Wenn es im Make-Up, in der Zahnpasta, auf Verpackungen oder im Autolack glitzert und glänzt, dann ist das Glimmermineral Mica häufig der Grund. Doch der Stoff ist nicht ganz unproblematisch. Öko-Test zufolge wird das Pigment in einigen Ländern unter widrigsten Arbeitsbedingungen gewonnen und auch Kinder werden zum Mica-Abbau in eigentlich stillgelegte Minen geschickt. Was Mica ist, wo und wie es abgebaut wird und in welchen Produkten es zu finden ist, lesen Sie hier.
Glitzer und Glimmer: Was ist Mica?
Mica ist ein mineralisches Pigment, das Produkten einen schimmernden, glänzenden Effekt verleiht. Das Glitzerpigment wird auch als Glimmer bezeichnet. Auf der Inhaltsstoffe-Liste verbirgt sich Mica hinter der Color-Index-Nummer CI77019.
Mica: In welchen Produkten steckt das Glitzerpartikel?
Verwendung findet Mica in vielen Bereichen, beispielsweise in Autolacken und Kosmetikprodukten, wie Lidschatten, Nagellack oder Lippenstiften. Aber auch in Seife, Duschgel oder sogar in Zahnpasta ist das Mineral zu finden. Laut Öko-Test wird es zudem aufgrund seiner isolierenden Eigenschaften in Elektroartikeln verwendet - beispielsweise in Autos, Handys, Computern oder Haushaltsgeräten ist der Stoff zu finden - und ist in Baustoffen enthalten.
In welchen Ländern wird Mica abgebaut?
Mica-Vorkommen gibt es laut Öko-Test in 25 Ländern. Dazu zählen beispielsweise Indien, Madagaskar, China, Brasilien, die USA, Kanada, Russland und Finnland. Nicht überall ist der Abbau mit problematischen Bedingungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter verbunden. Laut der Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes konnten aber bislang in Indien und MadagaskarMenschenrechtsverletzungen und Kinderarbeit beim Abbau in den teils stillgelegten Minen nachgewiesen werden. In einigen anderen Ländern seien sie zumindest nicht auszuschließen.
Unter welchen Bedingungen wird Mica abgebaut?
Laut Öko-Test wurde Mica in Nordostindien bis in die 1980er Jahre legal abgebaut. Dann wurden die dortigen Minen aufgrund von Waldschutzmaßnahmen offiziell stillgelegt. Die alten Schächte werden aber bis heute für den illegalen Abbau genutzt. Kinder und Erwachsene schürfen Mica hier meist händisch ab und erweitern so die Gänge. "Die Einsturzgefahr ist der ständige Begleiter der Menschen, die Tag für Tag in die Erdlöcher steigen, um nach Glimmer zu schürfen", schreibt Öko-Test.
Das Problem: Die Bevölkerung sei so arm, dass Familien oft keine andere Chance hätten. Öko-Test zufolge erhalten die Arbeiterinnen und Arbeiter nur wenige Cent pro Kilogramm Mica und würden damit noch nicht einmal die Armutsgrenze, die bei 1,90 Dollar pro Tag und Person liegt, erreichen.
Unbedenklich ist laut Öko-TestMica aus Finnland oder Nordamerika. Doch für Verbraucherinnen und Verbraucher ist der Mica-Ursprung oft nicht ersichtlich. Terre des Hommes bittet trotzdem darum, Produkte mit Mica nicht zu boykottieren. Denn es gibt bereits gute Ansätze, wie etwa die Responsible Mica Initiative (RMI). 2017 haben sich Unternehmen aus Branchen, die Mica verarbeiten, zu der Initiative zusammengeschlossen und setzten sich für eine faire und nachhaltige Lieferkette ohne Kinderarbeit ein. Zusammen mit Hilfsprojekten und dem neuen Lieferkettengesetz werde der Weg hin zum legalen Abbau ohne Menschenrechtsverletzungen und Kinderarbeit geebnet. Für die Menschen vor Ort sei es wichtig, ihre Einkommensquelle nicht auf einmal zu verlieren, sollte der Abbau plötzlich komplett aufhören.
Weitere Informationen zu Mica und den vollständigen Öko-Test-Bericht finden Sie hier.