In der Pflege in Deutschland herrscht ein Notstand. Zu viele pflegebedürftige Menschen und zu wenig Pflegepersonal machen den Hauptgrund aus. Diese Problematik dürfte sich in den kommenden Jahren Prognosen zufolge noch verschärfen. So rechnet etwa das Statistische Bundesamt einem Bericht von Januar 2024 zufolge bis 2049 mit einem Mangel von zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräften. Zudem wurde zuletzt laut dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) auch ein sprunghafter Anstieg bei den Pflegefällen verzeichnet. Allein schon aufgrund des demografischen Wandels dürfte die Zahl der Pflegebedürftigen in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Bis 2070 rechnet das Statistische Bundesamt mit etwa 6,9 bis 7,7 Millionen Pflegebedürftigen, aktuell sind es etwa fünf Millionen.
Ein Ansatz, das Problem zu lösen, waren zuletzt etwa Roboter in der Pflege. Mit dem Start der Pflegemesse am 23. April 2024 in Essen könnten nun allerdings vielmehr kleine Hilfsmittel in Form von Apps und mit Künstlicher Intelligenz (KI) Hoffnung machen.
KI in der Pflege: Kaum noch Roboter dafür unscheinbare Innovationen
Die großen Innovationen in der Pflegebranche kommen aktuell eher etwas unscheinbar daher, berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa) vor der Pflegemesse in Essen. Pflege-Roboter sehe man nur noch vereinzelt. Viel mehr sollen Apps und KI den Arbeits-Alltag für Pflegekräfte erleichtern und Pflegebedürftigen helfen. Rund 500 Aussteller sind auf der Leitmesse der Branche vertreten. Das Ziel: mehr alte Menschen trotz Personalnotstand und knapper Kassen gut versorgen.
Entwicklungen wie Pflege-Roboter sind wohl eher passé. "Die ganz großen Versprechungen, die es beim Thema Robotik in der Pflege gab, haben sich bislang nicht erfüllt", erklärt Steve Schrader, Experte für stationäre Pflege beim Messeveranstalter Vincentz Network der dpa. Statt Robotern liegt der Fokus inzwischen auf einfacheren Lösungen. Bei einer Sonderschau auf der Messe für innovative Ideen werden viele Aussteller demnach eher kleine Tools vorstellen, die auf dem Handy oder dem Bildschirm für spürbare Entlastung in der Branche sorgen sollen.
Über die angekündigten Tools können etwa Dienstpläne erstellt werden, die möglichst alle Wünsche der Pflegekräfte und Pflegebedürftigen berücksichtigen. Auch Geräte, die Pflegekräften den Papierkram mit einer automatisierten Dokumentation von Wunden abnehmen, sowie ein Exoskelett, das Pflegende bei körperlich schweren Handgriffen mit Pflegebedürftigen unterstützen soll, werden vorgestellt.
Bei den Innovationen rund um die Pflege geht es allerdings nicht nur darum, die Pflegearbeit zu erleichtern. Auch soll Pflegebedürftigen ein eigenständigeres Leben ermöglicht werden. Die Idee ist, dass Betroffene in der Folge weniger auf Pflege angewiesen wären und länger zu Hause leben könnten. Dazu wird auf der Pflegemesse etwa ein Bilderrahmen mit Kamera vorgestellt, der die pflegebedürftige Person KI-gestützt analysiert und Alarm schlägt, wenn sich diese untypisch verhält oder Anzeichen von schlechter Laune zeigt. Mehr Sicherheit im Alltag könnte zudem etwa eine Weste mit eingebautem Airbag bieten, die Kopf und Oberkörper bei möglichen Stürzen schützen soll. (mit dpa)