch mithilfe der laut Ermittlungen existenten Schein- und Abdeckrechnungen eine Weile funktionierte, den Ermittlungen zufolge zumindest zwischen 2021 und Dezember 2022. Offenbar entgingen den Kassen auf diesem Weg Einnahmen von mehr als einer Million Euro.
Der Prozess deckt nicht das gesamte Ermittlungsverfahren ab, gegen weitere Beschuldigten laufen oder liefen separate Verfahren, darunter gegen den Vater der beiden noch inhaftierten Hauptangeklagten, zwei Brüder mit syrischen Wurzeln. Der Anklage zufolge soll der Vater die Aufgabe gehabt haben, die auf kriminellem Wege erwirtschafteten Gewinne der Firma zu waschen, etwa, in dem er dieses Geld in Syrien investierte. Die zuständige 15. Strafkammer des Landgerichtes hat diverse Verhandlungstage angesetzt, den beiden Hauptverdächtigen könnte eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung drohen, sollten sich die Vorwürfe gegen sie im Prozess bestätigen.