Auf einer Beliebtheitsskala dürften Marder ziemlich wenig Punkte einheimsen. Denn die Tiere machen dem Menschen ganz schön zu schaffen. Sie dringen in Gebäude ein und hinterlassen dort ebenso ihre Spuren wie im Motorraum von Fahrzeugen, wo sie gerne an Kabeln herumknabbern.
Doch was lässt sich gegen die Vierbeiner ausrichten? Wie kann das Auto vor dem nächsten Marder-Angriff geschützt werden? Dieser Text liefert die Antworten.
Marder: Warum suchen sie Autos auf und knabbern Kabel an?
Wie der ADAC berichtet, sind warme Motorräume für Marder beliebte Zufluchtsorte. Die Gefahr, die Tiere anzulocken, ist damit besonders groß, wenn der Motor nach einer Fahrt abkühlt. Besonders aktiv sind Marder zur Paarungszeit im Frühjahr sowie im Herbst, wenn sie Schlaf- und Ruheplätze suchen. Die meisten Marderschäden werden demnach zwischen April und Juli gemeldet.
Die Tierschutzorganisation Peta erklärt die Angriffe der als Einzelgänger lebenden Marder damit, dass die Männchen in der Paarungszeit "durch Duftmarken verstärkt Präsenz in ihrem Revier" zeigen würden. Das kann für den Menschen und sein Auto zum Problem werden. Denn Stand das Fahrzeug zwischenzeitlich in einem fremden Marderrevier und ein ortsansässiger Marder nimmt daran den Duft seines Rivalen wahr, wird er die Spuren des Eindringlings aus Protest zerstören, heißt es.
Peta warnt: "Besonders anfällig sind Fahrzeuge, die über Nacht in verschiedenen Marderrevieren geparkt werden." Es wird deshalb gerade Pendlern geraten, das Fahrzeug regelmäßig zu überprüfen. Denn oftmals fällt es nicht sofort auf, dass das Auto als nächtlicher Marderunterschlupf herhalten musste.
Marder: Wie hoch sind die Schäden an Autos in Deutschland?
Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben sich im Jahr 2021 allein die Schäden durch Marderbisse an kaskoversicherten Pkw auf 92 Millionen Euro summiert. Von diesen tierischen Angriffen seien 208.000 versichert gewesen, was einen leichten Rückgang bedeutet. Allerdings kostete jeder Marderschaden rund 450 Euro – im Vergleich zum Jahr 2020 ein Plus von fast sieben Prozent.
Der ADAC muss seine Pannenhelfer nach eigenen Angaben pro Jahr "zu gut 10.000 von Mardern verursachten Pannen" rufen.
Marder: Welche Autoteile beißen sie besonders gern an?
Hier nennt der ADAC als besonders gefährdet "alle gummielastischen Bauteile". Konkret werden aufgezählt:
- Zündkabel
- Kühlwasser- und Scheibenwaschwasser-Schläuche
- Kunststoffschläuche
- Faltenbälge an Antriebswellen und an der Lenkung
- Stromleitungen bzw. deren Isolierung
- Isoliermatten für Geräusch- und Wärmedämmung
Marderbiss: Was können die Folgen sein?
Sind Zündkabel angebissen, kann ein unrunder Motorlauf die Folge sein, informiert der ADAC. In diesem Fall wird von einer Weiterfahrt ohne genaue Diagnose abgeraten, denn unverbrannter Kraftstoff könnte den Katalysator schädigen.
Dagegen würden Schäden an Gummimanschetten nicht sofort zu spüren sein. Allerdings führt das folgende Eindringen von Schmutz und Wasser sowie der Verlust der Fettfüllung "zur Schädigung der Antriebs- und Achsgelenke sowie ggf. der Lenkungsteile". Dies bringe Gefahr mit sich. Zudem könnten nicht rasch bemerkte Schäden drastisch erhöhte Reparaturkosten zur Folge haben.
Hat ein Marder die Kühlmittelschläuche durchlöchert, droht der Motor wegen des Verlusts der Kühlflüssigkeit zu überhitzen. Werden Unterdruckschläuche in Mitleidenschaft gezogen, ist ein Leistungsverlust möglich.
Bezüglich Elektro-Autos verweist der ADAC auf den besonderen Schutz des Motorraums und der Hochvoltleitungen. Sollte ein Marder sich dennoch in einem Hochvoltkabel verbeißen, müsste "der betroffene Kabelsatz komplett erneuert werden". Wegen der sehr hohen Hochvolt-Eigensicherheit sei ein Stromschlag ausgeschlossen. Zudem verbreite die Isolationsüberwachung des Hochvoltsystems eine Warnmeldung, sollten Schutzhüllen oder Kabelisolierung durchgebissen worden sein.
Marderschaden: Wie kann man vorbeugen?
Der GDV betont, dass es zwar viele Tipps zur Vorbeugung eines Marderbisses gibt, doch nur wenige seien wirklich hilfreich. So wird dazu geraten, den Motorraum fachgerecht reinigen zu lassen, sollten Marder in der Nachbarschaft leben oder sogar Spuren der Tiere bereits am Auto entdeckt worden sein. Denn wie schon erwähnt, reagieren die Tiere äußerst aggressiv auf Duftspuren ihrer Artgenossen. Es lohnt sich also, diese Gerüche regelmäßig zu entfernen.
Eine pragmatische Lösung ist eine Abschottung des ganzen Motorraums. Die entsprechenden Teile lassen sich nachrüsten oder womöglich schon als Zusatzausstattung direkt beim Kauf einbauen. So finden die Marder erst gar keinen Weg zu den Kabeln und Schläuchen. Peta ergänzt jedoch, dass die Nager oft über Radkästen in den Motorraum gelangen würden – diese Zugangswege lassen sich mit speziellen Borstenvorhängen oder Blechen durch einen Monteur verschließen.
Ebenso Abhilfe verschaffen können sogenannte Wellrohre – also flexible Rohre aus Hartplastik –, denn diese könnte auch der Marder nicht durchbeißen. Sie werden über Schläuche und Kabel im Motorraum gezogen, dürfen dabei aber nicht mit den heißen Teilen in Berührung kommen. Wer sich dafür entscheidet, schützt allerdings die Gummimanschetten und die Dämmstoffe nicht mit, schreibt der GDV.
Alternativ kann etwa ein elastisches Drahtgitter als Abschottung für den ganzen Motorraum unter den Teil des Autos gelegt werden. Weil Marder wackeligen Untergrund meiden, kommen sie Kabeln und Schläuchen so nicht zu nahe.
Der ADAC nennt außerdem die Option, Elektroschockgeräte einzubauen, "die nach dem Prinzip eines Weidezauns leichte elektrische Schläge an den Eindringling verteilen". Allerdings sollte der Einbau gut überlegt sein und "sach- sowie fachgerecht ausgeführt werden". Die Ströme seien ungefährlich.
Leichter einbauen lassen sich Ultraschallgeräte, die Töne mit ständig wechselnder Frequenz ausstoßen, welche von Menschen nicht gehört werden, Marder jedoch das Weite suchen lassen. Diese lassen sich demnach mit wenig Werkzeug installieren.
Als weiteren Tipp gibt der ADAC an, das Auto nach Möglichkeit in der Garage abzustellen. Hier fügt Peta hinzu, sollte sich dennoch ein Marder Zugang zum Fahrzeug verschaffen, kann Mehl auf den Boden gestreut werden, um die Fußspuren sichtbar zu machen und das Schlupfloch zu entdecken. Dieses kann dann "mit Brettern, Putz oder anderen Baumaterialien verschlossen werden" – dabei sollte das Tier aber natürlich nicht mit eingesperrt werden.
Insgesamt betont die Tierschutzorganisation, dass Marder "sehr schlau" seien und daher schnell bemerken würden, dass von einem Bodengitter oder Ultraschallgeräuschen keine Gefahr ausgeht. Deswegen wird zu Abwechslung geraten, "um den Überraschungseffekt zu erhalten".
Außerdem wird empfohlen, dem Fahrzeug nach einem Marderschaden "eine sorgfältige Unterboden- bzw. Motorwäsche" zu gönnen. Denn so werden mögliche Geruchspuren des Tieres entfernt, die wie erwähnt Artgenossen durchdrehen lassen könnten.
Marderschaden: Was hilft nur vermeintlich?
Der GDV rät von speziellen Gerüchen zur Abwehr von Mardern ab. Zwar würden viele Autofahrer auf "Haare von Hunden, WC-Steine im Auto, spezielle Pasten, Knoblauchzehen und Mottenkugeln" schwören oder sogar in den Motorblock urinieren, doch dies halte die Tiere allenfalls für kurze Zeit ab. Vielmehr gewöhnten diese sich schnell an den Gestank. Zudem könnte die Duftmarke schon nach der ersten Fahrt durch den Regen Vergangenheit sein.
Peta warnt auch davor, einen Marder zu fangen oder zu töten. Denn in der Regel werde ein frei gewordenes Revier schnell von einem Artgenossen besetzt – und das Spiel beginnt von vorn. So würde das Tier keine Spuren seines Vorgängers dulden, was vorher heimgesuchte Fahrzeuge besonders in den Blickpunkt rückt.
Die Tierschützer betonen zudem, dass Totschlagfallen "extrem grausam" seien, weil die Tiere stundenlang leiden würden. Lebendfallen würden die gefangenen Wildtiere in Todesangst versetzen, wodurch diese sich selbst verletzten oder an übermäßigem Stress sterben könnten. Ohnehin würde sich strafbar machen, wer Marder verletzt oder tötet.
Marderschaden: Wie kann man sich vor finanziellen Folgen schützen?
Hier greift die Teil- oder Vollkaskoversicherung des Fahrzeugs. Wie der GDV berichtet, beinhaltet die Teilkaskoversicherung etwa "Schäden durch Kollisionen mit Haarwild, Glasbruch, Fahrzeugdiebstahl/Einbruchsversuch, Diebstahl/Beschädigung von Zubehör, Hagel/Sturm, Überschwemmung, Brand". Bei der Vollkaskoversicherung kommen noch weitere Schäden hinzu, etwa nach einem selbstverschuldeten Unfall. Wichtig: Eine Kfz-Haftpflichtversicherung reicht bei einem Marderschaden am Auto nicht aus.
Außerdem ist demnach zu beachten, dass einige Kasko-Versicherungstarife nur direkte Schäden abdecken, nicht jedoch die teils teuren Folgeschäden. Hier braucht es andere Tarife, wenn beispielsweise "angebissene Zündkabel den Katalysator lahmlegen, undichte Kühlschläuche zu Motor-Überhitzung oder kaputte Gummimanschetten im schlimmsten Fall zu Schäden an den Antriebs- oder Achsgelenken des Fahrzeugs führen".