Was hat die Suche der Heldin Helena Campbell aus Jules Vernes Roman "Der grüne Strahl" mit Jack Sparrows riskantem Manöver aus "Fluch der Karibik 3", ein Schiff samt Mannschaft auf offener See zu kentern, gemeinsam? Beide warten auf den Moment, in dem die Sonne hinter dem Horizont zurücktritt und für einen kurzen Moment ein grünes Licht aufflackert. Das Lichtschauspiel am Himmel lässt sich jedoch fernab mythenreicher Bücher und Filme mit bloßem Auge in der Natur beobachten. Es wird unter Meteorologen "grüner Blitz" genannt.
Doch welche Erklärung streckt hinter dem atmosphärisch-optischen Naturphänomen, wie entsteht der "grüne Blitz" und welche Ursachen sind erforscht? Wann und wo kann man ihn am besten beobachten?
Was ist der "grüne Blitz"?
Kurz nach einem Sonnenuntergang- oder aufgang lässt sich in seltenen Fällen (bei klarster Sicht und einer flach untergehenden Sonne) ein grünes Licht am oberen Rand der Sonne beobachten, das für etwa zwei Sekunden aufflackert und ein Stück des Horizonts grün färbt. In ganz selten Fällen zieht sich ein regelrechter Grünstreifen senkrecht hoch bis zum Himmel.
Meteorologen bezeichnen dieses seltene Naturschauspiel als "grünen Blitz", "grünes Leuchten" oder auch "grünen Strahl" und meinen damit ein optisches Phänomen, das durch eine seltene Lichtbrechung der Sonne in der Erdatmosphäre verursacht wird.
"Grüner Blitz": Entstehung erklärt
Ein "grüner Blitz" tritt auf, weil durch die Atmosphäre das Licht der Sonne in verschiedene Frequenzen, sogenannte Spektralfarben gebrochen und zerlegt wird. Durch Luftspiegelungen, die die Lichtbrechung erhöhen, werden diese zusätzlich verstärkt.
"Grüner Blitz" hat seine Ursache in der Lichtbrechung der Sonne
Das Licht der Sonne ist eigentlich weiß, so wie es auch ein Astronaut ungefiltert sehen würde. Für den Betrachter auf der Erde sieht die Sonne dagegen für gewöhnlich gelb aus, und zwar weil uns besonders der blaue Anteil des Farbspektrums durch die Überlagerung anderer Farben in einem Gelbton erscheint.
Steht die Sonne nun aber am Abend ganz am Horizont, so muss das Licht eine wesentlich längere Strecke durch die Atmosphäre zurücklegen als am Mittag, wenn die Sonne hoch über unseren Köpfen steht. Dadurch wird das Licht weitaus mehr durch Streumoleküle gebrochen, wodurch die Intensität des gelben Lichts geschwächt wird.
Bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang enthält somit die Sonne tatsächlich alle Farben des Spektrums, obwohl grüne und blaue Lichtanteile stärker gestreut werden, wodurch die Sonne für gewöhnlich rötlich bis orange erscheint. Unter bestimmten atmosphärischen Bedingungen kann es dann auch zu einem grünen oder noch seltener blauen Blitz kommen.
Wann kommt es zum "grünen Blitz"?
Der "grüne Blitz" kann vor allem bei Sonnenuntergang- oder aufgang und stabilen und klaren Luftverhältnissen beobachtet werden.
Entscheidend ist zudem, dass die Sonne wirklich hinter dem Horizont verschwindet, also etwa im Ozean oder in einer weiten Ebene. Tritt die Sonne dagegen vor ihrem tatsächlichen Untergang hinter Bergen, Häusern oder Bäumen zurück, so bleibt der grüne Strahl mit Sicherheit aus.
Wo kann man den "grünen Blitz" am besten beobachten?
Heutzutage kann wegen der eingeschränkten Sichtverhältnisse durch Luftverschmutzung und Smogbildung in Ballungsräumen der "grüne Blitz" meist nur noch auf dem offenen Meer, im Hochgebirge oder in der Wüste beobachtet werden.
Falsch ist die Annahme, ein "grüner Blitz" tauche vor allem in den Tropen auf. Dabei kommt es dort noch seltener zum optischen Grünflackern, da die Sonne in steilem Winkel sehr schnell untergeht.
In unseren Breitengraden oder in Skandinavien geht die Sonne recht flach und damit langsam unter – und überrascht am Ende manchmal für einen Augenblick mit einem grünen Flackern am Horizont.