Haustiere können das Leben von Kindern bereichern, jedoch auch zur Gefahr werden, wenn sie sich falsch verhalten. Laut Tasso werden Kinder doppelt so oft von Hunden gebissen wie Erwachsene. Dabei passieren die meisten Vorfälle im eigenen Haushalt, während nur bei 23 Prozent der Fälle ein fremder Hund involviert ist. Um solche Situationen zu verhindern, ist die Erziehung des Kindes genauso wichtig wie die des Hundes. Wie Sie Ihrem Kind den richtigen Umgang mit Hunden beibringen können, erfahren Sie hier.
Sicherer Umgang von Kindern mit Hunden: Negative Erfahrungen verhindern
Hundetrainerin Petra Frey erklärt auf ihrem YouTube-Kanal Welpenkanal, dass es besonders wichtig ist, dass der Hund keine negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit Kindern macht. Besonders kleine Kinder sind nicht berechenbar, weshalb Begegnungen mit einem Hund immer sehr aufmerksam beobachtet werden sollten. Es geht darum, dass das Kind nichts macht, was der Hund nicht mag, sodass dieser eine positive Erfahrung machen kann. Das ist nicht nur wichtig für die Sicherheit der Kleinen, sondern auch, um spätere Verhaltensauffälligkeiten in Zusammenhang mit Kindern zu verhindern. Hier gilt laut Frey: „Jede negative Erfahrung zählt doppelt“.
Sicherer Umgang von Kindern mit Hunden: Erster Kontakt
Wenn Ihre Kinder das erste Mal auf den eigenen Hund treffen, im Park einen fremden Hund streicheln möchten oder andere Kinder Ihren Hund anfassen wollen, ist es wichtig, dass es für alle Beteiligten eine positive Erfahrung wird. Frey erklärt, wie die Begegnung am besten durchgeführt wird:
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Sagen Sie dem Kind, dass es sich hinknien soll.
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Belohnen Sie den Hund mit Leckerli und bringen Sie ihm dadurch bei, dass es sich für ihn lohnt, abzuwarten und nicht auf das Kind zuzustürmen.
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Erst dann kündigen Sie dem Kind an, dass der Hund nun kommen wird und geben ihn frei
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Das Kind kann den Hund am ausgestreckten Arm schnuppern lassen, sollte aber nicht aktiv mit der Hand nach ihm fassen, wenn er vor ihm steht.
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Eventuell kann das Kind dem Hund auch ein Leckerli geben. Das kann helfen, wenn Kind oder Hund eher schüchtern sind.
Wichtig ist dabei, dass der Hund entscheidet, ob er ‚Hallo‘ sagen will oder nicht, erklärt die Hundetrainerin in ihrem Video. Er sollte niemals gezwungen oder festgehalten werden, da es sonst zu Schnapp- oder Beißvorfällen führen kann. Wenn Sie merken, dass er Angst hat – beispielsweise, wenn er seinen Schwanz einzieht oder sich hinter Ihnen versteckt – locken Sie ihn aus der Situation heraus und erklären dem Kind, dass der Hund gerade keinen Kontakt möchte.
Bei stürmische Hunden empfiehlt Frey, dass das Kind Leckerli auf den Boden wirft oder diese in der Wiese oder einem Schnüffelteppich versteckt. Dadurch haben beide ihren Spaß und auch ängstliche Hunde können positive Erfahrungen mit Kindern sammeln.
Sicherer Umgang von Kindern mit Hunden: Regeln fürs Zusammenleben
Kleine Kinder können die Körpersprache und die Bedürfnisse von Hunden noch nicht einschätzen. Gleiches gilt auch andersherum: Die Vierbeiner wissen nicht, wie sie mit den kleinen Menschen umgehen sollen. Damit das Zusammenleben dennoch sicher und harmonisch abläuft, empfiehlt André Henkelmann in seiner Online-Hundeschule diese Regeln zu etablieren:
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Die Hundeerziehung ist Erwachsenensache und das Kind sollte den Hund nicht maßregeln, da es aus Sicht des Hundes immer in der Rangordnung unter ihm steht.
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Ruheplätze sollten akzeptiert werden und sind tabu.
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Beim Fressen wird der Hund in Ruhe gelassen und auch Kauartikel darf das Kind nicht wegnehmen.
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Spielzeug ist Beute, die der Hund eventuell verteidigt. Daher sollte es nicht herumliegen.
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Kontakt sollte sofort abgebrochen werden, wenn der Hund die Zähne benutzt, eventuell muss das Kind auch den Raum verlassen.
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Geht der Hund weg, möchte er seine Ruhe. Das sollte respektiert werden.
Um das einem Kind beizubringen, gibt der Hundetrainer den Tipp, gemeinsam eine Art Collage zu malen, die diese Regeln aufzeigt.
Mit zunehmendem Alter können Kinder das Verhalten des Hundes besser deuten und seine Bedürfnisse verstehen. Dennoch sollten die Tabuzonen immer eingehalten werden, so Easydogs. Es gibt zwar keine feste Altersgrenze, ab wann ein Kind alleine mit dem Hund Gassi gehen darf, das Kind muss jedoch körperlich und geistig fit genug sein, den Hund sicher zu führen. Die bayrische Polizei gibt an, dass Kinder unter 14 Jahren für Spaziergänge alleine mit großen Hunden ungeeignet sind.
Sicherer Umgang von Kindern mit Hunden: Richtig spielen und streicheln
Beim Spielen sollten Sie darauf achten, dass Kinder keine Zerr- und Kampfspiele mit dem Hund spielen sollten, rät Henkelmann. Der Hund könnte dabei ungewollt mit den Zähnen das Kind erwischen oder sich zu sehr hineinsteigern. Easydogs empfiehlt außerdem Renn- und Fangspiele mit dem Tier auch im Grundschulalter zu verbieten, da diese den Jagdinstinkt des Hundes hervorrufen können. Mögliche Alternativen sind beispielsweise:
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Futtersuchspiele
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Apportierspiele
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Bei größeren Kindern: Tricks beibringen, Hundesportarten wie Agility oder Hoopers
Hundespielzeug sollte nicht frei verfügbar im Raum liegen, damit der Hund es nicht verteidigt, falls das Kind es aufhebt.
Henkelmann weist in seinem Video darauf hin, dass Hunde Umarmungen und Berührungen auf dem Kopf nicht mögen. Es ist daher wichtig, den Kindern auch das richtige „Kuscheln“ beizubringen. Das heißt: Der Hund wird seitlich oder an der Brust gestreichelt. Wenn er sich hinlegt, kann auch der Bauch gekrault werden.
In diesem Zusammenhang sollte auf die Körpersprache geachtet werden, die auch Signale der Beschwichtigung ausdrücken kann, wenn der Hund sich nicht wohlfühlt. Sobald das Kind in einem Alter ist, indem es das versteht, sollten Sie ihm dies für den richtigen Umgang mit dem Tier erklären.
Sicherer Umgang von Kindern mit Hunden: Körpersprache beibringen
Anders als wir Menschen, die viel miteinander reden, kommunizieren Hunde überwiegend durch die Körpersprache. Bevor ein Hund knurrt, zeigt er laut Easydogs normalerweise verschiedene körperliche Signale, die auf Stress und Unwohlsein hindeuten.:
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Schnelles Lecken über die Nase, blinzeln, gähnen
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Der Hund dreht den Kopf oder auch den ganzen Körper zur Seite oder bewegt sich nach hinten
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Angelegte Ohren (manchmal schwer erkennbar) und eingezogene Rute
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Versteifter Körper, folgt Bewegungen des Menschen nur noch mit den Augen
Bleibt das alles ohne Erfolg, beginnt der Hund zu knurren und möglicherweise auch zu schnappen oder zu beißen, warnt die Expertin von Easydogs. Hat der Hund in der Vergangenheit gelernt, dass die beschwichtigenden Signale nichts bringen, beginnt er möglicherweise direkt mit Knurren oder geht in den Angriff über. Die Körpersprache sollte daher den Kindern für den richtigen Umgang mit Hunden vermittelt werden. Der Hund darf auch nicht bestraft werden, wenn er knurrt, da er sonst eventuell nur die Möglichkeit des Angriffs sieht.
Sicherer Umgang von Kindern mit Hunden durch Computerprogramm
Die deutsche veterinärmedizinische Gesellschaft stellt auf Ihrer Website ein kostenloses Computerprogramm „der blaue Hund“ zur Verfügung, in dem die Kinder den richtigen Umgang mit Hunden lernen können. Die interaktive Geschichte ist ein länderübergreifendes Projekt, das darauf abzielt, Bissverletzungen bei Kindern zwischen 3 und 6 Jahren zu verhindern. Dazu gibt es begleitend Infomaterial für Eltern und Lehrer.
Auch der Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) hat eine Broschüre für Kinder herausgebracht. Durch kurze Erklärungen und spielerische Aufgaben lernen die Kleinen darin die Bedürfnisse von Hunden und die Verhaltensregeln für den richtigen Umgang mit den Tieren kennen.
Übrigens: Wir haben Ihnen besonders kinderfreundliche Hunderassen zusammengestellt und verraten Ihnen, wie Sie den Hund an ein Baby gewöhnen können. Außerdem zeigen wir Ihnen, welche Hunderassen für Anfänger geeignet sind.