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Haustiere
Therapiehunde für Senioren: Wie speziell ausgebildete Hunde das Leben im Ruhestand verbessern können
Therapiehunde leisten nicht nur Gesellschaft, sondern können sich positiv auf die körperliche und psychische Gesundheit auswirken. Erfahren Sie mehr über die tierischen Helfer.
Therapiehund       -  Einem Therapiehund ein Leckerli zu geben, erfordert nicht nur Feinmotorik, sondern für manche auch Mut.
Foto: Christoph Soeder/picture alliance, dpa | Einem Therapiehund ein Leckerli zu geben, erfordert nicht nur Feinmotorik, sondern für manche auch Mut.
Sarah Liebers
 |  aktualisiert: 14.10.2024 02:33 Uhr

Nicht nur Kinder, auch Senioren profitieren von einem Hund an ihrer Seite. Das erlebt Ines Pawlitzki, Vorsitzende des Deutscher Berufsverband für Therapie- und Behindertenbegleithunde e.V. (DTBT) täglich bei ihrer Arbeit. Gemeinsam mit ihren zwei vierbeinigen Kolleginnen Korobell und Diri besucht sie Seniorenheime, wie auch Erziehungsfachstellen und leitet Therapiehundeseminare. Doch wie genau können Hunde zu einem besseren Leben im Ruhestand beitragen?

Diese Fähigkeiten brauchen Therapiehunde für Senioren

Damit ein Hund als Therapiehund für Senioren und Seniorinnen geeignet ist, gibt es ein paar grundlegende Voraussetzungen:

  • Gesundheit: keine absehbaren, rassebedingten Erkrankungen bekannt

  • Sozialisierung: Ruhiger Umgang mit Artgenossen und anderen Tieren, sowie mit Umweltreizen

  • Offenheit: Interessiert an Menschen

  • Lernfreudigkeit

  • enge Bindung zu seiner Bezugsperson

Die Rasse ist nicht relevant. Vielmehr sollte der Hund nach den Anforderungen beziehungsweise dem Einsatzgebiet ausgesucht werden. „Eine Deutsche Dogge passt wohl eher nicht auf Omas Schoß. In der Reha ist sie da besser aufgehoben“, erklärt uns Pawlitzki im Interview.

Bei älteren Personen ist es ihrer Meinung nach wichtig, dass der Hund sowohl bei fitten Senioren und Seniorinnen für kleinere Parcours, Spiele oder Apportieren eingesetzt werden kann, als auch im Bett händelbar ist. Zudem sollte beachtet werden, dass er nicht zu klein ist, da Gesichtsfeldeinschränkungen oder die Angst den Hund zu verletzten sonst die Inaktivität fördern. Pawlitzki rät dazu eine Liste zu erstellen, auf der alle Anforderungen notiert werden, bevor man sich für einen Vierbeiner entscheidet.

Das müssen Therapiehunde für Senioren lernen

Um als Therapiehund bei Senioren und Seniorinnen eingesetzt zu werden, baut die Ausbildung beim DTBT auf den Grundgehorsam und eine gute Sozialisierung auf. Das Tier sollte daher mindestens ein Jahr alt sein und gut mit Umweltreizen und Geräuschen wie Sirenen umgehen können. Die Fähigkeiten werden dann innerhalb der Seminare verfeinert und konkretisiert, etwa mit Gerätearbeit. Dabei werden die Hunde beispielsweise an Wackelbretter oder Schwungtücher herangeführt.

Bei dem Verein Therapiehunde Deutschland werden nur Hunde aufgenommen, die ein Casting durchlaufen haben. Anschließend folgt ein Basisseminar und einige Weiterbildungsmöglichkeiten, erklärt Vorstandsmitglied Smentek.

So werden Therapiehunde bei Senioren eingesetzt

Therapiehunde kommen in verschiedenen Einrichtungen wie Seniorenheimen, betreuten Wohnanlagen, in der Reha oder im Hospiz zum Einsatz. Dabei liegt auf Ersterem der Schwerpunkt der Arbeit des DTBT. Allerdings können auch Einzelpersonen im privaten Haushalt von dem Besuch eines Therapiehundes profitieren. Angeboten wird dies durch Therapeuten und Therapeutinnen oder Angestellte in der Altenpflege oder Sozialarbeit. Unterschieden werden aktive Therapiehunde, die direkt mit der zu behandelnden Personen interagieren und sie zum Beispiel zum Spielen auffordern und reaktive Therapiehunde, die eher abwartend sensibel auf die Bedürfnisse der Patienten reagieren.

In Walkingrunden, die von den Mitgliedern des Vereins Therapiehunde Deutschland immer wieder organisiert werden, geht eine Gruppe gemeinsam spazieren und reden miteinander, begleitet von einem Vierbeiner und seinem Führer oder Führerin. Meist handelt es sich laut Smentek bei den Teilnehmenden um mobile Rentner und Rentnerinnen, die früher selbst einen Hund hatten. Wenn ältere Menschen pflegebedürftig werden, müssen sie sich manchmal schweren Herzens von ihren Vierbeinern trennen. Aber auch die Kosten eines eigenen Hundes dürfen in der Rentenplanung nicht unterschätzt werden.

Wie profitieren Senioren von Therapiehunden?

Therapiehunde werden in die Behandlung integriert und von den Begleitpersonen gezielt eingesetzt. Sie ersetzen somit keinen menschlichen Therapeuten oder Therapeutin. Ines Pawlitzki und Gabriele Smentek konnten jedoch während ihrer langjährigen Berufserfahrung zahlreiche positive Auswirkungen von Therapiehunden auf Senioren und Seniorinnen beobachten. Hier einige Beispiele:

  • Kommunikation: Nicht nur die Kommunikation des Einzelnen zum Hund oder den Therapeutinnen und Therapeuten nimmt zu, sondern auch die Seniorinnen und Senioren untereinander kommen vermehrt ins Gespräch.

  • Mobilität: Je nach körperlicher Verfassung bestehen die Übungen zum Beispiel aus Armbewegungen, Sitzfußball oder Werfen. Der Hund fungiert als Motivator und Mitspieler. Auch die Feinmotorik wird verbessert.

  • Struktur: Die Bewohner des Pflegeheims wissen, dass der Hund zu Besuch kommt und man sich darauf vorbereiten muss, etwa die Hände waschen.

  • Taktile Erfahrung: Der Hund schenkt Berührungen oder gibt das Pfötchen ohne Vorurteile oder eine Gegenleistung zu erwarten.

  • Erinnerungen: Durch die Bewegung werden Erinnerungen geweckt, z. B. beginnen Demenzpatienten sich mit dem Hund zu unterhalten.

  • Fokus und Konzentration: Es wird auf Dinge geachtet, die zuvor nicht beachtet wurden, z. B. in der Natur und es wird geschult im Moment präsent zu sein. Aufgaben wie Slalom fordern die Konzentration.

  • Verantwortung

  • Abbau von Ängsten, Aggressionen und Stress

Gabriele Smentek sieht den Vorteil von Hunden gegenüber anderer Tiere im direkten Blickkontakt mit den Menschen und dass dadurch am ehesten eine Mensch-Tier-Beziehung aufgebaut werden kann.

Schon beim Beobachten des Hundes werden die Sinne sensibilisiert und durch den Kontakt mit den Händen werden ebenfalls Gehirnregionen stimuliert. „Manchmal ist zunächst keine Veränderung ersichtlich und dann gibt es plötzlich doch Verbesserungen, die auch anhalten“, erzählt sie im Interview. Auch Blockaden und Spannungen lösen sich oft mit der Zeit auf. Das Selbstwertgefühl wird gesteigert, wenn ältere Personen merken, dass einiges, was sie sich nicht mehr zugetraut haben, mit dem Hund doch noch funktioniert.

„Die Mitarbeiter reagieren oft erst ablehnend auf das Angebot, da es zusätzliche Arbeit bedeutet, die Termine vorzubereiten, bis sie die Erfolge merken, zum Beispiel eine deutlich bessere Stimmung“, erzählt Pawlitzki.

Assistenzhunde für Senioren

Der DTBT bildet auch Assistenzhunde mit ihren Herrchen und Frauchen aus. Im Gegensatz zu Therapiehunden, leben sie direkt bei der Person, die auf die Hilfe angewiesen ist. Bestenfalls lässt man sich schon bei der Wahl des Tieres von dem Verein beraten. Laut der Assistenzhundeverordnung lassen sich anhand der Aufgabengebiete in fünf Kategorien an Assistenzhunden unterscheiden:

  • Mobilitätsassistenzhund: helfen Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen z. B. Rollstuhlfahrer, indem sie unter anderem Gegenstände apportieren oder Türen öffnen

  • Signalassistenzhund: geben Menschen mit Hörbeeinträchtigung Signale beispielsweise, wenn es klingelt

  • Anzeige-Assistenzhund: warnen Menschen mit stoffwechselbedingten Beeinträchtigungen, anaphylaktischer Allergie, Geruchsbeeinträchtigung oder unterschiedliche Anfallserkrankungen wie Epilepsie und helfen eine sichere Zone aufzusuchen

  • PSB-Assistenzhund: geben Menschen mit psychosozialen Beeinträchtigungen Sicherheit, sodass diese sich z. B. in belebteren Umgebungen wohler fühlen

Hierbei macht der zukünftige Besitzer oder Besitzerin direkt mit dem Hund die dreijährige Ausbildung.

Kosten von Therapie- und Assistenzhunden

Die Kosten für ein Einzelsetting außerhalb des Angebots einer Einrichtung sind je nach Anbieter sehr variabel. Für eine Stunde muss man laut Pawlitzki mit ungefähr 65 Euro rechnen. Diese werden auch nicht von der Krankenkasse übernommen.

Die Sitzungen des Vereins Therapiehunde Deutschland ev. dauern maximal 30 Minuten und kosten 20 Euro. Sie finden meist einmal die Woche, jedoch maximal dreimalig statt.

Auch Assistenzhunde sind keine Kassenleistung. Es gibt allerdings die Möglichkeit laut Assistenzhundeverordnung eine Förderung zu beantragen. Ohne diese kostet die dreijährige, theoretische und praktische Ausbildung 25.000 Euro.

Übrigens: Wussten Sie, welche Rasse hinter dem Comic-Hund bei Tim und Struppi steckt? Außerdem erfahren Sie, wann und warum es sinnvoll ist, Ihren Hund bei Tasso anzumelden.

 
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