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Neuburg, Donauwörth
Amokfahrt bis nach Donauwörth landet vor Neuburger Gericht
Streifen der Polizei Neuburg, Rain und Donauwörth verfolgten einen 25-jährigen Einbrecher aus Augsburg. "Ich dachte, die würden mich gleich erschießen."
Winfried Rein
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:13 Uhr

Eine regelrechte Amokfahrt– verfolgt zeitweise von sechs Polizeistreifen– hat ein 25-Jähriger zwischen Neuburg und Donauwörth hingelegt. Den VW-Transporter hatte er zuvor auf einer Baustelle in Oberhausen gestohlen. Als "abenteuerlich und absolut unverantwortlich" bewertete Amtsgerichtsdirektor Christian Veh das Verhalten des jungen Augsburgers. Das Schöffengericht Neuburg verhandelte den Fall am Mittwoch und setzte einen zweiten Prozesstag an, um weitere Zeugen zu hören.

Der 25-Jährige war im November 2021 mit einem Kumpel auf Einbruchstour gegangen, meist in Sportgaststätten entlang der Bundesstraße 16. Zwei Einbrüche in Langenneufnach und Ellzee in Nordschwaben sind angeklagt. Der Beschuldigte sagte im Gerichtssaal, dass er nur bei einem Einbruch dabei gewesen und überhaupt von dem Kumpel "hineingezogen" worden sei.

Polizisten verfolgten den Dieb über die B16 bis nach Genderkingen

Als die beiden bei der nächsten Tour vor dem Gebäude des Wasserzweckverbandes in Burgheim standen, wollte der 25-Jährige nach eigenen Worten "aussteigen". Das tat er dann auch buchstäblich, ließ seinen Begleiter zurück und lief eineinhalb Stunden lang bis nach Oberhausen: "Ich wollte nur noch heim." Dazu nahm er auf einer Baustelle den VW-Transporter, der Schlüssel steckte. Nachdem aber der Diebstahl ziemlich schnell der Polizei gemeldet worden war, lief auf der B16 eine Fahndung an. Die ersten Verfolger waren Neuburger Polizisten, danach übernahmen Beamte aus Rain. 

Als sie mehrfach zum Überholen ansetzten, um den VW zu blockieren, habe der 25-Jährige den Transporter nach links gezogen. "Ein gefährliches Manöver statt anzuhalten", hielt Staatsanwältin Sarah Pöll dem Beschuldigten vor. Die Polizisten wollten es nicht darauf ankommen lassen und folgten dem Flüchtenden bis nach Genderkingen. Auf dem Parkplatz eines Trachtenmodengeschäfts zog er Kreisel und konnte wieder entkommen.

Metallpoller am Rieder Tor in Donauwörth stoppten die Amokfahrt schließlich

Die rasante Fahrt ging weiter nach Donauwörth auf die Süd- und Westspange, durch die Innenstadt und auf einen Hochwasserdamm der Wörnitz. Der junge Augsburger überfuhr mehrmals rote Ampeln und erreichte nach Aussagen seiner Verfolger Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h. Auf der Reichsstraße war immer noch nicht Endstation. Der 25-Jährige befuhr sie rauf und runter, rammte einen quergestellten Streifenwagen und verursachte 12.000 Euro Schaden. 

Er kam einer schwangeren Autofahrerin frontal entgegen und hätte um ein Haar vor einem Altenheim eine Rentnerin mit Rollator erfasst. Er raste an der Polizeiinspektion vorbei "und wir dachten daran, Fahrzeuge als Sperre rauszustellen", berichtete eine Dienstgruppenleiterin vor Gericht. Metallpoller am Rieder Tor stoppten schließlich die Amokfahrt. Der Verursacher lief davon, wurde von Polizisten eingeholt und festgenommen. 

Augsburger muss sich wegen Amokfahrt vor Neuburger Gericht verantworten

Dass der 25-Jährige danach nicht in Untersuchungshaft musste, wunderte Amtsgerichtsdirektor Christian Veh sehr. Für die gefährliche Fahrt zeigt er keinerlei Verständnis, "nur mit viel Glück ist nichts Schlimmeres passiert". Der Angeklagte entschuldigte sich damit, dass er Angst vor der Polizei gehabt habe. "Ich dachte, die würden mich gleich erschießen", sagte er im Gerichtssaal. "Wir sind hier nicht in den USA", so die Antwort des Vorsitzenden Richters Veh.

Der Verteidiger wies das Versagen seines Mandanten dem "unsäglichen Umgang" mit seinem Freund zu. Er habe aus dem Strudel herauskommen wollen. Ob der Wunsch des Verteidigers, eine Bewährungsstrafe unter zwei Jahren, erfüllt wird, soll am zweiten Verhandlungstag mit dem Urteil geklärt werden. "Ohne vollumfängliches Geständnis", so die Staatsanwältin, sehe sie hier keine Bewährungschance. 

 
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