Kalb Karin wartete geduldig im Schneetreiben auf den prominenten Gast: Horst Seehofer taufte jetzt das hundertste im Donaumoos geborene Wisent auf den Namen seiner Ehefrau. Bei dieser Gelegenheit bedankte sich der CSU-Politiker beim Donaumoos-Zweckverband für die Zuchtleistung und den Einsatz für Süddeutschlands größtes Niedermoor.
Zu einem direkten Kontakt zwischen Wisent Karin und dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten kam es erwartungsgemäß nicht. Das Ehepaar Seehofer schaute sich aber das Taufkind aus der Ferne genau an und kündigte „baldige Besuche mit den Enkelkindern im Donaumoos an“.
Der junge Wisent stammt aus der sogenannten Zuchtlinie 35, wog bei der Geburt 26 Kilogramm und ist mittlerweile fünf Monate alt. Weil die Moos-Herde durchwegs mit Don-Namen ausgestattet ist, heißt das 100. Tier also Donkarin. Bevor der Taufpate von Landrat Peter von der Grün eine Urkunde erhielt, fragte er in die Runde: „Ich würde den Wisent gerne nach meiner Frau Karin benennen, wenn Sie nichts dagegen haben?“
Weder der Landrat noch Veterinäramtschef Johannes Riedl hatten etwas dagegen. Beifall klatschten auch Landtagsabgeordneter Roland Weigert, Vizelandrätin Rita Schmidt, Matthias Enghuber sowie die Bürgermeister Michael Lederer (Karlshuld), Heinrich Seißler (Königsmoos) und Mirko Ketz (Pöttmes).
Horst Seehofer tauft das 100. Wisentkalb im Donaumoos
Horst Seehofer nutzte die Gelegenheit, um an den „unvergessenen Landrat Richard Keßler“ zu erinnern. Er habe die Zeichen der Zeit erkannt und frühzeitig Weichen für das Donaumoos gestellt. Das gelte auch für den langjährigen Karlshulder Bürgermeister Karl Seitle. Seehofer betonte die Wichtigkeit des Artenschutzes und hält „eine Balance zwischen Natur- und Klimaschutz“ für notwendig. Das müsse man auch bei der Renaturierung von Teilen des Donaumooses berücksichtigen. Er hätte mit dem Donautal auch gerne einen dritten Nationalpark in Bayern ausgewiesen, so Horst Seehofer, „aber meine Fraktion hat da nicht mitgemacht“.
Landrat Peter von der Grün bezeichnete die Wisent-Taufe als weiteren Meilenstein für das Gehege im Donaumoos. Die Station sei bei den europaweiten Bemühungen um den Erhalt des größten Landsäugetieres auf dem Kontinent nicht mehr wegzudenken. Das Team am Haus im Moos stecke „Leidenschaft und Herzblut“ in seine Arbeit. Die Auswilderung von Wisenten zusammen mit dem WWF sei ein großer Beitrag zur Sicherung dieser Tierart. Horst Seehofer dankte der Landrat für seinen unermüdlichen Einsatz für den Landkreis und die Region Ingolstadt: „Dieses jahrzehntelange Wirken verdient unseren Respekt.“
Der Wisent-Nachwuchs in Kleinhohenried heißt Donkarin
Die Wisentgeschichte im Donaumoos hatte 2003 mit zwei Zuchttieren begonnen. Der damalige Landwirtschaftsminister sichert dem Projekt Respekt und Unterstützung zu. Es hat sich gelohnt, denn in den vergangenen 20 Jahren hat das Gehege in Kleinhohenried insgesamt 140 Tiere hervorgebracht. Zu den 100 hier geborenen Wisenten seien regelmäßig größere Exemplare gepflegt und an andere Verbände weitergegeben worden. Die Donaumooszucht habe damit einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der Population eingebracht, so Veterinär Johannes Riedl.
Der Wisent stand nach dem Ersten Weltkrieg vor der Ausrottung, mittlerweile soll es weltweit wieder 10.000 Exemplare geben. „100 Jahre Zuchtbuch, das ist ein großartiger Erfolg“, findet Michael Hafner. Der Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbandes bezeichnet das weitläufige Gehege mit 30 Wisenten auf 25 Hektar als Attraktion für Besucher. Gleichzeitig beuge die Herde der Verbuschung des Geländes vor und sorge für „höchste Biodiversität“. Und wer bei der Auswilderung in Rumänien gesehen habe, wie die Wisente in die Karpaten hineingegangen seien, „der hat ein großartiges Gefühl gehabt“.