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Gesundheit
Händeschütteln: Sollte man auf den Händedruck weiterhin verzichten?
Immer mehr Menschen nutzen nach der Pandemie zur Begrüßung wieder den Händedruck. Doch was sagen eigentlich Mediziner dazu? Die Antwort lesen Sie im Artikel.
Lukas Rameil
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:49 Uhr

Nach Jahren selbstverordneter Zwangpause aus Angst vor Ansteckung strecken wieder mehr Menschen die Hand zur Begrüßung aus. Ja, der gute alte Händedruck kehrt langsam wieder in den Alltag zurück. Doch ist das aus medizinischer Sicht empfehlenswert? Wir sagen Ihnen, wie groß die Gefahr ist, sich auf diesem Wege mit Krankheitserregern zu infizieren, wie sie es richtig machen und was sie stattdessen tun können.

Der Handschlag kehrt nach zwei Pandemie-Jahren zurück

Für Verhaltensbiologen ist die Entwicklung logisch. Zwei Jahre Corona-Krisenzeit waren aus sozialer Perspektive ein Ausnahmezustand, der langfristig nicht tragbar ist. Die archaische Botschaft "Ich komme waffenfrei" gehört zum Grundrepertoire menschlicher Begegnungen. Eine Handschlag kann Vertrauen und Bindung schaffen und helfen, eine zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen. Daher sind viele Menschen froh, dass nach überstandener Pandemie ein Stück Normalität auch in sozialer Hinsicht eingekehrt ist.

Doch durch den Corona-Virus ist gleichzeitig das hygienische Bewusstsein gestiegen. Mehr Menschen fragen sich: Muss ich mich sorgen, mir auf diesem Weg das Coronavirus oder einen anderen Erreger einzufangen? Wie gefährlich ist Händeschütteln wirklich?

Händeschütteln: Wie Keime von der Hand in den Körper gelangen

Peter Walger von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) verrät im Interview mit der dpa unter anderem, wie Erreger in den Körper gelangen können und dort zu Infektionen führen.

"Viele Erreger, die auf unserer Haut sind, führen nur dann zu Krankheit, wenn sie auf einem anderen Weg in den Körper gelangen: über eine Verletzung, über eine Operation, wenn wir sie in die Lunge einatmen. Oder eben Viren, die über die Schleimhäute in den Nasen-Rachen-Raum gelangen und dort zu Infektionen führen."

Wie hoch das Infektionsrisiko durch das Händeschütteln ist, hänge vor allem davon ab, ob es zu einer Berührung mit einem Träger von hochinfektiösen Sekreten kommt, etwa wenn jemand in der Nähe eines Erkrankten war und dadurch dessen ausgehustete oder -genieste Sekrete abbekommen hat, so der Facharzt für Innere Medizin, Intensivmedizin und Infektiologie.

Wie viel gesundheitliches Risiko birgt ein Händedruck?

Für den renommierten Lungenarzt Martin Ehlers ist die Sache dagegen klar. "Schütteln Sie keine Hände mehr. Schließen Sie den Mund und atmen Sie nur noch durch die Nase!", rät der Leiter des Instituts für klinische Auftragsforschung in Hamburg im Interview mit dem Gesundheitsmagazin Apotheken Umschau. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie angreifbar die Atemwege sind, so Ehlers. 

Dem Hamburger Facharzt für Pneumologie geht es vor allem um unser lebensnotwendiges Organ, die Lunge: "Jährlich sterben genauso viele Menschen an COPD, Infektionen oder Krebs-Erkrankungen der Lunge wie an Herzerkrankungen." Für alarmierenswert hält er daher den Trend zum Händeschütteln. "Es reicht ein Griff an die Türklinke und an der Hand haften Millionen von Viren und Bakterien. Hochinfektiöses Material, mit dem wir uns infizieren können. Von einem harmlosen Rhinovirus, also dem klassischen Erkältungsvirus, bis zu aggressiven Influenza- oder Coronaviren", sagte er der Bild-Zeitung.

Händeschütteln nur mit Händewaschen und Desinfizieren

Doch gibt es eine Möglichkeit, die Hände zu schütteln und dennoch das Übertragungsrisiko auf ein Minimum zu reduzieren? Für Walger zählt mehr als der bloße Verzicht, der Umgang nach dem Händeschütteln. Der Vorstand des DGKH rät daher im sozialen Kontakt zu regelmäßigem Händewaschen und Desinfizieren, und vor allem generell die Hände aus dem Gesicht zu lassen. "Die Hände haben im Gesicht nichts verloren. Das ist leicht gesagt, aber schwer umzusetzen - lässt sich aber trainieren." Auch eine Sprecherin der Uniklinik Augsburg empfiehlt auf Anfrage unserer Redaktion, 30 Sekunden Händewaschen mit Seife, "insbesondere vor jeder Nahrungsaufnahme, beim Heimkommen, nach Toilettennutzung und nach Kontakt zu Atemwegssekreten". Wenn dann zusätzlich der Gesichtskontakt vermieden wird, "ist Händeschütteln per se nicht als Infektionsgefahr zu sehen", so die Sprecherin. 

Wie auch immer man es hält mit dem Händeschütteln. Ob man sich verweigert und auf ein Augenzwinkern beschränkt, oder es eben einfach tut. Vorbei sind die Zeiten der alternativen Begrüßungsformen. Die "Namaste"-Verbeugung oder gar die Begrüßung durch den Fußschlag, konnten sich nicht über die Pandemie hinaus durchsetzen. 

 
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