Eine neu gebaute Zweizimmerwohnung, 58 Quadratmeter, für monatlich 350 Euro. In Zeiten, in denen bezahlbarer Wohnraum rar ist, scheint ein solches Angebot attraktiv. Es klingt kurios, doch in Neuburg fehlen für genau solche preisgünstigen Wohnungen die Bewerberinnen und Bewerber.
Konkret geht es um ein Bauprojekt im Neuburger Schwalbanger. In der Richard-Wagner-Straße entsteht derzeit für sechs Millionen Euro ein Neubau mit 20 Sozialwohnungen. Wohnraum also, der öffentlich gefördert wird und somit auch mit niedrigem Einkommen bezahlbar ist. Die Baustelle schreitet voran, voraussichtlich zum 1. September sollen die ersten Mieterinnen und Mieter einziehen. Doch überraschenderweise fehlen aktuell Bewerberinnen und Bewerber für die Wohnungen. Wie kann das sein?
Neuburg: 20 neue Sozialwohnungen in der Richard-Wagner-Straße
Hinter dem Projekt in der Richard-Wagner-Straße steckt eine Form der Förderung, die der Bundesgesetzgeber neu geregelt hat, die sogenannte Einkommensorientierte Förderung (EOF). Die sieht vor, dass sich die Miete nach der Höhe des Gesamthaushaltseinkommens richtet, gestaffelt in drei Stufen. Die jeweiligen Einkommensgrenzen, um für eine solche Sozialwohnung infrage zu kommen, liegen bei 14.000 Euro (Stufe eins), 18.300 Euro (Stufe zwei) sowie 22.600 Euro brutto im Jahr für einen Ein-Personen-Haushalt. Je nach Einkommen erhält man eine Zusatzförderung für die Miete - je weniger man verdient, desto mehr Förderung erhält man.
Anders sieht es in den Stufen zwei und drei aus, für die jeweils sieben Wohnungen vorgesehen sind. Aus diesen Einkommensstufen habe man bislang nur wenige Bewerbungen vorliegen. Das heißt: In Neuburg entstehen neue Sozialwohnungen, für die sich - zumindest auf dem Papier - aktuell kaum jemand interessiert.
Dies liege weniger an mangelndem Bedarf, sondern vielmehr an der Unkenntnis der Betroffenen, sind die Verantwortlichen überzeugt. "Vielen ist überhaupt nicht bewusst, dass sie Anspruch auf eine Sozialwohnung haben", heißt es. Selbst einen Kollegen in der Stadtverwaltung, der sich auf Wohnungssuche befindet, habe man darüber aufklären müssen, dass nicht nur Sozialhilfeempfänger für geförderten Wohnraum infrage kommen, sondern jeder, der etwa als Ein-Personen-Haushalt, für die Stufe drei, höchstens 22.600 Euro jährlich verdient, erzählt die Mitarbeiterin des Ordnungsamts.
Bewerber für neue Sozialwohnungen in Neuburg fehlen
Zur Unwissenheit kommt hinzu, dass für so manchen alleine der Begriff "Sozialwohnung" ein rotes Tuch ist - und ein Grund, sich nicht mit diesem Angebot zu befassen. "Viele meinen, dass sozial in diesem Zusammenhang asozial bedeutet", sagt Beyer-Stempfle. Doch dem sei nicht so. "Öffentlich geförderter Wohnraum ist gedacht für eine breite Bevölkerungsschicht."
Der Stadt ist es ein Anliegen, die Menschen für diese Thematik zu sensibilisieren. Denn auch am Heckenweg, wo im Rahmen von Neuburgs größtem Bauprojekt seit Jahrzehnten ein ganzes neues Quartier entsteht, werden bald 120 neue Sozialwohnungen auf den Markt kommen, die nach dem EOF-Verfahren vermietet werden - dann könnten die Verantwortlichen vor dem gleichen Problem wie derzeit stehen.
Wer Interesse an einer Sozialwohnung in Neuburg hat und die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt, kann die Unterlagen bei der Stadt Neuburg anfordern, per Mail an ordnungsamt@neuburg-donau.de. Alternativ kann man sich die Unterlagen auf der Internetseite der Stadt herunterladen.