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Zuckerkrankheit
Kann man Diabetes durch Stress bekommen?
Dass Stress viele Krankheiten auslösen kann, wird immer eindeutiger. Aber kann man durch Stress auch Diabetes bekommen? Das ist die Faktenlage.
Gestresst am Rechner.jpeg       -  Kein Ende in Sicht: Hohe Arbeitsbelastung kann chronischen Stress in uns auslösen - und damit krankmachende Prozesse im Körper befeuern.
Foto: Bernd Diekjobst, dpa (Symbolbild) | Kein Ende in Sicht: Hohe Arbeitsbelastung kann chronischen Stress in uns auslösen - und damit krankmachende Prozesse im Körper befeuern.
Lorenzo Gavarini
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:13 Uhr

Seit einigen Jahren erkennt die Wissenschaft und die Gesellschaft immer mehr an, welche Rolle psychische Faktoren bei physischen Erkrankungen haben können. Psychosomatik ist der Begriff der Stunde und immer häufiger hört man von Krankheiten, die durch Depressionen, Einsamkeit oder vor allem Stress hervorgerufen werden können.

Eine regelrechte Volkskrankheit ist Diabetes. In Deutschland sind über 5,5 Millionen Menschen daran erkrankt, der Großteil von ihnen an Typ-2-Diabetes, das man im Laufe des Lebens bekommen kann. Entscheidende Faktoren für die Erkrankung sind mangelnde Bewegung und eine zuckerlastige Ernähung. Aber wie sieht es mit psychischen Faktoren aus? Kann man durch Stress Diabetes bekommen?

Typ-2-Diabetes: Viele Faktoren spielen eine Rolle

Während Menschen, die an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, die Krankheit bereits als Kinder haben und ihr Leben lang damit umgehen müssen, ist das bei Typ-2-Diabetes anders. Diese Krankheit entwickelt sich bei den meisten Menschen erst später im Leben und hängt entscheidend damit zusammen, wie man lebt. Wer sich wenig bewegt, viel und zuckerhaltig isst und dazu vielleicht noch raucht, der hat ein deutlich erhöhtes Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Typ-2-Diabetes ist übrigens nicht unheilbar.

Wie Experten mittlerweile wissen, ist auch Stress einer dieser Faktoren, die eine Erkrankung an Typ-2-Diabetes befördern. Laut einer Studie, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung vorstellt, haben Personen mit hoher Arbeitsbelastung ein um 45 Prozent erhöhtes Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, im Vergleich zu Personen mit geringer Arbeitsbelastung. Dabei geht es nicht um die Kombination aus Stress und anderen Risikofaktoren wie Übergewicht: Der Stress alleine kann ausreichen, einen Typ-2-Diabetes zu verursachen.

Übrigens: Es gibt Hinweise darauf, dass auch starker Alkoholkonsum zu Diabetes führen kann.

Diabetes durch Stress: Das passiert dabei im Körper

Wie genau der Mechanismus im Körper funktioniert, können die Forscher um Karl-Heinz Ladwig, Facharzt für psychosomatische Medizin am Helmholtz Zentrum und an der Technischen Universität München, von denen die oben genannte Studie stammt, nicht erklären. Es gibt aber einige Hinweise, welche Mechanismen im Körper bei Stress einen Typ-2-Diabetes begünstigen.

In einem Gespräch mit der Apotheken Umschau erklärt Ladwig den Prozess. Eine große Rolle spielt dabei das Stresshormon Kortisol, das dem Insulin entgegenwirkt. Denn durch das Kortisol schüttet die Leber vermehrt Glukose aus, was den Blutzucker steigen lässt. So muss der Körper mehr Insulin produzieren.

Durch Stress werden außerdem Botenstoffe ausgesandt, die Insulin weniger stark wirken lassen. Dadurch kann eine Insulinresistenz entstehen, was in manchen Fällen zu einem Typ-2-Diabetes führen kann. Ist dieser einmal da, entwickelt sich womöglich ein Teufelskreis. Der Diabetes stresst die erkrankte Person zusätzlich und trägt so zu einer Verschlimmerung der Lage bei.

Übrigens: Um Diabetes zu messen, gibt es auch Messgeräte für den Arm.

Durch Stress Diabetes bekommen – Wann ist man gestresst?

Aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man wirklich durch Stress an Diabetes erkrankt? Und ab wann ist Stress ungesund? Laut Ladwig ist der "normale Arbeitsstress" nicht das Level an Stress, das laut seiner Studie Diabetes auslösen kann. Er spricht von "hoher Arbeitsbelastung" gemäß dem "Karasek-Index". In Deutschland leide rund jeder fünfte Arbeitnehmer unter dieser extremen Stressbelastung. Diese tritt dann auf, wenn Betroffene die Arbeitsanforderungen als sehr hoch einschätzen und gleichzeitig über wenig Handlungs- und Entscheidungsspielräume verfügen.

Aber auch vermeintlich geringer Stress kann irgendwann zu einem gefährlichen Level ansteigen. Es ist also ratsam, früh etwas gegen Stress zu unternehmen. Am besten dafür geeignet ist Sport, der nebenbei auch noch einen anderen Risikofaktor für Typ-2-Diabetes niedrig hält. Aber auch Entspannungstechniken wie Meditation oder einfach ausreichend Schlaf senken den Stresslevel bedeutend.

Übrigens: Oft ist in Texten über Diabetes von einem "Typ-3-Diabetes" die Rede. Diese Bezeichnung greift heute nicht mehr.

 
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