"Spaß macht's keinen mehr." Das ist das Fazit von Sebastian Bürger, Geschäftsführer des Land-Steakhauses in Marxheim. Damit meint er nicht seinen Beruf, denn das Bewirten der Gäste und die Ausrichtung von Familienfeiern machen ihm nach wie vor großen Spaß. Doch die Rückkehr der Mehrwertsteuer in der Gastronomie von sieben auf 19 Prozent zum Jahreswechsel bereitet ihm Kopfzerbrechen. Und nicht nur ihm: Im ganzen Landkreis mussten die Gastronomen die zusätzlichen zwölf Prozent auf die Preise aufschlagen und machen sich nun die größten Sorgen. Werden die Gäste trotzdem kommen?
Josef Meyer leitet das Hotel Meerfräulein in Wemding. Eine andere Wahl, als die zwölf Prozent auf die Speisekarte abzuwälzen, sei ihm nicht geblieben, sagt er: "Wir haben vorher schon hart kalkuliert und waren preislich im unteren Mittelfeld angesiedelt. Die zwölf Prozent könnten wir jetzt nicht mehr schlucken." So kostet beispielsweise ein Zwiebelrostbraten statt 19,90 jetzt 22,90 Euro, der Preis für einen gemischten Salat ist von 5,60 auf 5,90 Euro gestiegen.
Mehrwertsteuer: Erhöhung wird im Kreis Donau-Ries auf Preise aufgeschlagen
Wie die Kunden die Preissteigerungen aufnehmen, kann Meyer noch nicht sagen, er hat am Mittwoch seit Silvester zum ersten Mal mit der neuen Speisekarte geöffnet. Doch bereits im Vorfeld hätten viele Gäste angekündigt, das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Auswärtsessen künftig stärker auf den Prüfstand zu stellen. Meyer macht sich zumindest in dieser Hinsicht keine Sorgen: "Unsere Stammgäste bleiben uns sicherlich treu." Ob das Gleiche für die Touristen gilt, bleibe abzuwarten, nachdem die Stadt Wemding als einzige Kommune im Kreis Donau-Ries nach der Corona-Pause ihre Kurtaxe wieder einführen wolle. Das ist jedoch nicht der einzige Faktor: Auch die anhaltend hohen Energiekosten machen dem Gastwirt zu schaffen, dazu kommen die Erhöhung von Mindestlohn und Maut, die wiederum die Getränkelieferanten im März auf ihre Preise aufschlagen könnten.
Ein weiterer Stolperstein: "Gummiparagrafen", sagt Meyer. So gelte für einen Cappuccino mit mehr als 70 Prozent Milch eine Mehrwertsteuer von sieben Prozent, sind es weniger als 70 Prozent Milch, liegt der Satz bei 19 Prozent. "Wie soll ich dem Finanzamt denn beweisen, dass ich mehr als 70 Prozent Milch verwendet habe?", fragt Meyer ratlos. Auch bei Essenslieferungen und -abholungen ist die Lage unklar: Wird das Essen mit Porzellan oder Tischdecke geliefert, müssten die 19 Prozent greifen, andernfalls läge die Mehrwertsteuer bei sieben Prozent. "Und wenn dann ein Kontrolleur kommt und sagt, es hätten 19 Prozent gelten müssen, trage ich die Verantwortung und die Kosten."
12,50 Euro kostet ein Schnitzel jetzt im Gasthaus zum Boarn in Rain
Auch in Rain musste die Rückkehr zu den 19 Prozent Mehrwertsteuer auf die Preise umgelegt werden. "Aufschlagen haben wir schon müssen", sagt Maria Stöckle vom Gasthaus Zum Boarn. Ein Schnitzel kostet nun etwa 12,50 Euro - statt wie bisher 10,90. Das bereite ihr durchaus Sorgen, auch wenn bis jetzt noch keiner der Gäste sich beschwert hätte, sondern eher eine Art stilles Verständnis herrsche. "Richtig sehen wir es ja erst, wenn die Feiertage vorbei sind", meint Stöckle. "Bis jetzt ist es okay." Eine Prognose für das Jahr will sie eher nicht treffen. "Es kommt jetzt drauf an, wie die Gäste es annehmen."
Das sagt auch Sebastian Bürger vom Land-Steakhaus in Marxheim. "Wir mussten die zwölf Prozent teilweise vollumfänglich weitergeben. Es wird sich rausstellen, wie sich das auswirkt." Auf den Tischen hat er Aufsteller verteilt, die den Gästen vermitteln sollen, dass es sich bei den veränderten Preisen um keine Preiserhöhung handelt, sondern um die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Je nach Gericht habe er den Preis um zehn bis zwölf Prozent angezogen: Für einen Zwiebelrostbraten müsse er nun beispielsweise 29,50 Euro verlangen - statt wie zuvor 26,50. "Wir haben versucht, bei solchen Gerichten nicht über die 30 Euro zu gehen", erklärt er und stellt klar: "Davon kommt nichts bei uns an."
Sebastian Bürger: "Die Lage bringt die Gastro-Branche ins Straucheln"
Eine Wahl hätte er nicht gehabt: Rund 130.000 Euro würden ihm auf das Jahr gerechnet fehlen, wenn er die Umlage nicht mache. "Zusammen mit den Energie- und Stromkosten und der Rückzahlung der Corona-Soforthilfe wären wir so nicht überlebensfähig." Zumal er auch seinen Mitarbeitern einen vernünftigen Lohn zahlen wolle. Die Lage bringe die Branche insgesamt stark ins Straucheln.
"Ich weiß nicht, wo die Reise hingeht. Die Lage ist für uns angespannter als während Corona." Er plane komplett ins Ungewisse, wisse nicht, wie die Kunden reagieren würden. Jedem Tag blicke er voller Sorge entgegen. "Das werden manche nicht überleben, mich nicht ausgeschlossen", befürchtet er.
Das glaubt auch Josef Meyer vom Hotel Meerfräulein. Er prognostiziert: "Jeder Betrieb, der auf dem Land zumacht, ist weg."