Nach nur wenigen Stunden waren sämtliche Tickets für die Tournee der Böhsen Onkelz im kommenden Jahr ausverkauft. Auch für die zwei Auftritte in Neu-Ulm gibt es keine Karten mehr. Doch nun regt sich Widerstand dagegen, dass die Band im Wiley-Park spielt: Die Ulmer Musikerin und Kabarettistin Ariane Müller will die Konzerte verhindern und hat am Mittwoch eine entsprechende Petition gestartet. Schon die Überschrift signalisiert, worum es ihr geht. Sie lautet: "Böhse Onkelz raus aus unserer Stadt."
Ariane Müller kritisiert, dass rechtsradikale Lieder der Böhsen Onkelz noch immer gesungen werden
Ariane Müller ist in der Region keine Unbekannte. Sie hat zeitweilig am Theater Ulm als musikalische Leiterin gearbeitet und vor zehn Jahren das Duo Suchtpotenzial gegründet. Auf dem Online-Portal Open Petition hat sie nun eine Petition gestartet, die sich an Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger und den Ulmer OB Gunter Czisch richtet. In der ausführlichen Begründung für diese digitale Unterschriftenaktion erwähnt sie die rechtsradikale Vergangenheit der Band, die sich davon allerdings schon sehr lange distanziert hat. Doch Ariane Müller kritisiert, dass die umstrittenen Lieder aus der Frühzeit der Onkelz wie "Türken raus" oder "Deutschland den Deutschen" heute in Neonazi-Kreisen immer noch gesungen würden.
Bestimmte Gruppen sind durch Fans der Onkelz besonders gefährdet, meint Ariane Müller
Die beiden angekündigten Auftritte vor 50.000 Menschen gäben vielen Bürgerinnen und Bürgern Anlass zur Sorge: "Auch wenn der Großteil der erwarteten Menschen hoffentlich friedliche Rock-Fans sind, sind auch Neonazis und Rechtsradikale zu erwarten", schreibt sie wörtlich. In der Vergangenheit sei es bei Onkelz-Konzerten "immer wieder" zu Ausschreitungen gekommen. Ariane Müller fürchtet, an den zwei Auftrittstagen im September 2024 könnten Polizei und Security die Sicherheit innerhalb des Stadtgebietes nicht gewährleisten. Vor allem Menschen mit dunkler Hautfarbe, sogenannte "People of Colour", sowie "Menschen aus der Queer Community und Frauen sind besorgt", heißt es wörtlich. Ariane Müller hält es für ein "falsches Signal, einer Band mit rechtsradikaler Vergangenheit in unserer Stadt so eine Plattform zu bieten. Wir in Ulm/Neu-Ulm stehen für eine moderne, diverse Gesellschaft und möchten nicht als rechtsoffen wahrgenommen werden."
Der Auftritt der Böhsen Onkelz in Neu-Ulm ist "eine schlechte Idee"
Sie verlange daher von den Stadtverwaltungen und den beiden Spitzen der Städte eine Stellungnahme sowie eine Verlegung der Konzerte an einen anderen Platz außerhalb der Stadt. Es sei gerade in diesen aufgeheizten Zeiten eine schlechte Idee, so eine umstrittene Band hierherzuholen. Ihrer Einschätzung nach stehe zu befürchten, dass nicht nur "einige aggressive Rechtsradikale" hierherkämen, sondern die Auftritte auch Gegendemos und die Antifa auf den Plan rufen würden.
Auf die Petition angesprochen, brach der örtliche Mitveranstalter Carlheinz Gern spontan in Gelächter aus: "Darüber muss ich einfach lachen", sagt er. Die ganze Angelegenheit hält er für "Blödsinn" und verweist darauf, dass sich die Band seit Jahrzehnten vom Rechtsradikalismus distanziert habe. Er glaubt, Ariane Müllers Vorstoß sei wohl eher eine "humoristische Aktion". Möglicherweise wolle sie das als neue Kabarettnummer in ihr Suchtpotenzial-Programm einbauen.
Bisher hat die Petition nicht recht eingeschlagen. Bis zum frühen Donnerstagabend fand sie 105 Unterstützende, wovon gerade mal 17 aus dem Landkreis Neu-Ulm stammen. Sollten mindestens 1600 Menschen diese Petition unterschreiben, will Open Petition die zuständigen Entscheidungsträger zu einer Stellungnahme auffordern. Die Zahl gilt als sogenannte "regionale Relevanzschwelle".