Der Sauftourismus auf Mallorca ist vielen Inselbewohnern seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge. Dabei sollen Trinkgelage, Müll und pöbelnde Touristen durch strenge Regeln in Schach gehalten werden. Ein entsprechendes Anti-Sauftourismusgesetz mit horrenden Strafen wurde laut Mallorca-Zeitung daher 2020 per Eil-Dekret verabschiedet.
Die Balearen-Regierung will das Strafmaß allerdings nun wieder absenken. So jedenfalls berichtet es das deutschsprachige Blatt der Insel, das nicht nur von Millionen von Touristen auf der Insel gelesen werden dürfte, sondern auch von den vielen deutschen Auswanderern auf Mallorca. Doch wieso die plötzliche Milde für Vergehen an der Playa del Palma? Welchen Einfluss soll das neue Dekret auf die beschlossenen Verbote haben? Alle aktuellen Informationen zum neuen Gesetzesvorhaben auf Mallorca lesen Sie hier.
Regeln am Ballermann: Anti-Sauftourismusgesetz sieht hohe Strafen vor
Seit 2020 gelten in Teilen Mallorcas und teilweise auf den anderen balearischen Inseln strenge Regeln, die die Folgen des Massentourismus eindämmen sollen. Gebündelt worden sind die Regeln im sogenannte Anti-Sauftourismusgesetz, das laut Mallorca-Zeitung seitdem an der Playa de Palma, in Magaluf und in Sant Antoni de Portmany auf Ibiza in Kraft ist und laut einem Bericht des Mallorca Magazins horrende Bußgeldsummen von bis zu 600.000 Euro etwa für das Organisieren illegaler Massenpartys vorsieht. Andere Vergehen wie etwa Balkonspringen ("Balconing") wurden der deutschen Wochenzeitung zufolge auf der Insel in der Vergangenheit mit Bußgeldern von bis zu 36.000 Euro belangt.
Übrigens: Auch Raucher sollten sich auf der Lieblingsinsel der Deutschen vorsehen, und zwar nicht nur am Ballermann - an einigen Stränden auf Mallorca ist Rauchen verboten.
Regeln am Ballermann: Balearen-Regierung rudert zurück
Wie die Mallorca-Zeitung mit Verweis auf die Schwesterzeitung Diario de Mallorca nun schreibt, plant die konservative Regionalregierung der Balearen das bestehende Gesetz gegen den Sauftourismus per Dekret zu ändern beziehungsweise abzuschwächen. Demnach will Tourismusminister Jaume Bauzà die Strafen um ein Drittel reduzieren sowie einige Verbote kippen.
Ebenfalls soll die Gesetzesnovelle einen weitaus milderen Ton in der Wortwahl anschlagen. Der bisherige Fokus auf die Eindämmung des "Exzesstourismus" etwa soll einem "Dekret für einen verantwortungsvollen Tourismus" weichen.
Aufhebung einiger Verbote auf Mallorca: Öffnungszeiten von Geschäften mit Alkohol und Partyboot-Werbung
Wie die Mallorca-Zeitung weiter berichtet, sollen künftig Geschäfte in problematischen Zonen wie der berüchtigten Schinkenstraße in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Palma de Mallorca, die Alkohol verkaufen, auch in der Nacht geöffnet haben dürfen.
Der Hintergrund: Das bisher geltende Öffnungsverbot sei der Regionalregierung laut dem Bericht zu unverhältnismäßig. Laut dem Dekret der ersten Fassung müssen alle Geschäfte, in denen Alkohol verkauft wird, in ausgewählten Zonen nachts ihre Türen geschlossen halten. Das Verkaufsverbot von Alkohol soll dagegen nicht angerührt werden. Ebenfalls gekippt werden soll das Verbot von Werbung und Vermarktung von Partybooten, so die Zeitung.
"Benimmregeln" am Ballermann gelten weiterhin - von Milde keine Spur
Auch das Strafmaß künftiger Vergehen im Zusammenhang mit dem Sauftourismus auf Mallorca wird sich ändern. Sehr schwere Vergehen sollen statt bisher 600.000 Euro künftig mit maximal 400.000 Euro Bußgeld belangt werden, Höchststrafen für schwere Vergehen dagegen von bislang 60.000 Euro auf bald 40.000 fallen. Leichte Vergehen könnten die Betroffenen in Zukunft statt 6000 Euro "nur noch" 4000 Euro kosten.
Feierwütige Urlauber sollten sich allerdings nicht allzu früh freuen. Wie die Mallorca Zeitung schreibt, sollen etwa die sogenannten "Benimmregeln" der Stadt Palma - unter anderem für den Ballermann - keinen Einfluss auf das neue Dekret haben. Von plötzlich einziehender Milde im Strafmaß der mallorquinischen Behörden kann also keine Rede sein.
Übrigens: Neben den strengen Regeln des aktuell noch geltenden Anti-Sauftourismusgesetzes und den "Benimmregeln" auf Palma gibt es wegen der Waldbrandgefahr auf Mallorca auch ein Feuerverbot.