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Infektionskrankheit
Hasenpest in Baden-Württemberg: Wie gefährlich ist sie für den Menschen?
Im Schwarzwald sind gehäuft Fälle von Hasenpest aufgetreten. Warum Tularämie auch für den Menschen gefährlich ist, wie eine Ansteckung läuft und welche Inkubationszeit und Symptome gelten, lesen Sie hier.
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Foto: Thomas Warnack, dpa (Symbolbild) | Von toten Hasen und Nagern sollte man die Finger lassen, denn diese können mit der Hasenpest infiziert sein.
Lukas Rameil
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:47 Uhr

Es ist eine beunruhigende Nachricht, die nicht nur den Landwirten und Jägern Baden-Württembergs Kopfzerbrechen bereitet: Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ist Anfang August bei einem Feldhasen die sogenannte Hasenpest (Tularämie) nachgewiesen worden. Es war bereits der siebte Fund in Folge dieses Jahres. Das Problem: Die Infektionskrankheit gefährdet nicht nur freilaufende Hasen und Wildkaninchen, sondern kann auch Haustiere und sogar Menschen gefährlich werden.

Doch was hat es überhaupt mit der Hasenpest auf sich, welche Symptome sollten Sie kennen, wie lang beträgt die Inkubationszeit und wie kann man sich vor Tularämie schützen?

Was ist die Hasenpest?

Hinter dem umgangsprachlichen Begriff Hasenpest steckt eine Infektionskrankheit, die in der Fachsprache Tularämie heißt und durch den Erreger Francisella tularensis ausgelöst wird. Dabei handelt es sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) um sogenannte gram-negative Bakterien, die als sehr widerstandsfähig gelten, das heißt sehr infektiös sind und insbesondere bei niedrigen Temperaturen florieren.

Die Hasenpest wird zudem zur Gruppe der Zoonosen gezählt. Sie bezeichnet Krankheitserreger, die durch Bakterien, Parasiten, Pilzen, Prionen oder Viren verursacht und wechselseitig zwischen Wild- und Haustieren sowie Menschen übertragen werden.

Hasenpest in Baden-Württemberg: Wo wurden die Erreger gefunden?

Beim jüngsten Fall wurde der Erreger bei einem Hasen festgestellt, der von einem Jagdhund in Vogtsburg-Schelingen getötet wurde.

Prinzipiell gilt: Der Nachweis des Erregers Franciscella tularensis ist nach Paragraf 7 des Infektionsschutzgesetzes bei Tieren an die zuständige Veterinärbehörde und bei Menschen an die zuständige Gesundheitsbehörde zu melden.

Alle bisher bekannt gewordenen Expositionsorte liegen laut Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald bis auf eine Ausnahme in der Kaiserstuhlregion. Die Übertragung erfolgte demnach bei Waldarbeitern, direktem Tierkontakt durch die Jagd oder über Zeckenbisse.

Hasenpest: Welche Tiere können die Krankheit übertragen?

Die Hasenpest und das dahinter stehende Bakterium Francisella tularensis ist dem Namen nach eine Infektionskrankheit, die vor allem hasenartige Tiere und manchmal auch Nager, insbesondere aber Feldhasen befällt. Daneben werden laut RKI auch Träger des Bakteriums, etwa infizierte Insekten wie Mücken oder Zecken als mögliche Überträger gehandelt.

Bemerkbar macht sich eine Infektion der befallenen Säugetiere an Fiebersymptomen, einer ungewöhnlich schnellen Atmung, Lymph­knoten­schwellung oder sichtbarer Abmagerung. Oft sind die Tiere laut Bayerischem Jagdverband so entkräftet, dass sie ihre natürliche Scheu verlieren. Auch wenn die Tiere in diesem Zustand mitleiderregend aussehen, sollte unbedingt Abstand gehalten werden.

Das Veterinäramt Breisgau-Hochschwarzwald empfiehlt Jägern beim Aufbrechen von Feldhasen und Wildkaninchen auf bedenkliche Merkmale wie Milz-, Leber- oder Lymphknotenschwellungen zu achten und im Verdachtsfall einen amtlichen Tierarzt hinzuzuziehen.

Hasenpest beim Menschen: Wie stecke ich mich an?

Eine Ansteckung mit der Hasenpest-Infektion verläuft nur über einen Direkt-Kontakt mit einem Träger des Bakteriums Francisella tularensis oder entsprechend kontaminiertem Material. Das RKI listet folgende mögliche Infektionswege:

  • Kontakt der Haut oder Schleimhäute mit infektiösem Tiermaterial (etwa bei der Verarbeitung infizierter Tiere) oder mit kontaminiertem Wasser
  • Schmierinfektionen durch Kontakt mit kontaminierten Händen
  • Verzehr von nicht ausreichend erhitztem, kontaminiertem Fleisch oder anderen kontaminierten Lebensmitteln, etwa durch Mäusekot kontaminiertes Getreide.
  • Aufnahme von kontaminiertem Wasser
  • Inhalation von kontaminiertem Staub oder Aerosolen (etwa beim industriellen Waschen und Zerkleinern von kontaminiertem Gemüse, Rasenmähen oder Heubearbeiten)
  • Stich oder Biss von infizierten blutsaugenden Arthropoden (Bremsen, Mücken, Zecken)

Hasenpest beim Menschen: Inkubationszeit und Symptome

Die Inkubationszeit beträgt – abhängig von Faktoren wie der Infektionsdosis, dem Infektionsweg und der Virulenz des Erregerstammes – ein bis 14 Tage, in der Regel drei bis fünf Tage, wie das RKI in seinem Tularämie-Ratgeber schreibt. Die ersten Symptome einer Infektion können demnach längere Zeit auf sich warten lassen.

Lange Inkubationszeiten bergen grundsätzlich die Gefahr, dass die Betroffenen über ihre eigene Infektion lange unwissend sind und in dieser Zeit daher leichtfertig andere anstecken können. Für die Hasenpest gilt hierbei jedoch Entwarnung. Eine Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch konnte laut RKI bisher noch nicht nachgewiesen werden.

Laut RKI ist die Krankheit "klinische unspezifisch", das heißt relativ schwer zu erkennen. Die meisten Merkmale der Tularämie gehören zur Gruppe der grippeähnlichen Symptome. Dazu gehören Fieber, Lymphknotenschwellungen, Schüttelfrost, Unwohlsein sowie Kopf- und Gliederschmerzen, aber auch schwere Lungenkomplikationen, die zum Tod führen können.

Hasenpest in Baden Württemberg ausgebrochen: Wie kann ich mich schützen?

In freier Natur gefundene verendete Feldhasen oder Wildkaninchen sollten prinzipiell und im Falle einer grassierenden Hasenpest nicht berührt werden. Ein totes Tier sollte zudem stets den jeweiligen Jagdrevierbesitzern oder der Polizei gemeldet werden. Jäger müssen indessen einen Verdachtsfall melden und das Tier in Absprache mit den Behörden fachgerecht entsorgen, schreibt das Veterinäramt Breisgau-Hochschwarzwald.

 
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