Von dem Hochwasser Anfang Juni in Baden-Württemberg und Bayern ist mittlerweile nicht mehr viel zu sehen. Die Pegelstände sind wieder deutlich zurückgegangen, doch die Überflutungen können nun weitere Folgen haben: Die Insektenforscherin Doreen Werner warnt im Gespräch mit dem Spiegel vor einem "harten Sommer".
Denn komme es zu einem Anstieg des Wasserpegels von Seen und Flüssen, würden die an Ufernähe abgelegten Mückeneier umspült, sodass daraus die Larven schlüpfen könnten. Voraussetzung dafür sind der Insektenforscherin zufolge warme Temperaturen. Und die stehen uns jetzt bevor.
Werner rechnet daher mit einer Ausbreitung der sogenannten Überflutungsmücken im Süden von Deutschland. "Sie drohen jetzt zur Plage zu werden", sagte sie dem Spiegel. Beim Aufenthalt im Freien müsse man dann mit mehr als 20 Stichen pro Minute rechnen.
Insektenforscherin warnt vor "aggressiven, kleinen Kamikazefliegern"
Dabei handele es sich um "aggressive, kleine Kamikazeflieger". Worauf müssen wir uns also gefasst machen? "Sie fliegen nicht wie die Hausmücke nachts stundenlang durchs Schlafzimmer, bis sie irgendwann zustechen. Sie hauen ihren Rüssel sofort in die Haut. Das macht sie so unangenehm", erklärt Werner.
Und die Überflutungsmücke könnte laut der Expertin auch Krankheitserreger übertragen. Sie stehe wie die Hausmücke im Verdacht, das West-Nil-Virus übertragen zu können. Dieses sei oftmals nicht gefährlich, aber ist dennoch nicht zu unterschätzen. "Bei etwa 20 Prozent entwickeln sich leichte Symptome, Kopfschmerzen, Unwohlsein. Nur bei jedem 100. kommt es zu neurologischen Komplikationen, die auch mit einer Hirnhautentzündung einhergehen und sogar zum Tode führen können", so die Insektenforscherin. Die Hotspots für das West-Nil-Fieber in Deutschland seien aktuell vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen, wobei es noch dutzende weitere Mückenarten in Deutschland gibt. Derzeit breitet sich etwa die Asiatische Tigermücke in Deutschland aus.
Was hilft am besten gegen Mücken?
Nun stellt sich die Frage, wie man sich vor den aggressiven Mücken schützen kann. Der beste Schutz ist laut Werner das Tragen langärmeliger, geschlossener Kleidung. Auch Mückengitter vor den Fenstern würden zum Schutz beitragen. Es gebe allerdings einen weitverbreiteten Irrglauben: "Viele Leute glauben, dass Mücken vom Licht angezogen werden, und machen deshalb abends das Licht im Haus aus. Mücken reagieren aber so gut wie gar nicht auf Licht, der stärkste Lockstoff für sie ist das Kohlendioxid in unserer Atemluft." Besser als Sprays, die man auf den Körper gibt, könne es helfen, öfter die Bettwäsche zu wechseln, um den anlockenden Schweißgeruch zu reduzieren.
Wird man schließlich von einer Überflutungsmücke gestochen, sollte man an der Stichstelle trotz des Juckreizes nicht kratzen, um das Risiko von Entzündungen zu vermeiden, so die Insektenforscherin zum Spiegel.
Übrigens: Wer eine dicke Schwellung an der Haut sieht, die zu groß für einen Mückenstich ist, könnte von einer Kriebelmücke gebissen worden sein.