„Heute beginnt das Wettrennen“, ließ der aus Indien stammende Microsoft-Chef Satya Nadella bei einer Pressekonferenz in der Firmenzentrale wissen. Der CEO bezieht sich mit seiner Kampfansage auf Marktführer Alphabet, dessen Suchmaschine Google weltweit der mit Abstand am meisten benutzte Dienst ist. Die Microsoft-Variante ist dagegen schon lange abgeschlagen und spielt für die Mehrheit der Internetnutzer nur eine untergeordnete Rolle: Bing.
Was Nadella hoffnungsvoll macht, ist die Einbindung einer neuen Form von künstlicher Intelligenz, welche die digitale Interaktion zwischen Mensch und Maschine auf ein neues Level befördern soll, Chat GPT.
Chat GPT in aller Munde - Microsoft Bing soll Boost erhalten
Microsoft bläst mit Chat GPT also zum Angriff, um dem Rivalen Google bei der Wahl der Suchmaschine halbwegs wieder das Wasser abzugraben. Wie funktioniert die Verknüpfung zwischen der Suchmaschine Bing und dem OpenAI-Feature Chat GPT, das derzeit im Technologiesektor in aller Munde zu sein scheint?
Zunächst beantworten wir kurz die Frage, womit wir es bei Chat GPT eigenltich zu tun haben:
Die Ende 2022 veröffentlichte Software der Entwicklerfirma OpenAI kann in Windeseile Aufgaben vollziehen, die bislang Menschen vorbehalten waren - mit angeblich fast gleichwertiger Präzision. Dazu gehört Texte formulieren, wofür das Programm mit gewaltigen Mengen an Material "gefüttert" wurde. In der Praxis soll Chat GPT makellose, jedoch längst nicht immer verlässliche Antworten liefern. Das sei laut den Verantwortlichen allerdings nur der aktuellen Version dieser künstlichen Intelligenz geschuldet.
Wie wird Chat GPT in die Suchmaschine Microsoft Bing integriert?
Das Sprachprogramm Chat GPT wird bei Bing in einer weiterentwickelten Programmierung zum Einsatz kommen. Die Software kann mit Usern interagieren, so dass die Nutzeranfrage bestmöglich erfüllt werden soll. Es sind Anfragen in Textform mit einer Länge von bis zu 1000 Zeichen möglich, auf die von der künstlichen Intelligenz Antworten in ganzen Sätzen ausgespuckt werden.
Eine bedeutende Frage ist, inwieweit dieses Prozedere fehleranfällig, oder aber korrekt erfolgt. Denn auch komplexe Aufgabenstellungen soll Microsoft Bing nun bewältigen können: Bei einer Präsentation Anfang Februar zeigte das Unternehmen aus Seattle das Beispiel einer Reiseplanung, die auch die Aspekte Kosten und Routenführung beinhaltete. Ein wesentlicher Unterschied zur momentan öffentlich verfügbaren Version von Chat GPT: Während hier die Wissensbasis auf dem Stand des Jahres 2021 basiert, könne die Chat-Software von Bing über aktuelle Ereignisse, Resultate oder auch Fahrpläne Aufschluss geben.
Ob die Suche nach einem Backrezept, oder die Frage, ob ein bestimmtes Mobiliar in ein bestimmtes Fahrzeug passt: Ein weiterer Unterschied zur Gratis-Version von Chat GPT ist auch, dass bei Bing Links als Quellen erscheinen. Auf diese Weise können sich wissbegierige Personen ein Bild von der Verlässlichkeit der erhaltenen Antworten machen. In der Theorie klingt das also äußerst praxisorientiert.
Microsoft optimiert Anwendungen mit KI - das macht jedoch auch Google
Übrigens wird Microsoft, das OpenAI mit Milliarden von US-Dollar finanziell unterstützt, nicht nur die Suchmaschine Bing mit ChatGPT "aufrüsten". Auch in den Office-Programmen eines der bedeutendsten KI-Unternehmen der Welt wird das intelligente Sprachprogramm auf diverse Arten Einzug erhalten. Microsoft-Chef Nadella sprach diesbezüglich von einem "Co-Piloten", der Nutzerinnen und Nutzer bei der Anwendung unterstützt.
Was den Aufschwung der Microsoft-Suchmaschine Bing verhindern könnte: Natürlich entwickelt sich auch der umtriebige Kontrahent Google weiter in die KI-Richtung. Die Marktmacht aus Mountain View (Kalifornien) wurde durch die Auswahl von Links zu bestimmten Themen zur dominierenden Suchmaschine, der Marktanteil wird auf etwa 90 Prozent geschätzt. Schon länger bietet Google auch konkrete Antworten auf bestimmten Fragen an, die Nutzer in das Suchfeld eingeben - oder aber akustisch sprechen. Zuletzt verkündete der Konzern, dass die selbst entwickelte Sprachsoftware einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch dieser Chatbot wurde dafür entwickelt, dass sich Menschen mit ihm unterhalten können.