Paranüsse enthalten viele wertvolle Inhaltsstoffe - herzgesunde Fettsäuren, Vitamine, Ballast- und Mineralstoffe, sowie das Spurenelement Selen. Besonders wer sich vegan ernährt, könnte also von den Kernen profitieren. Doch laut Öko-Test sind Paranüsse radioaktiv belastet. Die Experten haben für ihr März-Magazin 21 Produkte getestet, acht davon tragen ein Bio-Siegel. Trotzdem sind 13 Paranuss-Produkte mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch den Test gefallen.
Öko-Test erklärt: Warum reichern Paranüsse radioaktive Stoffe an?
Paranüsse sollten nur in kleinen Mengen verzehrt werden, denn sie reichern radioaktive Stoffe an. Paranussbäume wachsen laut Öko-Test nicht auf Plantagen, sondern nur in intakten Öko-Systemen wie dem Amazonas-Regenwald. Kleinbauern ernten die Paranüsse dort in Wildsammlung. Das Problem: Die oft sehr alten und bis zu 60 Meter hohen Bäume haben ein weit verzweigtes Wurzelwerk, über das sie im Boden vorkommende Substanzen in besonders hohen Konzentrationen aufnehmen. Zu diesen Substanzen zählt auch der radioaktive Stoff Radium.
Übrigens: Auch Pilze in Deutschland sind teilweise noch radioaktiv belastet.
Öko-Test zufolge beträgt die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland pro Jahr und Person etwa 2100 Mikrosievert. Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) werden davon jährlich etwa 300 Mikrosievertüber die Ernährung aufgenommen. Wer täglich zwei Paranüsse isst, erhöht diese Zahl noch einmal um 160 Mikrosievert. Gesundheitliche Schäden sind laut BfS bei dieser Menge zwar nicht zu befürchten, aber die Strahlenexperten raten Menschen, die sich vegan ernähren, Selen lieber über strahlungsfreie Alternativen wie Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen. Zumal zwei Paranüsse pro Tag laut Öko-Test gerade einmal ein Viertel des Tagesbedarfs decken würden.
Im vonÖko-Test beauftragten Labor waren die gemessenen Radiumwerte bei allen Produkten im Test vergleichbar hoch. Mit zwei Paranüssen pro Tag hätte sich demnach eine Jahresdosis von 84 bis 188 Mikrosievert ergeben. Zum Vergleich: In Sachen Strahlenbelastung schlägt ein Flug von Frankfurt nach New York mit 100 Mikrosievert zu Buche.
Öko-Test bemängelt zu viel Barium und Perchlorat in einigen Paranüssen
Neben Radium hat Öko-Test hohe Barium-Werte in den getesteten Paranüssen gefunden. Auch diesen Stoff nehmen die Bäume in hohen Mengen auf. Beim Menschen kann zu viel Barium zu Bluthochdruck führen und die Funktion der Nieren beeinflussen. Öko-Test hat bei neun Produkten im Test "erhöhte" Werte gemessen, bei einem Paranuss-Produkt wurden die Barium-Werte sogar als "stark erhöht" eingestuft.
Neben zu hohen Barium-Werten bemängelt Öko-Test in 14 Produkten die gemessenen Perchlorat-Gehalte. Der Stoff entsteht, wenn Wasser zur Desinfektion mit Chlor versetzt wird. An die Paranüsse könnte er gekommen sein, da diese oft mit Wasserdampf behandelt oder eingeweicht werden, um die harte Schale zu knacken. Doch der Stoff kann bei Menschen die Jodaufnahme hemmen und zeitweilig den Schilddrüsenspiegel beeinflussen.
Schimmelpilze: Öko-Test warnt vor bitteren und ranzigen Paranüssen
Paranüsse sind laut Öko-Test extrem anfällig für den Befall von Schimmelpilzen. Diese können giftige Aflatoxine bilden, die das Erbgut schädigen können. Im Test war zwar keines der 21 Produkte betroffen, trotzdem raten die Experten bitter oder ranzig schmeckende Paranüsse zu entsorgen.
Getestet wurden die Produkte außerdem in Sachen Geschmack und Aussehen. Im Öko-Test-Labor wurden bei einigen Paranüssen etwa Bruch- und Stoßstellen bemängelt. Geschmacklich sind laut Testergebnis fünf Paranuss-Packungen negativ aufgefallen. Zu viele Kerne hätten ranzig, muffig oder chemisch geschmeckt, als ein Qualitätsstandard das für Paranüsse toleriere.
Den vollständigen Testbericht sowie eine Auflistung aller getesteten Produkte ist online auf oekotest.de zu finden.