Landwirte sind nicht unbedingt dafür bekannt, arm zu sein. Im Gegenteil. Bei vielen Menschen gelten Bauern als wohlhabend. Oft heißt es: Bauern besitzen viele Grundstücke und fahren große Maschinen. "Wer im Dorf hat's größte Sagen? Der mit'm größten Ladewagen!", ist ein altbekannter Spruch. Manche Bürgerinnen und Bürger verstehen den Grund für die Proteste nicht. Trifft es die Bauern wirklich so hart? Oder ist es Jammern auf hohem Niveau? Zwei Landwirte aus der Region erklären aus ihrer Sichtweise, worum es bei dem Aufstand wirklich geht. Marx Unseld betreibt in Pfaffenhofen eine Landwirtschaft mit Ackerbau, Geflügel und Schweinen. Christian Hartmann hat einen Bauernhof mit Kühen und betreibt eine Biogasanlage in Altenstadt.
Pfaffenhofer Landwirt: Es gibt nur eine Richtung für die Bauern
Die beiden Landwirte haben drei Punkte auf dem Herzen. Erstens: Der Agrardiesel ist nicht der Hauptgrund für den Protest. Der 60-jährige Bauer Unseld erzählt: "Seit Jahren gibt es nur eine Richtung und die heißt: mehr Bürokratie, mehr Auflagen." Das Fass war sozusagen schon seit vielen Jahren voll und ist nun übergelaufen. Die Streichung der Diesel-Subventionierung verursachen Unseld, auch wenn sie zeitlich verschoben werden, 5000 Euro Mehrkosten pro Jahr.
Die Sparpläne der Regierung betreffen viele Menschen in Deutschland, nicht nur die Bauern. Sind diese Mehrkosten so dramatisch für die Landwirte? "Deswegen hört nicht jemand morgen schon auf zu produzieren", entgegnet Unseld, "aber das Problem tritt vielleicht beim nächsten Generationenwechsel in drei oder fünf Jahren auf". Für seinen Betrieb heißt das: weniger Gewinn, weniger Geld zum Investieren und auf lange Sicht ist der Erhalt seiner Betriebs nicht mehr lukrativ. Bauer Hartmann rechnet einem riesigen Rattenschwanz, den die neuen Gesetze mit sich bringen und mit massiven Mehrkosten.
Altenstadter Landwirt: Landwirte sind in Deutschland nicht mehr gewollt
Womit man bei Punkt zwei ist. Das Fass wurde auch deshalb immer voller, weil die Landwirtschaft seit Jahren in der Klemme steckt. Der Pfaffenhofer Landwirt Unseld erklärt das so: "Wir haben das verdammte Problem, dass wir auf der einen Seite die hohen Auflagen und auf der anderen Seite nur große Abnehmer haben." Nach Unselds Angaben beherrschen die großen Ketten wie Aldi und Lidl den Markt und streichen den Hauptgewinn ein. "Die Auflagen steigen, aber wir haben keine Möglichkeit, sie umzusetzen. Große Auflagen, niedrige Preise."
Genauso sieht es Christian Hartmann aus Altenstadt. Er erinnert sich: "Mein Vater hat 1982 80 Pfennig auf den Liter Milch bekommen, also 40 Cent." Momenten gibt es einen Grundpreis von 44 Cent. Hartmann erklärt: "Wir müssten irgendwo bei 90 Cent Milchpreis sein, damit wir das Gleiche verdienen wie damals. Es geht eben nicht mehr." Der 48-Jährige hat mittlerweile das Gefühl, dass die Landwirte in Deutschland nicht mehr gewollt sind. Weil zunehmend günstige Produkte aus dem Ausland gekauft werden. Dort wird, so argumentieren viele Bauern, mit deutlich niedrigen Standards und günstigen Betriebskosten gearbeitet. Das empfinden sie als Ungerechtigkeit.
Bauernprotest: Landwirte klagen über mangelnde Wertschätzung
Damit ist man schließlich beim letzten Punkt: fehlende Wertschätzung. Unseld sagt: "Die Lust vergeht einem dann irgendwann auch. Wenn man sieht, dass die Regierung das nicht wertschätzt. Wir produzieren gesunde Lebensmittel, damit wir Menschen in Deutschland genug zu essen haben." Die Menschen müssten erkennen, warnt Seibold, dass es um nichts weniger als Lebensmittelproduktion gehe. "Und man wirft uns jeden Tag wieder Prügel zwischen die Beine". Bauer Hartmann ist pessimistisch. "Wir werden da noch irgendwie durchkommen, aber bei meinen Kindern wird das eine harte Nummer."