Beim Bummel über die Nördlinger Mess' ist jede und jeder zweifellos schon an ihnen vorbeigekommen: an den bunt gescheckten Ponys auf der Ponyreitbahn. Beim Blick auf die Tiere fallen die Reaktionen unterschiedlich aus. Die Kleinpferde begeistern Kinder. Bei anderen sorgt der Anblick für Ärger.
Carmen Spatschek aus Oettingen kritisiert das Angebot scharf: Das Ponyreiten auf der Nördlinger Mess' sei weder artgerecht noch zeitgemäß. Sie will ihre Kritik erneut öffentlich machen. Seit 2015 protestiere sie deshalb dagegen. Erst angeregt durch öffentliche Kritik, habe ihrer Ansicht nach der Betreiber der Reitbahn die Haltung seiner Tiere verbessert. Ihr reicht das nicht aus. Mittels Infoständen und Mahnwachen wolle sie den Tieren als deren "Stimme" breitere Aufmerksamkeit verleihen.
Kritik an der Reitbahn für Pony auf der Mess' in Nördlingen
Ihre Kritik: "Lärm von Fahrgeschäften, ständig wechselnde Menschen und die Enge in der Manege sind dauernde Stressfaktoren." Den Körper der "sensiblen Fluchttiere" belasteten nicht nur bei Hitze das stundenlange Gehen im Kreis und das Anbinden, das Kopfbewegungen einschränke. Monotonie rufe "stereotype Verhaltensweisen" hervor, die sich in Herdenhaltung auf der Wiese nicht entwickelten.
Den Betreibern wolle sie zwar nicht die Existenz nehmen, betont Spatschek, sie äußert aber Unverständnis: "Was bekäme ein Kind hier über Ponys vermittelt?" Ihr Unverständnis gilt auch den Mess'-Organisatoren. In München seien ab 2024 Reitgeschäfte bei Volksfesten nicht mehr erlaubt - warum ignoriere Nördlingen die Tierschützer samt Unterschriftensammlung?
Nördlinger Mess' 2023: Koordinator der Stadt sieht die Vorwürfe gelassen
Der städtische Koordinator für Nördlinger "Tourismus und Veranstaltungen", Daniel Wizinger, sieht keinen Grund gegen die Reitbahn - solange die Amtstierärzte den Betreibern auch weiterhin die Einhaltung aller Auflagen des geltenden Tierschutzrechts bescheinigten. Der Bauausschuss sei mehrheitlich gleicher Überzeugung.
Er selbst habe bei der Mess'-Backstage-Tour unserer Redaktion einen tierfreundlichen Eindruck von Anlage und Besitzern gewonnen. Das "niederschwellige Angebot" ermögliche Kindern Kontakt mit Pferden, deren Familien sich Reitunterricht nicht leisten könnten. Frau Spatscheks Darstellung hält er für absurd: Würden sie ihre Tiere nicht gut behandeln, würden sich die Ponyhalter "ins eigene Fleisch schneiden".
Letztere wollen sich am letzten Mess'-Tag auf keine erneute Diskussion einlassen. Im kommenden Jahr sei die Öffentlichkeit aber wieder willkommen, sich selbst ein Bild von dem Betrieb zu machen.