"Die Maikäfer sind wieder da", titelt der Naturschutzbund (NABU) auf seiner Webseite. Viele Spaziergänger würden allerdings hinzufügen: "Und da waren sie." Denn aktuell sind es vor allem tote Maikäfer, die in vielen Regionen Deutschlands rücklings auf dem Boden liegend gesichtet werden. Naturschützer sind jedoch über das Schicksal der Maikäfer weit weniger besorgt, als über das weltweit verheerende Insektensterben. Doch wieso? Und was sind die Gründe für so viele tote Maikäfer zu einer bestimmten Zeit im Jahr? Die Antworten lesen Sie in diesem Artikel.
Maikäfer haben lange Schlupfzeiten
Maikäfer, die eng verwandt, aber nicht zu vergleichen mit Junikäfern sind, stechen vor allem durch ein besonderes Merkmal hervor: ewig langen Schlupfzeiten. Denn bevor überhaupt ein Käfer schlüpft, liegen laut Umweltbundesamt die auch als Engerlinge bekannten Maikäfer-Larven in der Regel ganze vier Jahre unter der Erde. Dort ernähren sie sich von Pflanzenwurzeln, so die Umweltbehörde.
Die jetzt im Frühling flügge gewordenen Käfer sind demnach nach langen Jahren unter Tage erst im Herbst letzten Jahres zu Jungkäfern geschlüpft. Weil aber die eisigen Temperaturen im Winter den Insekten nicht zusagen, verlängern sie üblicherweise den Aufenthalt wie viele andere Insekten im Winter zur Überwinterung unter der warmen Erde.
Neben den Junikäfern, die den Maikäfern zum Verwechseln ähnlich sind, gibt es laut NABU auch drei Unterarten des Maikäfers, die sich optisch nur leicht voneinander unterscheiden: da wären der Feldmaikäfer, der Waldmaikäfer und der Kaukasische Maikäfer. Letzterer ist den Angaben des Naturschutzbundes zufolge vor allem im Süden Deutschlands beheimatet.
Männliche Maikäfer sterben direkt nach der Paarung
Das Tageslicht erblicken Maikäfer etwa Ende April, dann graben sich die Tierchen aus der Erde und setzen zum sogenannten Reifungsfraß an, wie NABU schreibt. Sechs Wochen fressen sich die Tiere voll mit Blättern von vor allem jungen Laubbäumen, wobei sich Feldmaikäfer laut dem Naturschutzbund mit Vorliebe an Obstbäumen vergreifen, während Waldmaikäfer Eichen, Buchen und Hainbuchen bevorzugen. Als typische Maikäfer-Flugzeit gibt ARD Alpha die Monate Mai und Juni an. Daher stammt auch ihr Name.
Nach dem großen Fressen beginnt für einen Teil des Maikäferbestands das letzte Kapitel: die Paarungszeit. Auf dem sogenannten Schwärmflug halten die Tiere Ausschau nach Geschlechtspartnern, wobei die Weibchen laut ARD Alpha einen Duftstoff absondern, anhand dem sie die Männchen mithilfe ihrer rund 50.000 Geruchsnerven optimal aufspüren können. Nachdem sich die Tiere gefunden und gepaart haben, stirbt das Männchen.
Übrigens: Es ist nicht nur ein Klischee, dass Maikäfer nach dem Essen schlecht fliegen können. Doch warum hat die Evolution Insekten überhaupt mit Flügeln ausgestattet?
Viele tote Maikäfer auf dem Boden: Grund ist das milde Frühlingswetter
Der Grund, warum aktuell so viele tote Maikäfer auf dem Boden liegen, hat mit den schwankenden Temperaturen in diesem Jahr zu tun. Normalerweise schlüpfen die Käfer Ende April und beginnen ihre Hauptflugzeit im Mai. Wenn allerdings vorher schon frühlingshaft warmes Klima herrscht, krabbeln die Tierchen schon früher aus der Erde und beginnen mit Reifefraß und anschließender Paarungszeit. Auch ihr Absterben fällt demnach auf ein früheres Datum, nämlich in diesem Frühling vermehrt Mitte bis Ende April.
Wie der NABU berichtet, war diese Unterbrechung im Rhythmus der Tiere in diesem Jahr vor allem bei den hohen Maikäferbeständen in Nordbaden, in der südhessischen Rheinebene, bei Hanau und am Kaiserstuhl-Gebirge in Baden-Württemberg zu beobachten: "Was 2024 auffällt: Oft waren Käfer schon direkt nach Ostern verstärkt unterwegs, zwei bis drei Wochen früher als üblich", so der Naturschutzbund.
Übrigens: Vor rund hundert Jahren war es laut NABU üblich, den Maikäfer verzuckert oder als Bouillon zu verspeisen. Und heutzutage? Auch heute stecken mehr und mehr Insekten in Lebensmitteln.