In Deutschland mehren sich die Meldungen über Sichtungen von Nosferatu-Spinnen: Allein auf dem Meldeportal nabu-naturgucker.de sind das ganze Jahr über Einträge in deutlicher Stärke zu sehen. Die Spinnen haben bereits in diversen Bundesländern für Schreckmomente gesorgt - oftmals allein durch ihren Anblick. Mittlerweile gibt es neue Erkenntnisse über das Vorkommen der Art in Deutschland und ihre Lebensweise. Die Ergebnisse sind 2024 als Studie im internationalen Fachmagazin Frontiers in Arachnid Science veröffentlicht worden.
Was ist über die Nosferatu-Spinne bekannt?
Sie gehört zur Familie der Kräuseljagdspinnen und zählt zu den Echten Webspinnen. Der lateinische Name lautet Zoropsis spinimana. Laut dem Naturkundemuseum Karlsruhe handelt es sich um die häufigste europäische Kräuseljagdspinne. Zwischen 20 und 50 Eiern legen die Nosferatu-Spinnen demnach. Hauptpaarungszeit ist im Herbst, binnen fünf bis sieben Monaten wachsen die Jungspinnen zu Adulten heran. Als Lebensdauer wird ein Jahr angegeben, Weibchen können auch anderthalb Jahre alt werden. Sie sind überwiegend nachtaktiv.
Wie groß wird die Nosferatu-Spinne?
Sie werden den Angaben des Naturkundemuseums Karlsruhe zufolge bis zu zwei Zentimeter lang und erreichen eine Beinspannweite von bis zu fünf Zentimetern. Der Nabu Nordrhein-Westfalen (NRW) nennt sogar Beinspannweiten von bis zu sechs Zentimetern. Dies sei "stattlich, aber nicht rekordverdächtig".
Der Name entstand laut Museum erst in jüngster Vergangenheit und besteht seit 2020 als offizieller Populärname. Zurückzuführen ist er auf den aus dem gleichnamigen Film bekannten Vampir. An dessen Gesichtszüge fühlen sich viele Beobachter beim Anblick der Zeichnung auf dem Vorderkörper der Spinne erinnert.
Übrigens: Es gibt gute Gründe, eine Spinne nicht die Toilette hinunterzuspülen.
Wie kam die Nosferatu-Spinne nach Deutschland?
Darüber wird bislang nur gemutmaßt. Als Heimat angegeben werden der Mittelmeerraum und Nordafrika. Wahrscheinlich kam sie mithilfe von Gütertransporten auf dem Rhein nach Deutschland - denn gerade in den Regionen rund um den längsten Fluss in der Bundesrepublik tauchen die Nosferatu-Spinnen häufig auf. Womöglich nutzten einige Exemplare auch das Gepäck von Reisenden als Transportmittel.
Wo hat sich die Nosferatu-Spinne in Deutschland besonders verbreitet?
Laut Nabu tauchten die Nosferatu-Spinnen als Erstes im Jahr 2005 in Freiburg auf. Im April 2024 hat der Nabu in einer Pressemitteilung dann festgehalten: "Die aus dem Mittelmeergebiet stammende Nosferatuspinne (Zoropsis spinimana) hat sich inzwischen in fast ganz Deutschland ausgebreitet."
Auf dem Nabu-Meldeportal seien demnach allein im Herbst 2022 innerhalb weniger Wochen mehr als 25.000 neue Funde gemeldet worden. Über 20.000 Menschen hätten sich seitdem an der Aktion beteiligt. „Inzwischen dürften sich diese Spinnen noch stärker weiterverbreitet haben“, so Gaby Schulemann-Maier von NABU-naturgucker und Co-Autorin der Studie.
Ihre Bitte: „Um die Ausbreitung auch weiterhin zu beobachten, freuen wir uns, wenn Sichtungen auf unserer Meldeplattform dokumentiert werden – am besten mit Foto.“ Das Tier sei mittlerweile bis auf Mecklenburg-Vorpommern in allen Bundesländern hemisch. Weitere Erkenntnisse der Forschung sind laut Pressemitteilung:
- Erwachsene Tiere sowie Jungspinnen kommen das ganze Jahr über in Deutschland vor - viele andere Spinnenarten verbringen den Winter im Boden, unter einem Laub- oder Holzhaufen und zwischen Steinen.
- Den Winter verbringen sie gern in Gebäuden, etwa in Wohnhäusern und Garagen.
- Fotos und Videos geben Aufschluss über ökologische Aspekte wie verlängerte Paarungsaktivitäten und temperaturabhängige Entwicklungszeiten im Eierkokon.
- Die Nosferatu-Spinnen ernährt sich mitunter von anderen Spinnen, die größer sein können als sie selbst sowie von Fliegen und Faltern. "Wahrscheinlich ist das Beutespektrum aber noch viel größer", heißt es weiter. Der Speiseplan von Spinnen ist tatsächlich breit gefächert.
- Jäger der Nosferatu-Spinne sind noch nicht bestimmt.
Ist die Nosferatu-Spinne für Menschen gefährlich?
Nicht wirklich. Zwar schreibt der Nabu NRW: "Das Gift von Zoropsis spinimana ist für Menschen nicht gefährlich." Laut Naturkundemuseum Karlsruhe gehört die Nosferatu-Spinne jedoch "zu den wenigen einheimischen Spinnenarten, die unsere Haut beim Biss durchdringen und so ihr Gift zum Einsatz bringen können". Der damit einhergehende Schmerz fühle sich weniger schmerzhaft als ein gewöhnlicher Wespenstich an - solange keine Allergie vorliegt.
Hautrötungen und -schwellungen rund um die Bissstelle könnten allerdings mehrere Tage lang anhalten. Daher sollte direkter Kontakt vermieden werden. Experten betonen: Die Nosferatu-Spinne beißt lediglich zu, wenn sie gereizt wird oder sich bedroht fühlt. "Die Spinne greift den Menschen nicht aktiv an. Sie wird immer versuchen zu fliehen und nur wenn sie gequetscht wird oder in die Enge getrieben wird, wird sie versuchen zu beißen. Wenn sich etwas Großes nähert, wird sie Reißaus nehmen", erklärt Christian Henkes vom Nabu Rheinhessen-Nahe in der Bild.
Wie sollte eine Nosferatu-Spinne entfernt werden?
Hier rät Henkes dazu, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen. Außerdem: "Einfach genauso vorgehen wie mit unseren bekannten Spinnen - Glas drüber stülpen, Pappe drunter schieben und die Spinne im Garten wieder freilassen." Das Naturkundemuseum Karlsruhe empfiehlt schlicht die Nutzung "eines ausreichend großen Behälters".
Soll auch ein entdeckter Eierkokon entfernt werden, rät Focus dazu, zunächst die bewachende Großspinne vorsichtig mit einem Pinsel zur Seite zu schieben und dann wie vorher beschrieben wegzubringen. Dann lasse sich der Kokon leicht entfernen. Werde er eingefroren, hätten die Eier darin keine Überlebenschance.
Wie sollte auf einen Biss der Nosferatu-Spinne reagiert werden?
Hier gibt der Focus diverse Tipps. So wird dazu geraten, einen elektronischen Stichheiler zu verwenden, da dessen Hitze die giftigen Eiweiße zerstören und den eventuellen Juckreiz abmildern würde. Dagegen sollte auf keinen Fall an einem Spinnenbiss gekratzt werden, da ansonsten Keime und Bakterien in die Wunde gelangen könnten. Es wird auch das Aufsuchen eines Arztes empfohlen, da Spinnenbisse sehr selten sind.
Übrigens: Es gibt gleich zwei Pflanzen, die Spinnen aus der Wohnung vertreiben können.