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Reisekrank
Krank im Urlaub: Was steckt hinter dem Phänomen "Leisure Sickness"?
Hinter einer Grippe oder einer Erkältung im Urlaub steckt nicht selten das "Leisure Sickness"-Syndrom. Doch warum werden Menschen ausgerechnet im Urlaub krank?
Wer im Urlaub erkrankt, bekommt die Tage bei seinem Arbeitgeber gutgeschrieben. Foto: Christin Klose/dpa-tmn       -  Wer im Urlaub erkrankt, könnte am sogenannten 'Leisure Sickness'-Snydrom leiden.
Foto: Christin Klose, dpa (Symbolbild) | Wer im Urlaub erkrankt, könnte am sogenannten "Leisure Sickness"-Snydrom leiden.
Lukas Rameil
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:56 Uhr

Abschalten, Ausspannen, die Seele baumeln lassen. Das erwarten wohl die meisten chronisch Gestressten von einem Urlaub. Blöd nur dann, wenn man genau zur schönsten Zeit im Jahr von Erschöpfungssymptomen, einer Erkältung oder Grippe geplagt wird. Das Phänomen "leisure sickness", was auf Deutsch so viel wie Freizeitkrankheit oder auch Paradiessyndrom bedeutet, ist weit verbreitet und betrifft nicht nur sogenannte Workaholics (Vielarbeiter). 

Doch was sind die Gründe für eine Erkrankung im Urlaub? Wir beleuchten in diesem Artikel das Phänomen "Leisure Sickness" für Sie, klären über Hintergründe auf und sagen, wie man es vorbeugen kann.

Leisure Sickness: Ein weit verbreitetes Phänomen

Dass das Phänomen "Leisure Sickness" häufiger vorkommt, als man allgemein denkt, belegt eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Internationalen Hochschule Bad Honnef-Bonn mit rund 2000 Teilnehmenden aus dem Jahr 2017. Die Ergebnisse zeigen: Etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland konnte damals unter einer erst kürzlich erlittenen Krankheit im Urlaub berichten. Dieter Bonitz, Psychologe im Berufsverband der AOK, sagt hierzu: "Es kommt häufiger vor, dass Menschen im Urlaub oder am Wochenende krank werden. Betroffen sind vor allem beruflich stark belastete Menschen." Doch welche Symptomen sind typisch für "Leisure Sickness"?

Leisure Sickness: Welche Symptome sind typisch?

Die Bandbreite der Symptome von "Leisure Sickness" reicht laut dem Gesundheitsmagazin Helios von leichten bis zu heftigen Kopfschmerzen, von grippalen Infekten mit Halsschmerzen und Fieber bis zu starken Erschöpfungssymptomen und Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Durchfall. Doch nicht nur das. Auch schwerere Symptome, die zum Tod führen können wie Herzinfarkt und Schlaganfall, werden laut dem Magazin mittlerweile mit dem "Leisure Sickness"-Syndrom in Verbindung gebracht.

Ebenso deuten psychische Leiden wie Rastlosigkeit, Schlappheit und Reizbarkeit während eines Urlaubs auf Anzeichen von chronischem Stress am Arbeitsplatz hin, die eine "Leisure Sickness" begünstigen. Doch warum wird man überhaupt krank, wenn der Körper auf den Erholungs-Modus schaltet? 

Leisure Sickness: Warum wird man krank im Urlaub?

Eine entscheidende Rolle für den Stresshaushalt spielt das vegetative Nervensystem, das lebenswichtige Körperfunktionen wie den Herzschlag, die Atmung und Verdauung sowie den Stoffwechsel steuert. In Zeiten hoher beruflicher und familiärer Anforderungen fährt es durch den Sympathikus auf Hochtouren. "Fällt der Stress weg, fährt der Körper die Produktion der Abwehrzellen herunter, sodass Krankheitserreger leichteres Spiel haben", so Bonitz. 

Hinzukommt, dass ein unausgeglichenes Verhältnis zwischen Sympathikus und seinem Gegenspieler, dem Parasympathikus, der für Erholung und Entspannung zuständig ist, das Immunsystem des Körpers schwächt. "Bei anhaltendem Stress steht der Körper kontinuierlich unter erhöhtem Einfluss der Hormone Adrenalin und Cortisol. Der verspätete Wechsel zum Parasympathikus kann sich dann durch starke Symptome wie eine geschwächte Immunabwehr, Kopfschmerzen und Schlappheit auswirken", wird Barmer-Psychologin Andrea Jakob-Pannier in einem Artikel auf der Website zitiert.

Beste Voraussetzungen an einer "Leisure Sickness" zu leiden sind demnach nicht zwangsläufig ein hoher Manager-Posten, sondern vielmehr die eigene Resilienz von Stress. Je weniger Stress mental verarbeitet werden kann und den Körper dauerhaft zu Höchstleistungen zwingt, desto anfälliger ist er in Ruhezeiten.

Leisure Sickness: Wie man eine Krankheit im Urlaub vorbeugen kann

Damit es erst gar nicht zum "Leisure Sickness"-Syndrom kommt, sollte man rechtzeitig gegensteuern. Barmer-Psychologin Andrea Jakob-Pannier rät hierzu, die berufliche Auszeit gut vorzubereiten und mit den Kolleginnen und Kollegen abzusprechen. "Im Berufsleben vor dem Urlaub Übergaben an Kolleginnen und Kollegen von langer Hand vorbereiten - und nicht alles in letzter Minute erledigen", so die Psychologin kurz und bündig. Es gilt: Lieber einen sanften Übergang als einen überstürzten oder gar keinen.

Auch Zuhause könne man laut Jakob-Pannier dem "Leisure Sickness"-Syndrom präventiv gegen arbeiten. Zum Beispiel, indem man den Perfektionismus an den Nagel hängt und Haushaltsputz, Einkäufe und sonstige Erledigungen nicht zwanghaft vor dem Urlaub erledigt. 

Leisure Sickness: Kann ich meinen Urlaub wegen Krankheit nachholen?

Passiert es doch und man wird ausgerechnet im Urlaub krank, steht auch die Frage im Raum, was mit den Urlaubstagen passiert und ob man sie zurückbekommt. Grundsätzlich gilt: Urlaubstage, an denen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer krankgeschrieben wurden, müssen laut Paragraf 9 des Bundesurlaubgesetz nicht auf den Jahresurlaub angerechnet werden. 

Hierbei ist zu beachten, die Krankheit durch ein ärztliches Attest zu bescheinigen und den Arbeitgeber über den Beginn und die geschätzte Dauer der Krankheit zu informieren. Nicht so einfach stellt sich die Lage dagegen dar, wenn wegen einer Erkrankung des Kindes die gewünschte Erholung im Urlaub ausbleibt. 

 
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