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Insekten
Faszinierend: Diese Entwicklungsstufen durchlaufen Insekten
Insekten wachsen nicht einfach, sondern entwickeln sich über mehrere Stufen hinweg. Vom Ei bis zum ausgewachsenen Tier können sie die unterschiedlichsten Formen annehmen.
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Foto: Julio Cortez/AP, dpa | Eine Zikade häutet sich. Insekten durchlaufen unterschiedliche Entwicklungsstufen.
Julius Bretzel
 |  aktualisiert: 15.05.2024 06:17 Uhr

Das Kinderbuch "Die kleine Raupe Nimmersatt" des Deutsch-Amerikaners Eric Carle kennt wohl fast jedes Kind: Aus einem Ei schlüpft eine kleine Raupe, die sich vom großen Hunger angetrieben Seite für Seite durch allerlei Köstlichkeiten frisst und dabei immer größer wird. Dann baut sie sich einen Kokon, aus dem sie schlussendlich als prächtiger Schmetterling schlüpft. Dass sich Schmetterlinge aus Raupen entwickeln, ist also spätestens nach der Lektüre dieses Kinderbuchklassikers kein Geheimnis mehr. Doch was viele Menschen nicht wissen: Fast alle Insekten durchlaufen unterschiedliche Entwicklungsstufen, in denen ihr Erscheinungsbild teilweise ganz unterschiedlich sein kann. Wie genau diese Stufen aussehen können, erfahren Sie in diesem Artikel

Was genau sind Insekten?

Insekten sind kleine wirbellose Tiere mit sechs Beinen, einem dreigeteilten Körper und oft Flügeln. Die Klasse der Insekten gilt als artenreichste Tierklasse der Welt. Allein in Deutschland gibt es laut Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (BMUV) mehr als 33.000 Insektenarten, die damit fast 70 Prozent aller Tierarten in Deutschland ausmachen. Sie haben kein Herz und kein Blut, dafür ein intelligenteres Gehirn als viele Menschen annehmen. Auch bekannt ist seit langem das massive Insektensterben: Die Zahl der Insekten geht aus unterschiedlichen Gründen zurück - und zwar weltweit. So ist laut BMUV mehr als die Hälfte der Wildbienen in Deutschland gefährdet.

Von Käfer über Falter, Bienen und Grillen bis hin zu Ameisen - so unterschiedlich Insekten aussehen können, so haben sie doch eines gemeinsam: Statt einfach nur zu wachsen, durchlaufen sie in ihrem Leben unterschiedliche Entwicklungsstadien. Die Verwandlung von Insekten nennt man laut dem Umweltverband Nabu auch Metamorphose. Dabei unterscheidet man zwischen einer vollständigen Metamorphose und einer unvollständigen Metamorphose.

Entwicklungsstufen von Insekten: vollständige vs. unvollständige Metamorphose

Bei der vollständige Metamorphose verwandelt sich das Tier komplett und durchläuft folgende vier Stadien: Ei – Raupe – Puppe – ausgewachsenes Tier (Imago). Das besondere: Die Larve und das ausgewachsene Tier sehen komplett unterschiedlich aus, wie bei der Raupe und dem Schmetterling. Ganze 75 Prozent der bekannten Insektenarten durchlaufen laut National Geographic die vollständige Metamorphose. Insekten, die dagegen eine unvollständige Metamorphose machen, durchlaufen nur drei Entwicklungsstufen: Ei – Larve und Nymphe – Imago. Dazu zählen zum Beispiel Heuschrecken und Libellen. Sie verpuppen sich nicht, sondern entwickeln sich über mehrere Häutungen zum ausgewachsenen Tier.

Entwicklungsstufen von Insekten: Die Eier

Der Lebenszyklus der allermeisten Insekten beginnt als Ei. Und darin liegt laut National Geographic auch ein großer Vorteil der Tierklasse der Insekten. Die Eier sind demnach nämlich besonders widerstandsfähig. Außerdem sind Insekten durchaus kreativ, wenn es darum geht, die Eier an einem geeigneten Ort abzulegen: etwa im Boden, in Holz, unter Blättern, in Pflanzenstängeln unter ­Wasser, in unseren Wohnungen oder sogar in anderen Tieren oder wiederum in deren Eiern. Die Eier treiben im Wind oder auf der Oberfläche von Wasser, und manche Arten - etwa viele Schaben und Spinnen - tragen ihre Eier auf dem eigenen Rücken mit sich herum. Oft überdauern die Eier der Insekten auch den Winter.

Entwicklungsstufen von Insekten: Die Larve

Im Inneren der Eier wächst das Tier geschützt heran. Dann schlüpft daraus die Larve. Beim Schmetterling handelt es sich dabei um die Raupe. Die Larven der Junikäfer oder der Maikäfer werden auch Engerlinge genannt. Das Aussehen der Insektenlarven kann sich laut dem Spektrum Lexikon der Biologie von dem des ausgewachsenen Tieres entweder stark unterscheiden (bei Insekten mit vollständiger Metamorphose) oder ähnlich sein (bei unvollständiger Metamorphose). Bei vielen Larven entweder fehlen manche Körperteile, oder sie erfüllen noch andere Funktionen. In manchen Fällen besitzen die Larven auch Körperteile, die beim ausgewachsenen Tier fehlen. Oft schützen sich die sonst wehrlosen Raupen und Larven auf besonders raffinierte Weise, etwa durch gefährliches Gift.

Innerhalb des Larvenstadiums frisst die Larve und wächst heran. Doch da die Tiere wirbellos sind und ihre Haut nicht mitwächst, müssen sie sich regelmäßig häuten. Die Raupen der meisten heimischen Schmetterlinge häuten sich laut dem Umweltschutzverband BUND innerhalb von vier Wochen vier Mal, bis in der Regel das letzte Raupenstadium erreicht ist. Die großen Larven der beeindruckenden Hirschkäfer häuten sich dagegen nur zwei Mal, erklärt der Nabu. Wie genau sich die Larven entwickeln, hängt davon ab, ob sie sich verpuppen, um eine vollständige Metamorphose zu machen, oder ob sie sich allmählich zum ausgewachsenen Tier verwandeln.

Entwicklungsstufen von Insekten: Die Puppe

Das Puppenstadium ist laut dem Spektrum-Lexikon das Stadium zwischen der letzten Larve und der Imago. Die Larve bildet einen Puppen-Kokon aus Gespinstfäden oder aus natürlichen Stoffen der Umgebung oder bildet selbst einen Puppen-Panzer. Oft befestigen sich die Larven bei der Verpuppung mit einem Faden an Blättern oder im Unterholz, andere Larven, etwa Engerlinge, verpuppen sich unter der Erde.

So geschützt verharrt das Tier oft reglos, es findet keine Nahrungsaufnahme mehr statt. Die Puppen mancher Fliegen und Mücken können sich auch bewegen. In Innern der Puppe vollzieht sich der letzte Schritt der vollständigen Metamorphose: hin zur Imago, dem ausgewachsenen Insekt.

Entwicklungsstufen von Insekten: Die Nymphe

Nicht alle Insekten verpuppen sich. Insekten, die sich unvollständig verwandeln, lassen den Entwicklungsschritt aus. Sie entwickeln sich über die mehreren Häutungszyklen der Larve hin zur ausgewachsenen Form. Gut erklären lässt sich diese Entwicklung am Beispiel der Heuschrecke. Die Heuschreckenlarven machen laut Nabu auf dem Weg zur fertigen Form fünf bis sieben durch. Die erste Larve sieht bereits aus wie eine Heuschrecke, besitzt aber noch nicht alle Körperteile der erwachsenen Form. So fehlen ihr zum Beispiel die Flügel.

Mit jedem Häutungsschritt werden die Tiere dem erwachsenen Tier immer ähnlicher: Ab der dritten Häutung sind meist schon erste Flügelanlagen zu sehen. Das vorletzte Jugendstadium heißt laut Spektrum-Lexikon Pronymphe. Das letzte Jugendstadium ist dann die Nymphe. Spätestens hier sind die Flügelanlagen ausgebildet. Ist die Heuschrecke eine Nymphe, fehlt nur noch eine letzte Häutung, bis das Tier vollständig ausgebildet ist.

Die vollständige Entwicklung kann sich übrigens ziehen: Bei manchen Schreckenarten wie dem Grünen Heupferd oder dem Warzenbeißer kann die Entwicklung vom Schlüpfen aus dem Ei bis zur Imago laut Nabu sogar mehrere Jahre dauern.

Entwicklungsstufen von Insekten: Die Imago

Als Imago bezeichnet man die letzte Entwicklungsstufe, das ausgewachsene Vollinsekt. Es besitzt in diesem Stadium alle Ausprägungen. Danach erfolgen auch meist keine weiteren Häutungen, heißt es im Spektrum-Lexikon. Oft haben Imago und Larven unterschiedliche Standorte und Nahrungen. Die Larven der Libelle leben beispielsweise im Wasser und ernähren sich laut BUND dort räuberisch. Als Imago hat das Tier Flügel und kann das Wasser verlassen, um in der Luft auf Beutejagd zu gehen.

Auch Raupe und Schmetterling unterscheiden sich in Lebensraum und Nahrung. Während die Raupe an Pflanzen lebt, von denen sie sich ernährt, kann der fertige Falter von Blüte zu Blüte fliegen, um Nektar zu sich zu nehmen. Der Vorteil: Die erwachsenen Tiere fressen dem Nachwuchs nichts weg. Die Insekten können sich so laut National Geographic in ihren unterschiedlichen Entwicklungsstadien unabhängig voneinander ihrem Wachstum oder ihrer Fortpflanzung widmen.

Übrigens: Auch Spinnen häuten sich im Laufe ihres Lebens regelmäßig, obwohl sie nicht zu den Insekten gehören. Auch Schnecken werden oft zu unrecht für Insekten gehalten. Ein heimisches Tier wird dagegen oft für einen exotischen Vogel gehalten, obwohl es in Wahrheit ein Insekt ist. Viele Insekten werden von Licht angezogen.

 
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