![Markus Lüpertz.jpeg - Von Böhmen nach Baden: Das Leben und die Künstlerkarriere von Markus Lüpertz verliefen nicht immer geradlinig. Markus Lüpertz.jpeg - Von Böhmen nach Baden: Das Leben und die Künstlerkarriere von Markus Lüpertz verliefen nicht immer geradlinig.](/storage/image/3/4/0/3/10013043_markus-luepertz-jpeg_app-article-teaser-large_1Bs6nF_UmNwYZ.jpg)
In Karlsruhes Untergrund lässt sich nun die Schöpfungsgeschichte nachverfolgen. Das vielbeachtete und kontrovers diskutierte Kunstprojekt des Malers Markus Lüpertz stellt auf 14 großformatigen Keramik-Reliefs in U-Bahn-Haltestellen den Anbeginn der Zeit und des Menschen dar.
Vier mal zwei Meter messen die 1,5 Kilogramm schweren und aus jeweils zehn Tafeln bestehenden Werke, die bei einer mitternächtlichen Vernissage im dafür gesperrten Karlsruher U-Bahn-Tunnel enthüllt wurden. Die Genesis-Kunstwerke können jetzt rund um die Uhr an 365 Tagen bestaunt werden.
Für den 82-jährigen Wahl-Karlsruher geht es darum, mit dem 2017 vorgestellten Projekt seiner "Heimatstadt" etwas zurückzugeben. Es handele sich um "eine schöpferische Reise vom Dunkel ans Licht" – so wird das Projekt auch auf der offiziellen Homepage angepriesen. Doch wer ist der Künstler hinter den Werken?
Lüpertz wurde von Kunstakademie geworfen
Geboren wurde Markus Lüpertz am 25. April 1941 in Reichenberg in Böhmen, heute besser bekannt als Liberec in Tschechien. Im Alter von sieben Jahren siedelte er mit seiner Familie ins Rheinland und zählt heute zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart.
Wie das Portal Artedio, über das zeitgenössische Kunst – auch von Lüpertz– erworben werden kann, berichtet, begann er eine Lehre als Maler für Weinflaschenetiketten, ließ jedoch das Talent für diese Aufgabe vermissen. Nachdem auch eine zweite Lehre – diesmal wegen einer Pleite – scheiterte, wurde er von 1956 bis 1961 in der Werkkunstschule Krefeld von Laurens Goossens ausgebildet.
Sein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf endete laut dem Spiegel infolge verschiedener Auseinandersetzungen bereits nach einem Semester. Ein Professor soll sich etwa darüber echauffiert haben, dass Lüpertz Cowboys am Lagerfeuer malte. Die Exmatrikulation war der nächste herbe Rückschlag, erzählte er in einem Interview mit SWR 1.
Später verpflichtete sich Lüpertz laut dem Zeitmagazinfür die französische Fremdenlegion, desertierte jedoch nach wenigen Monaten. Seine Karriere als Künstler startete im Jahr 1962 mit dem Umzug nach West-Berlin.
Lüpertz prägte die moderne Malerei
Laut dem Haus der Kunst hat Lüpertz die moderne Malerei seither entscheidend mitgeprägt, er zählt zu den zentralen Kunstfiguren der deutschen Nachkriegszeit. Inspiriert hätten ihn John Fords Western und Autoren-Filme von Michelangelo Antonioni, Jean-Luc Godard oder Alain Resnais.
Deren "Filmgedichte" über private Sehnsüchte, poetische Visionen und die abstrakte Qualität innerer Zustände ihrer Charaktere, heißt es weiter, hätten Lüpertz Ende der 1960er Jahre zu einer radikal neuen Syntax der Malerei verholfen, die seine Gemälde noch immer ausmachen würden. So arbeitet er in Serien – wie auch bei Genesis.
Als Beispiele genannt werden seine Donald-Duck-Serie, frühe Dithyramben-Gemälde, deren Form vom Twentieth-Century-Fox-Logo beeinflusst wurden, und Zeltbilder, deren Raum sich jenseits von Ort und Zeit befindet. Eine Veränderung sei in den 2000er-Jahren festzustellen. So betont das Haus der Kunst die neue skulpturale Qualität vieler Figuren auf seinen Gemälden.
Lüpertz war von 1974 an Professor in Karlsruhe
Bereits 1974 erhielt Lüpertz die Professur für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. 1986 wechselte er der schlechten Studiumserfahrungen zum Trotz an die Kunstakademie Düsseldorf. Von 1988 an war er mehr als zwei jahrzehntelang lang dort Rektor.
Lüpertz gilt als exzentrischer Maler, der vor allem im Neoexpressionismus zu verorten ist. Er entwarf auch bekannte Skulpturen. So steht seit 2009 ein Apoll auf dem Elisabethenplatz in Bamberg. Der 18 Meter hohe und 23 Tonnen wiegende Herkules kann im Gelsenkirchener Nordsternpark bewundert werden. Im Bonner Stadtgarten wird mit einer Bronzeskulptur direkt am RheinLudwig van Beethoven gedacht.
Lüpertz: Genesis-Projekt in Karlsruhe in sieben U-Bahn-Stationen
Sein neues Projekt in Karlsruhe setzte Lüpertz gemeinsam mit dem Verein "Karlsruhe Kunst Erfahren" um, mit Unterstützung der Zeller Keramik-Manufaktur. Die involvierten U-Bahn-Stationen sind Durlacher Tor (Die Gussform des Schmiedes und Die dreizehn Winde), Kronenplatz (Schakkan und Die wütende Woge), Marktplatz (Der Aufgang der Sonne und Die Locken der Frau), Ettlinger Tor (Die Mauer von Uruk und Belet-Ili), Kongresszentrum (Aruru oder die Steppe und Die Brustwehr) Lammstraße (Von schönster Gestalt und Die Königswürde) und Europaplatz (Die Lehmhalde des Töpfers und Die Wasser des Überflusses).