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Inflation
Lebensmittel-Preise: Sind Gurke, Butter und Co. wieder günstiger?
In Deutschland ziehen die Lebensmittel-Preise seit geraumer Zeit an. Nur vereinzelte Produkte werden günstiger, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen.
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Foto: Sebastian Kahnert, dpa (Symbolbild) | Blick in den Einkaufswagen: Gerade einige Gemüseprodukte sind wieder günstiger geworden.
Marcus Giebel
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:23 Uhr

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Nur könnte das bei immer mehr Menschen immer weniger werden. Denn gerade die Preise für Lebensmittel ziehen seit einiger Zeit beträchtlich an. Auch das Statistische Bundesamt erkennt beim Blick auf die aktuelle Inflationsrate, dass Nahrungsmittel "mit Abstand der stärkste Preistreiber unter den Güterbereichen" bleiben.

Die Preise für Nahrungsmittel haben sich Mai 2023 demnach im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14,9 Prozent erhöht. Immerhin ist das eine kleine Entwicklung in die richtige Richtung, nachdem der Anstieg im April 2023 im Vergleich zu zwölf Monaten davor noch bei 17,2 Prozent gelegen hatte. Im März 2023 lag der Wert sogar bei 22,3 Prozent – der Höchstwert seit Januar 2021, als die derzeit veröffentlichten Zahlen ihren Anfang nahmen.

Zu beachten ist allerdings auch ein Aspekt, den die Verbraucherzentrale hervorhebt: Seit April 2022 – also seit mehr als einem Jahr – liegt die Teuerung bei Nahrungsmitteln höher als die allgemeine Inflationsrate. Diese gibt das Statistische Bundesamt für Mai 2023 im Vergleich zum Jahr davor mit 6,1 Prozent an. Ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln hätte sie sogar bei 5,4 Prozent gelegen.

Lebensmittel-Preise: Welche Faktoren sorgen für den Anstieg?

Hinter den steigenden Lebensmittel-Preisen steht sicher ein Zusammenspiel diverser Faktoren. Die Verbraucherzentrale betont, dass etwa die Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel hoch bleiben, außerdem Arbeitskräftemangel und Mindestlohn für einen Anstieg der Personalkosten sorgen würden.

Auch die "Missernten durch Frost oder Unwetter in vielen Erzeugerländern im Mittelmeerraum" zu Beginn des Jahres könnten sich etwa auf die Gemüse-Preise auswirken. Hinsichtlich der Kartoffeln könnte sich die schlechte Ernte im Herbst 2022 infolge der heißen und trockenen Sommermonate niederschlagen.

Allerdings seien auch nicht alle Preissteigerungen transparent und würden auf höheren Herstellungskosten beruhen. In einigen Fällen ist es laut der Verbraucherzentrale "weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar", dass die Preise anziehen. Gefordert wird deshalb "ein kritischer Blick der Politik und des Kartellamtes auf Handel und Lebensmittelhersteller" hinsichtlich der Frage, "ob Unternehmen die Lage nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern". Letztlich sei "unklar, wie sich Lebensmittelpreise bilden und wo Gewinne zu Lasten der Verbraucher:innen mitgenommen werden".

Lebensmittel-Preise: Welche Produkte sind teurer geworden?

Auch für Mai 2023 weist das Statistische Bundesamt für fast alle Nahrungsmittel einen positiven Verbraucherpreisindex auf, was eine Verteuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutet. Bei Fleisch und Fleischwaren liegt der Wert bei 6,6 Prozent, die Preise für Obst stiegen um 7,2 Prozent an, die von Gemüse sogar um 17,3 Prozent.

Einige weitere Teuerungen folgen in der Übersicht:

  • Brot und Getreideerzeugnisse (+19,3 Prozent)
  • Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte (+19 Prozent)
  • Molkereiprodukte und Eier (+25,3 Prozent)
  • Zucker, Marmelade, Honig und Ähnliches (+17,9 Prozent – Zucker allein kommt auf +70,8 Prozent)
  • Alkoholfreie Getränke (+11,5 Prozent)

Deutlich angezogen haben neben dem schon erwähnten Zucker auch Zwiebeln, Knoblauch oder Ähnliches mit 78,1 Prozent, Möhren mit 68,2 Prozent, Quark mit 56,7 Prozent, Knäckebrot oder Zwieback mit 44,8 Prozent, kondensierte Milch mit 41,5 Prozent, Tomatenketchup oder Gewürzketchup mit 40,9 Prozent sowie Backpulver, Vanillezucker oder Ähnliches mit 40,3 Prozent.

Lebensmittel-Preise: Welche Produkte sind günstiger geworden?

Ausnahmen bestätigen auch bei den Lebensmittel-Preisen die Regel. Im Vergleich zum Mai 2022 sind diese Nahrungsmittel zwölf Monate später günstiger:

  • Speisefette und Speiseöle (-7,1 Prozent – darunter Butter mit -23,3 Prozent sowie Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches mit -0,8 Prozent)
  • Äpfel (-4,2 Prozent)
  • Weintrauben (-5,5 Prozent)
  • Kopfsalat oder Eisbergsalat (-13 Prozent)
  • Gurken (-8,9 Prozent)
  • Kürbisse, Auberginen oder Mais (-0,4 Prozent)

Lebensmittel-Preise: Wie fallen die Veränderungen im Vergleich zum April 2023 aus?

Wird der wegen der saisonalen Schwankungen zuweilen etwas hinkende Vergleich mit dem Vormonat – also in diesem Fall dem April 2023 – gezogen, sind die Preise für Nahrungsmittel sogar um 0,3 Prozent gesunken. Dies liegt vor allem an der Entwicklung beim Gemüse (-4,4 Prozent), denn Fleisch und Fleischwaren (+0,8 Prozent) und Obst (+1,1 Prozent) sind in dieser Zeitspanne von einem Monat teurer geworden.

Lebensmittel-Preise: Wie ist die gesamte Entwicklung zu betrachten?

Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass beim Blick auf die aktuellen Preise auch beachtet werden müsste, dass diese bereits im Mai 2022 deutlich höher ausfielen als in früheren Jahren. So ergebe sich im Vergleich zwischen Mai 2022 und Mai 2023 ein Rückgang der gesamten Teuerung, selbst wenn manche Lebensmittel-Preise im Bezug zum April 2023 gleichgeblieben oder gestiegen sind. Dies gelte etwa für Zwieback, Aufschnitt, Zitrusfrüchte, Pfirsiche und Kirschen, Blumenkohl, Möhren sowie Zwiebeln und Knoblauch.

Interessant ist auch der von den Verbraucherschützern angestrengte Vergleich zwischen Juni 2021 und Mai 2023. Denn bereits damals setzten die Preissteigerungen ein – wenn auch im Vergleich zu den aktuellen Werten in moderatem Umfang. In diesem Zeitraum sind Lebensmittel sogar um gerundete 28 Prozent teurer geworden (statt 14,9 Prozent). Weitere Beispiele für noch deutlicher gestiegene Preise:

  • Weizenmehl (+70 Prozent statt 22,3 Prozent)
  • Grieß und Roggenmehl (+43 Prozent statt 13,4 Prozent)
  • Weißbrot (+27 Prozent statt 14,9 Prozent)
  • Vollkornbrot (+29 Prozent statt 16,8 Prozent)
  • frische Brötchen (+26 Prozent statt 14,1 Prozent)
  • Toastbrot (+49 Prozent statt 31,4 Prozent)
  • Nudeln (+45 Prozent statt 7,9 Prozent)
  • Rinderhackfleisch (+40 Prozent statt 1,5 Prozent)
  • Schweinehackfleisch (+36 Prozent statt 0,7 Prozent)
  • Frisches Geflügelfleisch (+34 Prozent statt 9,2 Prozent)
  • Frischer Fisch (+27 Prozent statt 11,5 Prozent)
  • Frische Milch je nach Sorte (+38 bzw. +42 Prozent statt 25 Prozent)
  • Quark (+77 Prozent statt 56,7 Prozent)
  • Schnittkäse (+44 Prozent statt 24,2 Prozent)
  • Margarine (+60 Prozent statt 27,7 Prozent)
  • Olivenöl (+35 Prozent statt 20,7 Prozent)
  • Sonnenblumen- und Rapsöl (+67 Prozent statt -0,8 Prozent)

Lebensmittel-Preise: Wie war die Entwicklung im Juni 2023?

Auch für Juni 2023 hat das Statistische Bundesamt für nur wenige Lebensmittel einen Preissenkung im Vergleich zum Vorjahresmonat ausgewiesen. Hier folgen alle Lebensmittel mit einem negativen Verbraucherpreisindex:

  • Speisefette und Speiseöle (-12,1 Prozent – darunter Butter mit -26,4 Prozent sowie Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches mit -13 Prozent)
  • Äpfel (-3,9 Prozent)
  • Gurken (-12,4 Prozent)
  • Süße Mandeln, Kokosraspeln oder Ähnliches (-1,3 Prozent)

Insgesamt wird für Nahrungsmittel im Vergleich mit dem Vorjahresmonat ein Verbraucherpreisindex von 13,7 Prozent festgestellt.

Es folgt eine Übersicht über einige Teuerungen:

  • Brot und Getreideerzeugnisse (+18,3 Prozent)
  • Fleisch und Fleischwaren (+5,5 Prozent)
  • Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte (+18,5 Prozent)
  • Molkereiprodukte und Eier (+19,9 Prozent)
  • Obst (+8,1 Prozent)
  • Gemüse (+18,8 Prozent)
  • Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (+19,4 Prozent)
  • Nahrungsmittel, a.n.g. (+18,8 Prozent)
  • Alkoholfreie Getränke (+11 Prozent)

Lebensmittel-Preise: Welche weitere Entwicklung ist zu erwarten?

Auch wenn sich die weitere Entwicklung der Preise kaum seriös vorhersagen lässt, geht die Verbraucherzentrale davon aus, dass es nur einen geringen Rückgang geben wird. Die aus den Jahren 2000 bis 2019 gewohnten Preise werden wahrscheinlich der Vergangenheit angehören. Es sollte also darauf hinauslaufen, dass Verbraucher künftig einen höheren Anteil ihres zur Verfügung stehenden Einkommens für den Kauf von Lebensmitteln einplanen müssen.

 
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