Diabetiker, die regelmäßig ihren Blutzuckerspiegel messen müssen, nutzen oft digitale Glukosesensoren, die mit dem Smartphone gekoppelt sind. Sinkt der Blutzucker auf ein bestimmtes Niveau, das für den Menschen gefährlich werden kann, wird ein Alarm ausgelöst. Diese Warnungen können nun bei Android-Geräten nach einem Software-Update ausbleiben. Alle Informationen finden Sie im Artikel.
Die Medizin entwickelt sich fortlaufend weiter und so müssen sich Diabetiker nicht mehr ständig in den Finger piksen, um ihren Blutzuckerspiegel mittels einer Blutprobe zu bestimmen. Mittlerweile gibt es Sensoren, die in der Haut stecken - oftmals im Oberarm - und permanent den Glukosewert messen.
Dieser wird dann an das Smartphone übermittelt. Steigt der Wert zu stark an oder sinkt auf einmal ab, meldet das Smartphone den Benutzerinnen und Benutzern das durch einen Alarmton und sie können eingreifen, zum Beispiel mit Insulin. Es gibt aber mittlerweile ganz andere Medikamente für Diabetiker.
Warum funktioniert die Bluetooth-Verbindung beim Messen des Blutzuckerspiegels nicht mehr?
Wie der Bayerische Rundfunk herausfand, kann es sein, dass diese Warnmeldungen bei einigen Smartphones nicht mehr ertönen. Mit fatalen Folgen, denn für Diabetikerinnen und Diabetiker sind sie lebenswichtig. Wenn sie nicht mehr funktionieren, kann es gefährlich werden.
Das Problem liegt bei der Version 13 des Betriebssystems Android von Google. Die Version wurde im August 2022 veröffentlicht und macht seither Probleme, denn die Bluetooth-Verbindung scheint immer wieder gestört zu sein. Genau diese Verbindung ist aber wichtig, damit der Sensor die Daten an das Handy schicken kann.
Immer mehr Betroffene beschweren sich seitdem über das fehlerhafte Update und warnen vor den gefährlichen Folgen. Google versprach direkt nach Bekanntwerden, sich um das Problem zu kümmern, doch auch Monate später ist dieses nicht behoben.
Peter Schwarz vom Universitätsklinikum Dresden und Präsident der International Diabetes Federation sagte dem BR: "Ich finde es fatal, dass der Patient durch ein Update eines Betriebssystems in eine Situation kommen kann, dass er potenziell gefährdet ist." Allerdings gehe er nicht davon aus, dass es durch das fehlerhafte Update allgemein zu lebensbedrohlichen Situationen kommen kann, da Diabetiker darauf geschult seien auf Symptome zu achten. Bemerken sie diese, müssen sie den Blutzuckerwert dann mit einem Piks in den Finger bestimmen.
Der Diabetologe gibt aber auch zu bedenken, dass es Personen gibt, die keine Symptome bemerken und dann plötzlich in eine schwere Unterzuckerung fallen können. "Das kann im Einzelfall für den Patienten auch gefährlich sein." Außerdem: Kinder können Symptome nicht immer deuten und auch Eltern erkennen diese oft zu spät.
Google weiß um das Problem der Bluetooth-Verbindung vom Android-Update
Google kennt das Problem, dass bei einigen Smartphones die Bluetooth-Verbindung gestört ist und veröffentlichte im Dezember 2022 dafür ein neues Update, das Betroffene installieren können. Allerdings stellen nicht alle Hersteller von Android-Geräten die Updates direkt zur Verfügung. Oft dauert das eine ganze Weile.
Die führenden Sensor-Hersteller Dexcom und Abbott reagierten bereits und empfehlen Diabetikerinnen und Diabetikern, die diese Sensoren nutzen, automatische Updates auf ihren Smartphones zu deaktivieren. Neue Versionen sollten nur dann installiert werden, wenn sie von den Herstellern auch geprüft wurden. So können fehlerhafte Updates verhindert werden.
Vergleichbare Bluetooth-Probleme gab es in der Vergangenheit schon mit Apple. Der Sensor-Hersteller Abbott informierte Nutzerinnen und Nutzer darüber.
"Es ist gar nicht so einfach zu sagen, wer für das Problem verantwortlich ist", sagt Diabetologe Schwarz. Es seien die Sensor-Hersteller, Smartphone-Hersteller und Anbieter des Betriebssystems involviert, aber auch Behörden, Ärzte und Patienten. "Ich denke, hier wäre eine übergreifende Zusammenarbeit wichtig, um das Problem zu identifizieren und zügig zu lösen." Für Diabetikerinnen und Diabetiker sei die Technologie ein Segen, aber nur wenn sie auch gut funktioniere.
Benjamin Böhm vom Deutschen Diabetikerbund möchte, dass Patienten in die Produktentwicklung mit einbezogen werden. "Damit Fehler und Probleme, die sich auf die Behandlung auswirken können, frühzeitig bekannt und Patienten informiert werden." Es sei wichtig, dass solche Fehler ernst genommen und so schnell wie möglich behoben werden.