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Pflege
Kinästhetik in der Pflege: Was steckt hinter dem Mobilisations-Konzept?
Beweglich bleiben - auch im hohen Alter oder mit Krankheit. Das ist das Ziel der Kinästhetik. Aber was steckt hinter dem Konzept? Alle Infos gibt es hier.
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Foto: Bernd Weißbrod, dpa (Symbolbild) | Bei der Kinästhetik kommt es auf die Interaktion zwischen Pfleger und gepflegter Person an.
Julius Bretzel
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:25 Uhr

Spazierengehen, aus dem Bett aufstehen oder eine Treppenstufe gehen - für gesunde Menschen sind das simple und alltägliche Bewegungen. Doch für alte und kranke Menschen stellen selbst diese Bewegungsabläufe eine echte Schwierigkeit dar, wenn sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. In der Pflege gibt es deshalb Ansätze, um auch solche Menschen möglichst beweglich zu halten. Einer davon ist die sogenannte Kinästhetik. Was genau hinter dem Mobilisationskonzept steckt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Pflege: Was ist Mobilisation?

Laut Springer Pflege, einem Fachportal für Pflege- und Gesundheitsberufe, benennt der Begriff Mobilisation aktivierende Maßnahmen, um einem Patienten wieder mehr körperlicher Selbständigkeit zu verschaffen. Ziel ist es also, dass sich alte oder kranke Menschen wieder besser selbst bewegen können. Das kann weitere Krankheiten vermeiden und im Idealfall auch das Selbstwertgefühl des Patienten stärken.

Eine solche Mobilisation kann nach Anleitung selbständig erfolgen oder auch mit Unterstützung einer Pflegefachkraft. Ein Mobilisationskonzept ist die Kinästhetik, doch es gibt auch andere Methoden, wie etwa das ATL-Modell oder das Bobath-Konzept, das hauptsächlich bei neurologischen Erkrankungen eingesetzt wird.

Mobilisation ist laut dem Portal pflege.de entscheidend, um die Beweglichkeit von Menschen zu fördern, um den Verlust der Muskelfunktion zu verhindern, die Durchblutung zu fördern und damit allgemein die Lebensqualität von Pflegebedürftigen zu verbessern.

Kinästhetik in der Pflege: Was ist das?

Bei der Kinästhetik handelt sich nicht um eine Bewegungstechnik, sondern vielmehr um das Konzept einer Interaktion zwischen Pfleger und Patient. So schreibt es das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP), eine von den Krankenkassen gegründete Forschungsstiftung, in einer Übersicht über die Kinästhetik

Durch schonende Unterstützung, Berührung und Kommunikation motivieren Pflegekräfte die Patienten dazu, Bewegungsempfindungen zu nutzen, um die eigenen Bewegungen besser zu verstehen, erklärt die Universitätsmedizin Mannheim (UMM). Es geht also darum, die eigenen Bewegungen zu verstehen und dieses Wissen zu nutzen. Das Wort Kinästhetik lässt sich aus dem Griechischen herleiten und etwa als "Empfindung der Bewegung" übersetzen.

Die Kinästhetik schreibt also keine allgemeinen Bewegungsübungen vor. Die Pflege orientiert sich vielmehr an den individuellen Möglichkeiten der pflegebedürftigen Menschen. Dabei werden laut ZQP folgende sechs Aspekte, sogenannte Grundkonzepte in der Kinästhetik, betrachtet:

  • Interaktion zwischen Pflegebedürftigem und Pflegeperson
  • funktionellen Anatomie
  • menschlichen Bewegung
  • menschliche Funktion (Grundpositionen wie Rückenlage oder Sitzen)
  • Anstrengung
  • Bewegungsabläufe im Zusammenspiel mit der Umgebung.

Das Konzept hilft dem Menschen laut pflege.de auf drei Ebenen: 

  • körperlich, da man sich im Idealfall besser bewegen kann
  • seelisch, da die Kinästhetik Selbstkontrolle, Körperbewusstsein und Unabhängigkeit fördert
  • sozial, da körperliche Mobilität ermöglicht, wieder mehr am Sozialleben teilzunehmen

Kinästhetik in der Pflege: Bringt es etwas?

Aber wie sinnvoll ist das Konzept im Vergleich zu anderen Pflegekonzepten? Die UMM betont, dass Selbstheilungs- und Regulationsmechanismen muskulärer Eigenbewegung bekannt seien. "Die Argumente der Kinästhetik, warum Menschen im Sinne ihrer Genesung und ihrer Gesundheitsentwicklung körperlich aktiv bleiben sollten, werden von der medizinischen Forschung bestätigt und das Wissen um dieses Handlungskonzept nimmt stetig zu", heißt es von der Pflegedirektion auf der UMM-Website.

Springer Pflege erwähnt jedoch eine weniger klare Studienlage: Wie nachhaltig und wie ausgeprägt die Effekte von Mobilisation generell seien, ist laut dem Fachportal nicht eindeutig. Das Fachportal beruft sich dabei auf den Expertenstandard "Erhaltung und Förderung der Mobilität". Die Studienlage zu dem Thema von Experten für pflegebedürftige Menschen als wenig aussagekräftig bewertet, da die Studienversuche oft mit Personengruppen durchgeführt würden, die den Pflegepatienten nicht entsprechen würden.

Übrigens: Die Zahl der Menschen, die Pflege brauchen, steigt jedes Jahr in Deutschland an. Das Wissen rund um das Thema Pflege kann deshalb sehr wertvoll sein - zum Beispiel, wann man als pflegebedürftig gilt, was genau die Pflegegrade sind oder wie ein Pflegeantrag gestellt wird. Und für Pflegeangehörige ist wichtig zu wissen, wie viel Geld sie für die Pflege bekommen können, was der sogenannte Entlastungsbetrag in der Pflege ist oder welche kostenlosen Pflegekurse sie besuchen können. 

 
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