Dass Siebenschläfer, Gartenschläfer und Igel einen Winterschlaf machen, um gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen, ist bekannt. Manch ein Wintermuffel mag sie sogar schon um diese Fähigkeit beneidet haben. Aber was ist mit anderen Tieren, macht sonst noch jemand im Tierreich einen Winterschlaf?
Von Insekten heißt es oft, sie sterben alle im Winter. Aber das stimmt nicht, ganz im Gegenteil. Denn viele Insekten haben verschiedene Methoden entwickelt, möglichst bequem zu überwintern. Dabei unterscheiden sie sich teilweise nicht so sehr von Vögeln und Säugetieren, die ähnliche Strategien verfolgen. Aber welche Arten von Überwinterung gibt es bei Insekten? Und welche Insekten erwachen zuerst aus dem Winterschlaf?
Kalte Jahreszeit: Wie überleben Insekten den Winter?
Insekten sind wechselwarme Tiere, wie der SWR erklärt. Das bedeutet, dass ihre Körpertemperatur mit der Außentemperatur schwankt. Wird es im Herbst also kalt, werden die Insekten auch kalt. Das kann für die kleinen Tiere lebensgefährlich werden. Aus diesem Grund sterben auch viele Insekten im Winter. Einige haben aber auch Strategien entwickelt, wie sie den Winter unbeschadet überstehen können.
Grundsätzlich gibt es unter Insekten drei Strategien, wie sie den Winter überstehen. Die drei Strategien sind:
- Abwandern in wärmere Gebiete
- Überwinterung als Vollinsekt
- Überwinterung als Ei, Puppe oder Larve
Insekten im Winter: Abwandern in wärmere Gebiete
Diese Verhaltensstrategie von Insekten im Winter ähnelt der von Zugvögeln. Sobald es kälter wird, wandern die Tiere einfach ab in wärmere Gebiete und warten dort darauf, dass es in ihrem Heimatgebiet wieder wärmer wird. Dabei ziehen sie manchmal weit in den Süden, bis nach Afrika. Damit sie nicht völlig planlos umherfliegen, orientieren sich die Insekten am Erdmagnetfeld, an der Sonne und an Landmarken wie Bergen und Küsten, wie der Landesbund für Vogel- und Naturschutz erklärt.
Diese Strategie zur Überwinterung ist besonders bei Schmetterlingen sehr beliebt. Vor allem die Wanderfalter sind – wie der Name schon verrät – im Winter in Richtung Süden unterwegs. Bekannte Exemplare sind der Admiral, das Taubenschwänzchen und die Gammaeule. Der Admiral ist ein beeindruckendes Beispiel für das Phänomen. Laut SWR legen die Schmetterlinge über 1000 Kilometer zurück, überqueren dabei 2500 Meter hohe Berge und fliegen mit einer Geschwindigkeit von zehn Stundenkilometern.
Winterschlaf bei Insekten: Überwinterung als Vollinsekt
Einige Insektenarten verlassen Deutschland nicht über den Winter sondern überstehen die eisigen Temperaturen hier. Sie überwintern dabei in ihrer ausgewachsenen Form, als sogenannte Vollinsekten. Dafür gibt es viele Strategien. Eine davon ist das Verfallen in eine sogenannte Kältestarre oder auch Winterstarre.
Die Kältestarre ist eine Art Winterschlaf, in den die Tiere sich begeben. Sie fahren alle Körperfunktionen auf ein Minimum herunter, verbrauchen so wenig Energie wie möglich und überleben so im besten Fall den ganzen Winter. Damit das möglich ist, müssen die Tiere vor Beginn der Winterstarre möglichst viele Nährstoffe zu sich nehmen. Sonst kann es passieren, dass sie in den Monaten der Winterstarre verhungern.
Von außen betrachtet wirken die Tiere, als wären sie tot. Aber die Starre ist nur vorübergehend: Sobald die Temperaturen wieder steigen, erwachen die Tiere aus ihrem Winterschlaf. Insekten, die so den Winter überdauern sind zum Beispiel Schmetterlinge wie der Zitronenfalter oder Käfer wie die Winterlibelle. Sinkt die Temperatur zu stark, können die Tiere in der Winterstarre jedoch erfrieren.
Um das zu verhindern, besitzen einige Insekten sozusagen ein körpereigenes Frostschutzmittel. Die Tiere haben Glycerin im Blut, was den Gefrierpunkt von Wasser senkt und sie so kälteresistenter macht, wie das Magazin National Geographic erklärt. Dieses Glycerin hilft neben Marienkäfern auch den bereits genannten Zitronenfaltern dabei, den Winter trotz sehr niedriger Temperaturen zu überstehen. Laut Naturschutzbund Deutschland kann der Zitronenfalter Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius überleben.
So überleben Insekten im Winter: Überwinterung als Ei, Puppe oder Larve
Insekten, die nicht winteraktiv sind, nicht in den Süden wandern oder nicht als Volltier überwintern, überwintern häufig als Ei, Puppe oder Larve, also als Vorstadien eines ausgewachsenen Insekts. Dabei verstecken sich die nicht ausgewachsenen Insekten überall. Maikäfer zum Beispiel, die laut Landesbund für Vogel- und Naturschutz ein Larvenstadium von drei bis vier Jahren haben, vergraben sich in Erdhölen und überwintern dort.
Ein anderer beliebter Ort für Eier, Puppen und Larven im Winter sind zugefrorene Gewässer. Viele Libellen überwintern etwa als Larven im Wasser und werden dann im Frühling zu ausgewachsenen Libellen. Auch Eintagsfliegen oder Wasserkäfer überwintern als Larven in zugefrorenen Seen und Weihern.
Welche Insekten erwachen zuerst aus dem Winterschlaf?
Wie man also sehen kann, sind Insekten im deutschen Winter durchaus vorhanden. Sie sind nur nicht so aktiv oder sichtbar wie in wärmeren Jahreszeiten. Aber welche Insekten kommen denn nun als erste aus ihrem Versteck oder aus ihrem Exil zurück, wenn es wieder wärmer wird?
Nachdem sie als Volltiere in Kältestarre überwintern sind manche Schmetterlinge als erste wieder bereit zum Tatendrang, sobald die Temperatur steigt. Zitronenfalter, Großer und Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, C-Falter und Trauermantel sind deshalb häufig die ersten Insekten, die man im Frühling wieder wahrnimmt.
Auch Ameisen sind früh wieder an der Arbeit. In einem Ameisenbau sind es die junge Arbeiterinnen, die als erstes wieder aufwachen und sofort beginnen, die Larven zu füttern, die den ganzen Winter auf ihre Mahlzeit warten mussten.