Sie schwirren um uns herum, krabbeln oder springen auf uns - und haben es nur auf eines abgesehen: unser Blut. Einige Insektenarten konnten sich im Laufe der Evolution darauf spezialisieren, das Blut von anderen Tieren - und dem Menschen - zu saugen. Hämatophage Insekten werden die Tiere in der Wissenschaft genannt.
Mit unterschiedlichsten Strategien und Mundwerkzeugen durchbohren sie die Haut ihres Wirts und saugen sich mit dessen Blut voll, bevor sie Juckreiz oder Schmerzen hinterlassen. Und einige Parasiten können beim Biss schwere Krankheiten übertragen. Welche Insekten besonders häufig in Deutschland als Blutsauger unterwegs sind, erfahren Sie in diesem Überblicksartikel.
Blutsaugende Insekten: Stechmücken
Sie sind die bekanntesten Blutsauger - und können einem besonders in Sommernächten den letzten Nerv reiben. In Deutschland kommen laut dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) rund 50 Stechmückenarten vor. Die Tiere mit den langen dünnen Beinen, Flügeln und dem langen Mundwerkzeug saugen das menschliche Blut für die Vermehrung. Dabei stechen - beziehungsweise beißen - nur die Weibchen. Sie benötigen das Blut für die Produktion von rund 400 Eiern. Gegen die Plagegeister helfen im Sommer am effektivsten lange Kleidung, Moskitonetze an Fenstern und Türen wie Mückenschutzmittel.
Angelockt werden die Mückenweibchen laut der Krankenkasse AOK zum einen durch das von uns Menschen ausgeatmete Kohlenstoffdioxid, zum anderen durch Substanzen, die bei der Zersetzung von Schweiß auf der menschlichen Haut entstehen, zum Beispiel Ammoniak, Harn- oder Milchsäure. Nach dem Biss wird die Hautstelle rot, schwillt an und juckt. Doch Vorsicht: nicht kratzen! Durch das Aufkratzen des Stichs kann sich die Stelle entzünden, Krankheitserreger können dann in den Körper gelangen. Die AOK rät lieber zum Kühlen mit Eiswürfeln und Hausmitteln wie einem Essigtropfen oder Zwiebelsaft.
Neben den weit verbreiteten heimischen Arten gibt es seit einigen Jahren auch fünf invasive Mückenarten aus den Tropen, erklärt das BNITM. Dazu zählt etwa die Asiatische Tigermücke, die unter gewissen Voraussetzungen eine Vielzahl von Erregern weitergeben kann, einschließlich das Dengue- und Chikungunya-Virus. Die Japanische Buschmücke kann laut BNITM darüber hinaus das West-Nil-Virus verbreiten. Das Institut schätzt die Gefahr allerdings als "gering" ein, da für die Entwicklung der Krankheitserreger auch hohe Temperaturen benötigt werden.
Um zu untersuchen, wie viele Mückenarten wo genau in Deutschland verbreitet sind, sammeln Forscher Daten mithilfe des Projekts Mückenatlas. Dabei helfen interessierte und engagierte Bürger seit 2012, wissenschaftlich verwertbare Daten zu erheben. So kann mehr über Vorkommen, Verbreitung und Biologie der verschiedenen Arten in Deutschland herausgefunden werden.
Blutsaugende Insekten: Bettwanzen
Lange waren Bettwanzen in Deutschland kaum ein Thema. Doch seit einigen Jahren kommen sie wieder vermehrt vor, erklärt das Umweltbundesamt. Tourismus und Handel haben die Tiere wieder verbreitet. Die Bettwanze, wissenschaftlich als Cimex lectularius bekannt, ist ein blutsaugendes Insekt, das geduldig auf seinen Wirt - hauptsächlich Menschen - wartet, bevor es beißt. Bettwanzen sind laut Umweltbundesamt äußerst widerstandsfähig, haben eine Lebenserwartung von etwa sechs Monaten und werden ausgewachsen zwischen vier und 8,5 Millimeter groß. Auffällig ist laut dem Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband (DSV) der extrem flache Körper dieser Wanzen, der ihnen auch den umgangssprachlichen Namen „Tapetenflunder“ eingebracht hat.
Tagsüber verstecken sich die Wanzen in Wandritzen, hinter Bildern, in Möbelstücken, unter Matratzen oder hinter Fußleisten. Denn wenn die Tiere ausgiebig Blut gesaugt haben, können sie bis zu eineinhalb Jahre hungern, erklärt der DSV. Die Parasiten brauchen allerdings die Wärme von temperierten Wohnungen, um zu überleben, da sie eigentlich aus den Tropen stammen.
Noch vor rund 20 Jahren galten Bettwanzen in Deutschland als nahezu ausgerottet. Mittlerweile haben sich diese Parasiten wieder stark vermehrt und stellen laut DSV "besonders in Großstädten ein wachsendes Problem dar". Bettwanzen verbreiten sich laut Umweltbundesamt vor allem beim Transport befallener Gegenstände – etwa Reisekoffer und -taschen, gebrauchte Möbel oder Klamotten. Die Behörde stellt klar: "Dass ein Befall mit mangelnder Hygiene zu tun hat, ist ein weit verbreiteter Irrtum."
Hinweise, dass die Wohnung von Bettwanzen befallen ist, sind neben Häutungshüllen unterm Bett und Kotspuren in Form von schwarzen Punkten auch die Bisse der Tiere. Der Biss wird selbst häufig nicht wahrgenommen, die Hautreaktionen dagegen schon eher: Bettwanzen-Bisse hinterlassen kleine rote, leicht geschwollene juckende Flecken. Diese zeigen sich meist schon am nächsten Morgen. Einige Menschen bekommen zusätzlich zu den Flecken noch Bläschen oder Knoten, erklärt die AOK. Typisch seien demnach auch mehrere Flecken in einer Reihe oder um eine Stelle herum. "Die Bettwanze sticht mit ihren Mundwerkzeugen nämlich, wenn sie kein Blutgefäß erwischt, daneben erneut zu", erklärt die Krankenkassen. Betroffen sind oft Körperstellen, die nachts nicht bedeckt sind: etwa Arme, Schultern, Hals oder Gesicht. Der Juckreiz lässt sich laut AOK dadurch lindern, indem die Haut trocken und sauber bleibt und nicht aufgekratzt wird.
Leider kann man sich kaum vor einem Bettwanzen-Befall schützen, erklärt der DSV. Und die Bekämpfung der Parasiten hält auch das Umweltbundesamt für "eine große Herausforderung, auch für professionelle Schädlingsbekämpfer und dauert – je nach Stärke des Befalls – meist mehrere Wochen."
Blutsaugende Tiere: Zecken
Zecken sind gefürchtet - schließlich sind sie in Deutschland extrem weit verbreitet und gelangen blitzschnell von der Wiese auf unsere Haut. Zecken - das unterscheidet sie von den anderen lästigen Tieren in dieser Liste - sind gar keine Insekten. Sie gehören zu den Spinnentiere und haben acht statt sechs Beine. Doch in einer Liste mit heimischen Blutsaugern sollte sie dennoch nicht fehlen.
Der bekannteste Vertreter der Zeckenarten ist laut dem Umweltbundesamt der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), der eine durchschnittliche Größe von rund 2,5 bis vier Millimeter erreicht. Zecken halten sich besonders gern in Waldlichtungen mit hohem Grasbewuchs, an Bachläufen, Waldrändern und angrenzenden Weide- und Gartengebieten auf. Doch der Naturschutzverband NABU warnt, dass Zecken auch in Städten leben. Am liebsten beißen sich die Parasiten in dünner, gut durchbluteter Haut fest, beim Menschen zum Beispiel in der Leistenregion, den Armbeugen und Kniekehlen sowie in der behaarten Kopfhaut. Die Blutmahlzeit dauert bis zu drei Tage.
Zeckenbisse können schwere Krankheiten auslösen, darunter Borreliose und FSME. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) besteht in Deutschland ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg. Insgesamt gibt es rund 180 Risikogebiete in Deutschland. In Europa breitet sich derzeit außerdem ein neues Zeckenvirus aus: das Alongshan-Virus.
Hat sich die Zecke bereits in der Haut verbissen, sollte sie korrekt entfernt werden - und zwar so schnell wie möglich. Das RKI begründet dies damit, dass so das Infektionsrisiko minimiert wird. Das Bayerische Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) betont zudem, dass beim Entfernen der Zecke darauf zu achten ist, dass der Zeckenleib nicht gequetscht wird, da dadurch Erreger aus der Speicheldrüse der Zecke in die Wunde gepresst werden könnten.
Blutsaugende Insekten: Gnitzen
Klein, bissig und gemeinhin unterschätzt: Gnitzen kennt in Deutschland kaum jemand. Wer allerdings zum Beispiel einmal Urlaub in Schottland gemacht hat, weiß: Gnitzen sind echte Plagegeister - und es gibt sie auch in Deutschland. Heimisch sind in Mitteleuropa rund 200 Arten an Gnitzen, die auch Bartmücken genannt werden, schreibt das Lexikon des Wissenschaftsmagazin Spektrum. Die aktuelle Gesamtartenliste Deutschlands umfasst nach Angaben des Rote-Liste-Zentrums 198 etablierte Arten.
Die Mücken sind klein und gedrungen, ihre Mundwerkzeuge sind stechend-saugend, die Flügel behaart. Nur die Weibchen saugen Blut an Wirbeltieren, einige Arten aber auch an Insekten wie an Ölkäfern oder an Libellen. Innerhalb der Ordnung der Zweiflügler (Diptera) sind die Gnitzen bislang vergleichsweise wenig erforscht. Besonders gerne leben Gnitzen laut NABU in Uferbereichen. Insbesondere naturnahe Feuchtbiotope wie Moore, Quellsümpfe, Flussauen, Bäche, Tümpel und Teiche werden in hoher Zahl besiedelt, erklärt das Rote-Liste-Zentrum.
Der Gnitzenbiss ist schmerzhaft und damit deutlich unangenehmer als der einer gewöhnlichen Stechmücke. Das hat mehrere Gründe: Während Stechmücken mit ihrem langen Rüssel tief genug in die menschliche Haut eindringen können, haben Gnitzen ein deutlich kürzeres Beißwerkzeug. Sie dringen daher so tief in die Haut ein, dass auch ihr Kopf in der menschlichen Haut steckt. Die Wunde selbst ist deutlich größer als ein normaler Mückenstich - in Kombination mit einem stärkeren Juckreiz sorgt das für eine höhere Entzündungsgefahr. Abgesehen davon sind die Bisse für Menschen ungefährlich, allerdings sind die Mücken für Nutztiere wie Rinder eine Gefahr: Sie können an sie die Blauzungenkrankheit übertragen, erklärt das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI).
Blutsaugende Insekten: Bremsen
Zu den zweifellos schmerzhaftesten Insektenbissen zählt der Biss der Bremse. Die vergleichsweise großen Blutsauger gehören zu den Fliegen. Die häufigste Art ist die Regenbremse (Haematopota pluvialis), die größte Art ist die Pferdebremse (Tabanus sudeticus). Bremsen sehen den Stubenfliegen ähnlich, sind aber in der Regel etwas länglicher, schmaler als diese, erklärt das Umweltbundesamt. Sie leben bevorzugt am Waldrand, in Sümpfen und Feuchtwiesen sowie in der Nähe großer Tiere wie Rindern und Pferden, also auf Weiden und in Ställen. Doch auch hier gilt: Nur die Weibchen stechen.
Besonders aktiv und stechbereit sind Bremsen zwischen April und August, besonders an schwülwarmen Tagen. Angelockt werden die Tiere durch den Schweiß, den das Insekt mit den Fühlern wahrnehmen kann. Opfer von Bremsenbissen sind mit deutlichen Quaddeln, Schmerzen und starkem Juckreiz geplagt. Und die Tiere sorgen mit ihrem eingespritzten Speichel für allergische Reaktionen bei manchen Personen: Schockzustände, Atemnot und Schwellungen, die sofort behandelt werden sollten. Beim Biss saugt die Bremse bis zu 0,2 Milliliter Blut, erklärt das Umweltbundesamt. Und: Die Stelle kann eventuell noch weiterbluten.
Blutsaugende Insekten: Kopfläuse
Eine Erfahrung mit Kopfläusen macht so gut wie jedes Kind. Die kleinen Blutsauger sind seit jeher in Deutschland heimisch, wandern schnell von Kopf zu Kopf und befallen Menschen ganz unabhängig von der Körperpflege und täglicher Haarwäsche. Das bestätigt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die Die Kopflaus, lateinisch Pediculus humanus capitis genannt, ist bis zu 3 Millimeter groß und ist auf der ganzen Welt verbreitet.
Mit ihren Klauen können sich Kopfläuse recht schnell im Kopfhaar fortbewegen. Den Lebensraum verlassen die Parasiten nicht freiwillig: Alle Entwicklungsschritte im Leben der Laus spielen sich auf dem menschlichen Kopf ab. Und laut Umweltbundesamt kommt die Kopflaus ausschließlich dort vor: am Menschen. Die Laus befällt keine Tiere. Im Abstand von etwa 4 bis 6 Stunden nimmt die Laut mit ihrem stechend-saugenden Mundwerkzeug für wenige Minuten Blutmahlzeiten an der menschlichen Kopfhaut auf.
Meist werden Kopfläuse von Mensch zu Mensch direkt übertragen, erklärt die BZgA. Die Übertragung über Gegenstände kommt dagegen nur äußerst selten vor und kann nur über Gegenstände stattfinden, die innerhalb kurzer Zeit gemeinsam benutzt werden. "Das liegt daran, dass die Kopflaus relativ schnell austrocknet, wenn sie nicht mehrmals täglich eine kleine Blutmahlzeit aus der Kopfhaut saugen kann", so die Bundeszentrale. Ohne Nahrung ist sie nach spätestens 55 Stunden abgestorben.
Das RKI rät davon ab, die Läuse mit einem Föhn oder einem Sauna-Aufenthalt bekämpfen zu wollen. Sinnvoll ist das Absuchen der Kopfhaut mit einem feinzinkigen speziellen Läusekamm und anschließend die Behandlung mit einem wirksamen, zugelassenen Arzneimittel oder einem Medizinprodukt mit nachgewiesener hoher Wirksamkeit, rät das Umweltbundesamt.
Blutsaugende Insekten: Flöhe
Wer von Flöhen hört, denkt möglicherweise an die Pestepidemie im mittelalterlichen Europa, bei der die Tiere eine Rolle spielten. Doch auch heute noch sind Flöhe Parasiten, die nicht nur Katzen und Hunde befallen: In Mitteleuropa sind laut Umweltbundesamt rund 70 Floharten bekannt, darunter auch der Menschenfloh (Pulex irritans). Allerdings ist der Floh, der in Europa am häufigsten den Menschen befällt, überhaupt nicht der Menschenfloh, sondern der Katzenfloh (Ctenocephalides felis) - Menschen- und Hundefloh kommen seltener vor, erklärt das Umweltbundesamt. Diese Arten gehören zu den sogenannten Nestflöhen. "Nestflöhe leben in Verstecken in dunkler, trockener und möglichst ungestörter Umgebung und springen in der Nacht auf den Schläfer, um Blut zu saugen", schreibt das Umweltbundesamt.
Flohbisse zeigen sich später als kleine rote Punkte. Typisch ist dabei die sogenannte Flohleiter: Dabei handelt es sich um mehrere Bisse auf einer Linie hintereinander. Grund ist, dass sich der Floh leicht stören lässt und immer wieder Probestiche durchführt, bevor er ein Blutgefäß getroffen hat und endlich erfolgreich Blut saugen kann. Haben Flöhe Gelegenheit, saugen sie täglich Blut und können dabei hunderte Male zubeißen.
Die Bisse können heftig jucken. Wer die Flohleiter im Schlaf aufkratzt, riskiert eine Entzündung. Doch ansonsten sind die Auswirkungen eines Flohbisses nicht zu vergleichen mit der historischen Pestseuche: "Aufgrund der guten hygienischen Bedingungen hat die Übertragung von Krankheiten durch Flöhe in Mitteleuropa heutzutage praktisch keine Bedeutung mehr", erklärt das Umweltbundesamt.
Die BZgA rät zu regelmäßigem Staubsaugen, um die durch Tiere eingeschleppten Flöhe zu bekämpfen. Es gibt allerdings auch Mittel, die für Menschen unschädlich sind. Decken und andere waschbare Unterlagen sollten regelmäßig bei 60 °C gewaschen werden.
Blutsaugende Insekten: Kriebelmücken
Die Kriebelmücke ist unscheinbar, klein und dicklich wie eine Obstfliege - aber dafür mit kräftigen Beißwerkzeugen ausgestattet. Damit fräst sie eine kleine Wunde in die menschliche Haut und bedient sich dann an dem austretenden Blut. Der Biss der Kriebelmücke kann üble Schwellungen und Blutvergiftungen verursachen. Erst nach einigen Minuten beginnt die Wunde zu schmerzen und zu jucken, es können sich kleine Knötchen, Schwellungen und Ödeme bilden, erklärt die AOK. In Deutschland übertragen die Kriebelmücken aber in der Regel keine ansteckenden Krankheiten. Allergische Reaktionen sind können dagegen durchaus auftreten.
Ursprünglich stammen die Insekten aus Skandinavien und sind mittlerweile in Deutschland mit rund fünfzig verschiedenen Arten vertreten. Kriebelmücken sind tagaktiv und besonders bei warmem Wetter rund um fließende Gewässer unterwegs, bei stärkerem Wind und niedrigeren Temperaturen dagegen kaum. Gut geschützt ist man auch zuhause, denn ins Haus oder in die Wohnung kommt die dunkle kleine Fliege für gewöhnlich nicht. Wer sich draußen vor einem Biss schützen möchte, kann dies mit langer Kleidung, geschlossenem Schuhwerk und Mückenschutz tun.