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KI-Technologie
Hat Künstliche Intelligenz ein Bewusstsein?
Die KI-Technologie ist auf dem Vormarsch. Ihre Entwicklung wirft eine alte philosophische Frage auf: Was ist Bewusstsein und wie kann es simuliert werden? Ein Überblick.
Zu der technologischen Anwendung, denen die Mehrheit der deutschen Bevölkerung die größte Bedeutung beimisst, zählt die Künstliche Intelligenz. Foto: Robert Michael/dpa/Symbolbild       -  Zu der technologischen Anwendung, denen die Mehrheit der deutschen Bevölkerung die größte Bedeutung beimisst, zählt die Künstliche Intelligenz.
Foto: Robert Michael/dpa/Symbolbild | Zu der technologischen Anwendung, denen die Mehrheit der deutschen Bevölkerung die größte Bedeutung beimisst, zählt die Künstliche Intelligenz.
Lukas Rameil
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:31 Uhr

Die Frage nach dem menschlichen Bewusstsein ist so alt wie das abstrakte Denken überhaupt. Wissenschaftler und Philosophen vieler Jahrhunderte bissen sich die Zähne daran aus, wo und wie Bewusstsein, wahlweise Geist oder auch Seele entsteht. Mit dem Aufkommen von Künstlicher Intelligenz (KI) werden diese Fragen erneut verhandelt.

Für die Pioniere der KI-Forschung ist die Sache allerdings weit weniger verworren als für manch einen Geisteswissenschaftler. Gehirnaktivitäten stellen sich demnach als bloße informationsverarbeitende Prozesse dar. Für sie hat Künstliche Intelligenz eindeutig die Möglichkeit, ein Bewusstsein zu erlangen.Marvin Minsky, ein Ur-Vater auf dem Gebiet der KI, behauptete gar früh: "Geist ist nichts weiter als ein Produkt aus geistlosen, aber intelligent ineinandergeschachtelten Ober- und Unterprogrammen."

Dieser Annahme folgen auch zahlreiche Ansätze, menschliche Intelligenz auf Technologien anzuwenden, die - eingebaut in Roboter - für den täglichen Bedarf nützlich sein sollen. Denn wenn es stimmt, dass Bewusstsein nicht mehr als die Summe der menschlichen Gehirnfunktionen ist, dann müsste sich derselben Logik nach auch bei Maschinen ein künstliches Bewusstsein erzeugen lassen. Doch was genau ist gemeint, wenn man vom Bewusstsein spricht, und wie genau kann man sich Künstliche Intelligenz vorstellen?

Was versteht man unter einem Bewusstsein?: Seele vs. Maschine

An der Frage, was ein menschliches Bewusstsein ist, hängt viel. Sie hat Philosophen und Wissenschaftler überhaupt seit je her beschäftigt. Eine grundsätzliche Frage lautet: Ist Bewusstsein an materielle Prozesse im Gehirn geknüpft? Oder gibt es eine Seele, die unabhängig von Nervenzellen agiert?

Der französische Philosoph René Descartes beispielsweise ging von letzterem aus. Für ihn war zudem klar, das menschliches Sein und damit Bewusstsein ("Ich denke, also bin ich") als eine unabhängige Instanz vom Körper getrennt zu sehen ist und in einer zentralen Schaltstelle zusammenläuft, die er in der sogenannten Zirbeldrüse lokalisierte. Descartes Ort aller Denkprozesse, die Zirbeldrüse, hat sich mittlerweile als Hirngespinst herausgestellt. Nicht allerdings die Frage, wie und wo Denkprozesse entstehen, bzw. ob sie zentralistisch oder pluralistisch generiert werden.

KI und Bewusstsein: "Computer aus Fleisch"

Die andere, im Zuge des 19. Jahrhunderts immer wichtiger werdende Position geht vom Gegenteil aus, nämlich dass unser Denken im Grunde von Gehirnleistungen, in letzter Konsequenz also von materiellen Eigenschaften abhängt. Gerade in den Naturwissenschaften - vorneweg der Physik und der Neurobiologie - ist dies unbestritten.

Auch die KI-Forschung basiert auf der Annahme, dass sich das Gehirn als "natürlich entstandenes Informationsverarbeitungssystem" (so der Mainzer Philosoph Thomas Metzinger) simulieren lässt. Denn so müsste es möglich sein, statt einem "Computer aus Fleisch", einen aus Kunststoff und Halbleitern zu erzeugen.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Künstliche Intelligenz (KI) ist als Teilbereich der Informatik zugehörig und beschäftigt sich mit der Entwicklung von Computerprogrammen, die ein intelligentes Verhalten simulieren.„Im Grunde verbergen sich hinter künstlicher Intelligenz Verfahren, die versuchen, Aspekte menschlicher Intelligenz nachzubilden“, erklärte Roboterforscherin Elisabeth André von der Universität Augsburg derAugsburger Allgemeinen. Die Professorin ist eine von Deutschland führenden Köpfen im Bereich der KI-Forschung.

Runtergebrochen handelt es sich bei KI um den Versuch, menschliche Lern- und Denkfähigkeiten auf einen Computer zu übertragen und ihn mit weniger monotonen, stattdessen selbstständigen Aufgaben zu betrauen, in denen zudem menschliche Qualitäten wie Reaktionsvermögen, Improvisationstalent oder auch Einfühlung gefragt sind. Statt dass für jeden Zweck eine eigene Programmierung erfolgt, kann ein Roboter per künstliche Intelligenz in die Lage versetzt werden, eigenständig Antworten zu finden, Probleme zu lösen und damit ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

KI und Bewusstsein: Ist menschliches Bewusstsein simulierbar?

Ob KI tatsächlich ein Bewusstsein haben kann, hängt auch von der Frage ab, welches Menschbild man zugrunde legt. Also ob man dem Menschen eine tiefergehendes Bewusstsein oder gar eine Seele zuspricht, die nicht simulierbar wäre, oder doch von einem komplexen, aber rein materiellen neuronalen System ausgeht, das sämtliche Denkprozesse des Geistes hervorruft. Die KI-Forschung meint diese Frage bereits hinter sich gelassen zu haben.

 
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