Das Pflegesystem in Deutschland steht vor wachsenden Herausforderungen. Auf eine steigende Zahl an Pflegebedürftigen und hohe Pflegekosten kommt ein massiver Personalmangel in Pflegeberufen. Die Krankenkassen fürchten für das Jahr 2025 finanzielle Engpässe und sehen auf die Beitragszahler eine Erhöhung zukommen. Wie hoch die ausfallen könnte und ob in den nächsten Jahren voraussichtlich weitere Erhöhungen drohen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Pflege: Beitragserhöhungen ab 2025 unausweichlich?
Der Verband der Ersatzkassen hat jüngst gegenüber der Zeitung Rheinische Post vor einer drohenden finanziellen Krise im deutschen Pflegesystem gewarnt. Wegen der stark steigenden Zahl der Pflegebedürftigen, die laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach explosionsartig zugenommen hat, erwarten die Krankenkassen, dass die Finanzmittel der Pflegeversicherung im ersten Quartal 2025 weniger als eine Monatsausgabe betragen werden. "Für diesen Fall darf die Bundesregierung den Beitragssatz per Rechtsverordnung anheben", erklärte der Verband gegenüber der Zeitung und führte aus: "Die Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit des Gesamtsystems macht nach aktueller Datenlage eine Beitragssatzanhebung voraussichtlich schon zu Beginn des Jahres 2025 erforderlich." Die Ersatzkassen schließen sich damit der Einschätzung der DAK aus dem März dieses Jahres an, worüber unter anderem auch tagesschau.de berichtete. Demnach müssten Beitragszahler ausgerechnet im kommenden Wahljahr mit "deutlich höheren Beiträgen" rechnen.
Der Verband der Ersatzkassen schätzt derzeit, dass die Beiträge bei der Erhöhung um etwa 0,2 Prozentpunkte steigen würden, um die Zahlungsfähigkeit des Systems sicherzustellen. Derzeit liegt der Beitragssatz zur Pflegeversicherung in Deutschland bei 3,4 Prozent des Bruttoeinkommens. Für Kinderlose beträgt der Beitragssatz vier Prozent. Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen sich den Beitrag zur Pflegeversicherung – ohne den Kinderlosenzuschlag – jeweils zur Hälfte, das heißt, jeder zahlt 1,7 Prozent. Kinderlose Arbeitnehmer tragen zusätzlich den Kinderlosenzuschlag von 0,6 Prozent, wodurch sich ihr Beitragssatz auf insgesamt 2,3 Prozent beläuft, während der Arbeitgeberanteil unverändert bei 1,7 Prozent bleibt.
Pflege 2025: Beiträge könnten in den nächsten Jahren in die Höhe schießen
Neben den finanziellen Engpässen steht das Pflegesystem vor einem weiteren gravierenden Problem: dem dramatischen Mangel an Pflegekräften. Christine Vogler, Verbandspräsidentin des Deutschen Pflegerats, warnte jüngst in der Bild, dass bis zum Jahr 2034 bis zu 500.000 Pflegekräfte fehlen könnten. Bereits heute gibt es einen Mangel von rund 115.000 professionellen Vollzeitkräften, was die Situation in Pflegeheimen und bei der häuslichen Pflege zusätzlich verschärft. Die hohe Teilzeitquote und die demografischen Veränderungen tragen weiter zur Verknappung der Pflegekräfte bei.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach sieht angesichts der prekären Lage der Pflegeversicherung und des Pflegesystems insgesamt keine Möglichkeit für eine umfassende Pflegereform in dieser Wahlperiode. Er verwies laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf die unterschiedlichen Positionen der Koalitionspartner, die eine Einigung verhindern. Experten fordern daher eine stärkere finanzielle Unterstützung durch Steuermittel und eine strukturelle Reform, um das System langfristig zu stabilisieren und die Qualität der Pflege zu sichern. Zudem gibt es Vorschläge - wie von VdEK-Chef Dirk Ruiss gegenüber der Rheinischen Post - private Pflegeversicherungen stärker in die Finanzierung einzubeziehen.
Der Freiburger Sozialexperte, Bernd Raffelhüschen plädierte gegenüber Bild gar für eine einjährige Selbstbeteiligung der Pflegebedürftigen an den Kosten, um die finanzielle Belastung der Pflegeversicherung zu reduzieren. Der Ökonom warnte davor, dass der Beitragssatz weiterhin massiv ansteigen könnte - insbesondere für Kinderlose. Für sie könne die Pflegeversicherung bis 2040 auf sieben Prozent steigen. (mit dpa)
Übrigens: Im Bereich Pflege wird sich 2025 einiges ändern. Unter anderem werden die Pflegesachleistungen je nach Pflegegrad um 35 bis 99 Euro erhöht. Auch das Pflegegeld steigt und wird um 4,5 Prozent erhöht.