Kommunale Außenpolitik ist das Pendant zur Außenpolitik des Bundes. Städtepartnerschaft heißt ein bewährtes Konstrukt, bei dem sich Metropolen und kleinere Städte mit einer jeweils anderen Kommune verbünden. Auch Karlsruhe pflegt Partnerschaften zu Städten in anderen Ländern, in denen es um einen kulturellen und wirtschaftlichen Austausch geht. Das betrifft Vertreter aus dem politischen Spektrum, Studenten und auch sonst sollen Bürger und Bürgerinnen die Gelegenheit bekommen, untereinander in den Dialog zu treten.
Wie definiert sich eine Städtepartnerschaft?
Über die Idee hinter den Städtepartnerschaften klärt die Bundeszentrale für politische Bildung auf: Sie entstanden hauptsächlich nach dem Zweiten Weltkrieg als Initiative der Basis, um die "durch Kriege in Europa aufgerissenen Wunden zu heilen". Sie sind ein öffentlichkeitswirksames Instrument, um Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzuführen. Der Austausch in verschiedenen Belangen steht im Vordergrund, wie dieser auszusehen hat, darüber gibt es kein einheitliches Vorgehen. Eine Städtepartnerschaft gilt als quasi unbegrenzte Partnerschaft, die vertraglich beziehungsweise anhand einer Beurkundung festgestellt wird. Karlsruhe ist in diesem Gebiet umtriebig und verzeichnet 2023 gleich zwei Neuzugänge.
Karlsruhe pflegt fünf Städtepartnerschaften - 2023 kommen neue hinzu
Bis 2022 zählte das Karlsruher Spektrum der Städtepartnerschaften fünf befreundete Kommunen. In diesem Jahr kommen gleich zwei hinzu: Winnyzja und Suseong-gu/Daegu. Wir stellen die Neuzugänge vor und werfen einen Blick auf die bereits bestehenden Partnerschaften.
Winnyzja: Kürzlich wurde Karlsruhes neue Städtepartnerschaft mit Winnyzja aus der Ukraine offiziell: Am 22. April unterzeichneten Oberbürgermeister Frank Mentrup und dessen Amtskollege Serhii Morhunov im Karlsruher Rathaus den entsprechenden Vertrag, wie bnn.de erklärte. Vielen Menschen ist es beim Betreten der städtischen Grenze bereits aufgefallen: Auf Schildern an Ortseingängen ist Winnyzja bereits neben anderen Partnerstädten zu sehen.
Karlsruher Kommunalpolitiker wollten schon kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine eine neue Städtepartnerschaft in dem krisengebeutelten Land schließen. Auch durch Kontakte von länger in Karlsruhe lebenden Landesleuten fiel die Wahl schließlich auf Winnyzja, so das Portal. Es war Sommer 2022, als im Gemeinderat von Karlsruhe die Weichen für das Bündnis gestellt wurden.
Eckdaten:
- Stadt: Winnyzja
- Land: Ukraine
- Einwohner: rund 370.000
- Entfernung zu Karlsruhe: etwa 1600 Kilometer
Suseong-gu/Daegu: Die Metropole Daegu beherbergt eine der Technologie-Hochburgen von Südkorea, der Austausch mit Offiziellen der Karlsruher Stadtverwaltung besteht schon seit über einem Jahrzehnt. Eine Delegation um Dae Kwon Kim, Bürgermeister des Distrikts Suseong-gu, reiste im März 2023 mit Vertretern aus Verwaltung, Kultur sowie vier Geschäftsführern von IT-Firmen in die Fächerstadt, schildert Karlsruhe.de.
Besonders die wirtschaftliche Zusammenarbeit steht im Vordergrund: Bei dem Treffen stellten die Gäste ihre Entwicklungsstrategie als Zukunftsstandort im IT-Sektor vor. Dae Kwon Kim war bereits zehn Jahre zuvor noch als Kulturvertreter der 2,5-Millionen-Einwohnerstadt Daegu in Karlsruhe tätig. Später wurde er schließlich Bürgermeister des Distrikts Suseong-gu. Aus einem uns vorliegenden Gemeinderatspapier vom 25. April geht hervor, dass es sich zunächst nicht um keine klassische Städtepartnerschaft mit Suseong-gu handelt, sondern eine Projektpartnerschaft mit regem Austausch in Bereichen wie Digitalisierung, Wirtschaft und Klimaschutz.
Eckdaten:
- Stadt: Suseong-gu/Daegu
- Land: Südkorea
- Einwohner: rund 430.000
- Entfernung zu Karlsruhe: knapp 8900 Kilometer
Städtepartnerschaften von Karlsruhe: Fünf bestehende Freundschaften
Nancy: Den womöglich stärksten Draht im Rahmen einer Partnerschaft pflegt Karlsruhe ins französische Nancy. Die knapp 200 Kilometer entfernte beschauliche Stadt im Nordosten Frankreichs eignet sich selbst für Tagesausflüge von Baden-Württemberg aus und ist seit vielen Jahrzehnten ein Verbündeter der Fächerstadt.
Laut Karlsruhe.de fand ein erster Schüleraustausch bereits 1955 statt. Vertretungen aus der Region Grand-Est, dem hiesigen Bundesland sowie den Partnerstädten Nancy und Karlsruhe sprachen erst im März 2023 wieder über Maßnahmen im Hinblick auf den Klimawandel. Auch ansässige Vereine und Schulen befinden sich seit Jahren im Austausch mit Partnern in Nancy, das auch als Universitätsstadt bekannt ist und aus architektonischer Sicht einen touristischen Anreiz bietet. Der Deutsch-Französische Freundeskreis Karlsruhe und dessen Pendant auf französischer Seite (Cercle Amical France-Allemagne) organisieren Bürgerreisen in das befreundete Gebiet.
Eckdaten:
- Stadt: Nancy
- Land: Frankreich
- Einwohner: rund 105.000
- Entfernung zu Karlsruhe: ca. 220 Kilometer
Halle an der Saale: Auch in die ostdeutsche Region pflegt Karlsruhe eine Städtepartnerschaft. Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft – in diesen Bereichen gilt die knapp 250.000 Einwohner zählende Stadt in Sachsen-Anhalt als renommiertes Pflaster. Der bekannte Pianist Georg Friedrich Händel wurde hier geboren, auch Politiker Hans-Dietrich Genscher, der frühere FDP-Bundesminister. Drei Hochschulen befinden sich in der Stadt, die Tausende Studenten und Studentinnen anziehen. Auch Institute wie das Fraunhofer und Max-Planck haben hier einen Sitz. Die Städtepartnerschaft zwischen Karlsruhe und Halle (Saale) entstand laut Karlsruhe.de im Jahr 1987 als eine der ersten überhaupt zwischen einer bundesdeutschen Stadt mit einer aus der früheren DDR.
Eckdaten:
- Stadt: Halle an der Saale
- Land: Deutschland
- Einwohner: rund 239.500
- Entfernung zu Karlsruhe: ca. 510 Kilometer
Krasnodar: Wegen geopolitischer Machtspiele leidet eine der wohl leidenschaftlichsten Städtepartnerschaften von Karlsruhe. Seit 1979 pflegt die Fächerstadt innige Kontakte zur prachtvollen russischen Stadt Krasnodar. Mit Beginn der Eskalation in der Ukraine ist die über Jahrzehnte währende Freundschaft jedoch abgekühlt. Wie eng die Kontakte einst waren, lassen sich in früheren Berichten erkennen, als deutsche Gäste, darunter kommunale Politiker die Stadt zwischen Schwarzem Meer und Kaspischem Meer besuchten, so auch zum 220-jährigen Bestehen.
Krasnodar ist laut Karlsruhe-erleben.de die südlichste Bezirkshauptstadt Russlands und hat nicht nur bei Wissenschaft und Kultur einiges zu bieten. Es gebe dort einige Fakultäten und weitere Forschungseinrichtungen. Auch architektonisch sei die Großstadt beachtlich. Außerdem befinden sich Karlsruhe und Krasnodar auf dem gleichen Breitengrad, führt das Portal aus. Angesichts des Krieges sind Jubiläen, Delegationsbesuche oder andere offizielle Kontakte momentan auf Eis gelegt.
Eckdaten:
- Stadt: Krasnodar
- Land: Russland
- Einwohner: rund 745.000
- Entfernung zu Karlsruhe: ca. 3000 Kilometer
Nottingham: Auch die Partnerschaft zwischen Karlsruhe und Nottingham reicht bereits mehrere Jahrzehnte zurück. Sie wurde dem Vernehmen nach durch einen Handschlag beider Oberbürgermeister im Rahmen einer Gemeinderatssitzung im Jahr 1969 vollzogen. Die in Mittelengland gelegene Stadt gilt als äußerst nachhaltig und reinlich, prächtige Parks und andere Grünanlagen heben die Lebensqualität nach oben, schildert Karlsruhe.de.
Der wohl bekannteste Einwohner der Stadt ist ein Räuber: Robin Hood, der im legendären Sherwood Forest sein Unwesen getrieben haben soll. Die Jahrtausende währende Historie von Nottingham als "kleinster Großstadt Großbritanniens" lade Besucher und Besucherinnen zum Erkunden ein, wo ein berüchtigtes Schloss, Bars und beschauliche Gassen warten. Für Touristen aus Karlsruhe ebenfalls nicht uninteressant: Eine dortige Straßenbahnlinie fährt über die "Karlsruher Freundschaftsbrücke".
Eckdaten:
- Stadt: Nottingham
- Land: Großbritannien
- Einwohner: rund 331.000
- Entfernung zu Karlsruhe: ca. 1050 Kilometer
Timisoara: Auch die im Westen von Rumänien gelegene Großstadt Timisoara pflegt eine Städtepartnerschaft zu Karlsruhe. An den Landesgrenzen zu Ungarn und Serbien gelegen, gilt sie als wichtiger Verkehrsknotenpunkt des Landes. In die Wege geleitet wurde die Freundschaft der Städte offenbar 1989, als es im Zuge der rumänischen Revolution Kontakte auf kommunaler Ebene gab.
Zunächst wurden Hilfslieferungen aus Deutschland in die Region entsendet, schließlich regte laut Karlsruhe.de der frühere Stadtrat Günther Rüssel eine Städtefreundschaft an, die dann 1997 in eine offizielle Partnerschaft besiegelt wurde.
Die Stadt kann laut der offiziellen Website von Karlsruhe historisch Erstaunliches vorweisen: 1718 wurde in Temeswar (so der Name in der Landessprache) die erste Brauerei des heutigen Rumäniens gegründet, 1884 wurde sie gar die erste Stadt in Europa mit elektrischem Straßenbeleuchtungsnetz. Im Hinblick auf die Wirtschaft handelt es sich demnach um die zweitwichtigste Stadt des Landes, nach der Hauptstadt Bukarest. Und: Timisoara ist seit 2023 europäische Kulturhauptstadt.
Eckdaten:
- Stadt: Timisoara
- Land: Rumänien
- Einwohner: rund 251.000
- Entfernung zu Karlsruhe: ca. 1200 Kilometer