2023 waren hierzulande öfter Polarlichter zu sehen – teilweise sogar in Süddeutschland. Zuletzt waren sie in Bayern in der Nacht vom 4. auf den 5. November zu sehen und zwar mit leuchtend violetten Farben. Grund dafür sind immer wieder starke Sonnenstürme. Damit sie nicht nur im Norden von Deutschland zu sehen sind, müssen sie eine Intensität haben, die nur selten gemessen wird. Kann man Polarlichter nun häufiger in Deutschland beobachten?
Polarlichter in Deutschland: Wie kommt es überhaupt dazu?
Die Polarlichter – wissenschaftlich als Aurora Borealis auf der Nordhalbkugel bezeichnet – sind schimmernde Lichter am Nachthimmel, ausgelöst durch elektrisch aufgeladene Teilchen der Sonne, die auf die Erdatmosphäre treffen. Wenn die Protonen und Elektronen der Sonne auf Sauerstoff und Stickstoff in der Atmosphäre treffen, werden sie energetisch aufgeladen. Um zum Normalzustand zurückzukehren, strahlen die Teilchen die Energie wieder aus – sie ist dann in Form des Lichts am Nachthimmel zu sehen.
Wann kann man Polarlichter in Deutschland beobachten?
Die Sonnenteilchen wandern entlang des Magnetfelds der Erde und gelangen so in die Atmosphäre. Deshalb sind sie meist in höheren Breitengraden, also in Ländern wie Island, Norwegen, Schweden und Finnland zu sehen, um einige zu nennen, die Deutschland am nächsten liegen. Die Aktivität der Sonne hängt von verschiedenen Faktoren ab, und wird mit dem KP-Index ("Planetary K-Index") vorhergesagt. Der KP-Index ist eine Kennziffer, um magnetische Sonnenstürme zu messen. Er wurde 1949 vom deutschen Geophysiker Julius Bartels eingeführt.
Je heftiger ein Sonnensturm ausfällt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Sonnenteilchen auch in niedrigere Breitengrade vordringen können. Der KP-Index wird zwar anhand aktueller Daten gemessen und berechnet, eine verlässliche Langzeit-Vorhersage ist dennoch schwierig. Dabei spielen auch die Sonnenwindgeschwindigkeiten und die Sonnenwinddichte eine entscheidende Rolle. Anhand des KP-Wertes kann abgeschätzt werden, von wo die Polarlichter zu sehen sind. Die Skala liegt zwischen 0 und 9.
Damit die Polarlichter in Norddeutschland zu sehen sind, muss ein KP-Index zwischen fünf und sechs zu sehen sein, heißt es auf der Webseite spaceweatherlive.com. Ab einem KP-Index von 6 besteht die Wahrscheinlichkeit, die Nordlichter in Hamburg zu sehen, also bis zu einem Breitengrad von 53.5.
Hier die Übersicht, ab wann man Polarlichter in Deutschland beobachten könnte:
- Hamburg (Breitengrad ~ 53,5): KP-Index 6
- Dresden (Breitengrad ~ 51,3): KP-Index 7
- München (Breitengrad ~ 48,1): KP-Index 8
Ab einem KP-Index von neun, besteht sogar in Spanien die Wahrscheinlichkeit, Nordlichter zu sehen.
Wie häufig kann man Polarlichter in Deutschland beobachten?
Zuletzt konnten dank eines geomagnetischen Sturms am 24. April 2023 in Deutschland Polarlichter beobachtet werden. Der KP-Index lag bei 8. Zuletzt wurde im Jahr 2017 ein Rekord-Wert aufgestellt: Der KP-Index lag bei 8,3. Laut Daten des Helmholtz-Zentrums Potsdam wurde seit 2010 lediglich etwa 30 Mal ein KP-Index über sechs erreicht. Polarlichter können in Deutschland demnach eher selten beobachtet werden. Meist liegt der KP-Index bei 2, die Polarlichter können dann nur an Standorten in höheren Breitengraden gesehen werden.
Langzeitprognosen werden zwar erstellt, sie sind aber größtenteils unzuverlässiger als Wetterprognosen. Fest steht, dass die Sonnenaktivität etwa einem Elfjahreszyklus folgt. Das letzte Solarmaximum wurde im Jahr 2014 gemessen, Wissenschaftler erwarten deshalb das nächste Maximum mit hoher Polarlicht-Aktivität im Jahr 2025, schreibt das Geophysical Institute der University of Alaska Fairbanks. Polarlicht-Enthusiasten können also hoffen, in den kommenden zwei Jahren ein paar Sonnenstürme in Deutschland zu erleben.
Zusätzlich zum KP-Wert sind aber auch die Wetterverhältnisse wichtig, um Polarlichter tatsächlich mit bloßem Auge sehen zu können. Man braucht nämlich eine klare Sicht ohne Wolken und am besten möglichst wenig Licht. Auch der Mondzyklus sollte deshalb beachtet werden.