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Landkreis Dillingen
Lohnen sich Mini-PV-Anlagen? Das raten Experten aus dem Landkreis Dillingen
Auf den Terrassen und im Garten gibt es auch im Landkreis Dillingen immer mehr Mini-Solaranlagen. Wie viel Energie durch die Balkonheizkraftwerke gespart werden kann.
Susanne Klöpfer
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:36 Uhr

Ein kleines Kraftwerk auf dem Balkon: Sogenannte Mini-PV-Anlagen oder auch Stecker-Solargeräte werden immer beliebter. Diese lassen sich auf der Terrasse, dem Carport oder im Garten selbst montieren. Den erzeugten Strom kann man direkt im Haushalt nutzen und so die eigene Stromrechnung senken. Interessant findet das auch Katrin Schön aus Bachhagel. Sie möchte auf ihrem Balkon mit ihrem Partner eine selbst installieren. Dafür fragte sie sogar den Bürgermeister Ingo Hellstern, ob diese gefördert werden können. "Leider ging das negativ aus", berichtet Schön. Der Gemeinderat habe sich knapp dagegen entschieden. Bisher werden die Mini-PV-Anlagen in keiner Kommune im Landkreis Dillingen gefördert - andernorts in Bayern und Deutschland gibt es jedoch eine Finanzspritze für die Anschaffung.

Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Doch das hält Katrin Schön aus Bachhagel nicht von ihren Plänen ab: "Wir wollen uns trotzdem ein Balkonkraftwerk anschaffen." Die 29-Jährige und ihr Partner hätten sich gut informiert und sind sich sicher, dass sich die Anschaffung lohne. Das Vordach ihrer Dachterrasse ihrer Eigentumswohnung liegt auf der Südseite und ist damit ideal. Da das Vordach Gemeinschaftseigentum ist, haben sie sich dafür auf der Eigentümerversammlung die Erlaubnis eingeholt. Aktuell haben sie bei einem Ingenieurbüro angefragt, ob die Tragkraft des Vordachs für die zwei Module ausreicht. Auch einer ihrer Nachbarn würde sich für ihr Vorhaben interessieren.

Allein schon die Funktionsweise dieser Stecker-Solargeräte ist es allemal. Aus dem Sonnenlicht entsteht im Solarmodul Energie in Form von Gleichstrom. Weil im Haushalt Wechselstrom benötigt wird, wandelt ein Wechselrichter den Strom um und begrenzt ihn auf bisher noch gesetzlich erlaubte 600 Watt. Geräte, die währenddessen Strom benötigen, werden mit dem Solarmodulen betrieben. Das Wirtschaftsministerium plant aktuell, die Schwelle auf 800 Watt zu erhöhen.

Mini-PV-Anlagen können selbst installiert werden

Erneuerbare Energien sind die günstigste Energieform, die es jemals gab. Solar- und Windkraft sind überall mehr oder weniger verfügbar. Das bestätigt Hans-Jörg Barth vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (Eza!). Er berät auch den Landkreis Dillingen in Sachen erneuerbare Energien. Windkraftanlagen seien am produktivsten, die Kosten lägen bei sechs bis acht Cent pro Kilowattstunde. Das erreiche mittlerweile auch Photovoltaikanlagen mit 8 Cent die Kilowattstunde. "Das ist super günstig", sagt der Energieberater. Gleichzeitig werden keine fossilen Brennstoffe verbannt, was bisher eine der größten Ursachen für den Klimawandel ist. Denn der Energiesektor verbraucht ungefähr zwei Drittel aller klimaschädlichen Treibhausgase.

Zwar sind die Preise für PV-Module Barth zufolge um zehn bis zwölf Prozent gesunken, da mehr produziert werden. Im vergangenen Jahr erschwerte das die Lieferprobleme, auch die Wechselrichter seien nicht so verfügbar gewesen. Doch es fehlt noch an Handwerkerinnen und Handwerkern, die die PV-Anlage montieren. Ein Vorteil der Balkonkraftwerke: Zwar erbringen diese nur 600 Watt, aber es braucht keinen Fachbetrieb, der diese installiere, erklärt es Barth. 

Mit Mini-PV-Anlagen 120 bis 150 Euro an Stromkosten im Jahr sparen

Das rentiere sich besonders für Mieter oder Wohnungseigentümer, die kein eigenes Hausdach haben. Bei den Stromkosten können sie 120 bis 150 Euro laut Barth sparen. Alltägliche Geräte wie Kühlschrank, Gefriertruhe und WLAN werden während den Sonnenstunden betrieben. Dazu lohnen sich die Module, weil sie meist senkrecht angebracht sind. Im Winter liegt darauf kein Schnee und liefert bei tief stehender Sonne auch einen guten Ertrag. Neben den geringeren Stromkosten gibt es einen weiteren positiven Nebeneffekt: Wer eine Mini-PV-Anlage hat, beschäftigt sich mehr mit dem Stromverbrauch. Das zeigten auch oft die Befragungen bei der Eza!-Energieberatung.

Dabei kommen immer wieder ähnliche Fragen auf. Interessierte wollen oft wissen, ob sie die Module selbst montiert können. Meistens ja, aber das hängt laut dem Energieberater von der Bausubstanz ab. Muss man ein Steckersolargerät anmelden? Ja, das erledigt man über ein Formular beim Netzbetreiber. Benötigt man eine Genehmigung? Nein, braucht man nicht, aber Stand Juni 2023 müsse noch beim Vermieter oder der Eigentümerversammlung um Erlaubnis gefragt werden. 

Immer mehr informieren sich im Landkreis Dillingen über Balkonkraftwerk

Die Balkonkraftwerke sind im Landkreis Dillingen nachgefragt. Das bestätigt auch Christian Weber. Er kümmert sich in der Behörde unter anderem um den Klimaschutz in der Region, darunter Projekte wie die Sonnenkampagne. Bei den Vorträgen der Energie- und Umweltkampagne werden immer wieder Mini-PV-Anlagen thematisiert. Auch dort gibt es Fragen wie: Einfach nur montieren und dann einstecken? Die Antwort von Weber: "Es ist fast so einfach." Wichtig ist es, auf die Ausrichtung zu achten. Eine Südlage sei ideal, genauso lohne sich eine West-Ost-Ausrichtung. Nach Norden oder im Schatten von etwa Bäumen oder durch große Gebäude sei es wiederum nicht sinnvoll. 

Manche Städte und Gemeinden fördern Balkonkraftwerke. In Günzburg gibt es etwa 100 Euro pro Anlage. Im Kreis Dillingen gibt es keine finanzielle Unterstützung. Weber begründet das damit, dass sich PV-Anlagen auf dem Dach oder Balkon bereits in der Regel schon nach einigen Jahren rentierten.

 
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