zurück
Bad Wörishofen, Mindelheim
Razzia mit 350 Polizisten: Darum wurde auch Osbra durchsucht
Polizei und Zoll haben mutmaßliche Passfälscher in der Region festgenommen. Betroffen war auch Osbra in Bad Wörishofen und Mindelheim. Gegen die Firma wird aber nicht ermittelt.
Image.jpeg       -  Die Firma Osbra in Bad Wörishofen erhielt am Mittwoch überraschend Besuch von Ermittlern. Zu den Beschuldigten gehört das Unternehmen allerdings nicht.
Foto: Markus Heinrich | Die Firma Osbra in Bad Wörishofen erhielt am Mittwoch überraschend Besuch von Ermittlern. Zu den Beschuldigten gehört das Unternehmen allerdings nicht.
Markus Heinrich
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:14 Uhr

Rund 350 Polizistinnen und Polizisten waren an einer der größten Razzien in unserer Region seit Jahren beteiligt. Auch in Bad Wörishofen und Mindelheim wurden die Einsatzkräfte am Mittwochvormittag vorstellig. Es ist noch nicht sehr lange her, dass in Bad Wörishofen die Razzia eines Spezialeinsatzkommandos landesweit Schlagzeilen machte. Ziel des Großeinsatzes am 11. Februar war eine Gaststätte, in der die Polizei illegale Pokerrunden vermutete. Diesmal ging es um völlig andere Vorwürfe. Polizei und Staatsanwaltschaft waren mutmaßlichen Passfälschern und Schleusern auf der Spur. Betroffen war auch die Firma Osbra im Unterallgäu. Der Firmenchef berichtet von dem Einsatz auf seinem Gelände.

Nach langwierigen Ermittlungen, die im Mai 2022 begannen, griffen Polizei, Zoll und Staatsanwaltschaft am Mittwoch zu. Neben den Wohnungen der fünf Hauptbeschuldigten durchsuchten die Einsatzkräfte sieben Firmen in Krumbach, Ellzee, Bad Wörishofen und Mindelheim sowie die Wohnräume von 21 weiteren Beschuldigten, die nachweislich im Besitz von mindestens einem falschen Ausweisdokument waren. 

Gegen zehn Uhr rollten die Einsatzfahrzeuge auf das Betriebsgelände der Firma Osbra in Bad Wörishofen, wo das Unternehmen seinen Sitz hat. Zeitgleich standen weitere Beamte in der Osbra-Niederlassung in Mindelheim vor der Tür. Der Ton sei sehr freundlich gewesen, berichtet Osbra-Chef Thomas Freudenberger. Die Einsatzkräfte hätten verschiedene Unterlagen verlangt. Freudenberger erzählt das ziemlich entspannt - denn sein eigenes Unternehmen ist von den Ermittlungen nicht betroffen. Ermittelt werde gegen einen externen Dienstleister, berichtet Freudenberger. Dieser habe auch Osbra mit Personal versorgt. 

Razzien in Krumbach: So ermittelten Zoll und Polizei gegen die Passfälscher

Das Zentrum des Großeinsatzes lag entsprechend in Krumbach, wo die verdächtigte Zeitarbeitsfirma ihren Sitz hat. Im Krumbacher Stadtsaal hatte die Ermittlungsgruppe "Servizio“, gebildet aus Beamten des Kommissariats Grenze der Memminger Kriminalpolizei und der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Hauptzollamts Augsburg, ihr Hauptquartier eingerichtet. Dorthin wurden zahlreiche Menschen gebracht, um deren Identität festzustellen, auch aus Bad Wörishofen und Mindelheim. Die Ermittler werfen den Hauptverdächtigen banden- und gewerbsmäßige Urkundenfälschung vor, dazu das Einschleusen von Ausländern sowie das Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt und illegale Beschäftigung. 

Eine 34-jährige Frau sowie zwei Männer im Alter von 27 und 43 Jahren aus der Ukraine sowie aus Rumänien seien hauptsächlich für die Rekrutierung der Arbeitskräfte aus Drittstaaten sowie die Beschaffung der gefälschten EU-Ausweise zuständig gewesen, teilten die Behörden am Mittwochnachmittag mit. Die Frau sei beim Landratsamt in Günzburg beschäftigt und habe dort die Fälschungen überprüft. Die drei Beschuldigten hätten zudem auf Bestellung gefälschte Führerscheine beschafft, glauben die Ermittler. Zwei weitere Männer, 38 und 58 Jahre alt, hätten als Inhaber einer Firma zur Personalvermittlung dafür gesorgt, dass die Eingeschleusten an Unternehmen vermittelt wurden. Das Quintett wurde am Mittwoch verhaftet. 

Wie die Ermittlungen gegen die Gruppe aus Krumbach ins Rollen kamen

Die Polizeipräsidentin des Präsidiums Schwabens Süd/West, Claudia Strößner, bedankte sich ausdrücklich auch beim Günzburger Landrat Hans Reichhart, der ebenfalls in der Ermittlungsphase mit der Polizei zusammengearbeitet habe. Bei den Durchsuchungen stellten die Einsatzkräfte nach Angaben vom Mittwochnachmittag zahlreiche gefälschte Ausweisdokumente sicher sowie einen ukrainischen Pass mit gefälschtem Passkontrollstempel zum Vortäuschen eines Flüchtlingsstatus. Zudem fanden die Polizisten geringe Mengen an Drogen, konkret etwa 20 Gramm psylocybinhaltige Pilze und drei Joints. Auch wurden Vermögensarreste bei zweien der Beschuldigten in einer Gesamthöhe von über 450.000 Euro angeordnet. 

Ins Rollen gebracht hatten die Ermittlungen zwei Vorfälle: Im Dezember 2021 wurde ein Mann aus der Ukraine in Nordrhein-Westfalen vorläufig festgenommen, wegen unerlaubter Einreise. Er habe einen gefälschten rumänischen Pass bei sich gehabt, den er angeblich von einer Frau aus Krumbach für 2000 Euro erhalten hatte. Im Februar 2022 kontrollierte die Polizei in Wörth an der Isar sechs Personen mit gefälschten bulgarischen Ausweisen, die bei einer Zeitarbeitsfirma in Krumbach angestellt waren. Die Ermittlungen dauern an. Zunächst werden die sichergestellten Beweismittel ausgewertet.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Dienstleister
Ermittlerinnen und Ermittler
Festnahmen
Hans Reichhart
Polizei
Polizistinnen und Polizisten
Zeitarbeitsfirmen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen