Lange und mühselig waren die Verhandlungen im Tarifstreit des öffentlichen Diensts. Am Samstag, dem 22. April, gab es schließlich eine Einigung: Kommen soll eine der größten Tariferhöhungen seit Jahrzehnten. Darauf verständigten sich die Vertreter und Vertreterinnen der Gewerkschaften mit dem Bund und den Kommunen. Doch was genau bedeutet diese Einigung in Bezug auf das Gehalt der einzelnen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer?
Gehalt: Inflationsausgleich für den öffentlichen Dienst
Laut der Gewerkschaft Verdi erhalten alle Beschäftigten einen steuer- und abgabefreien Inflationsausgleich. Die Auszahlung soll im Juni starten und danach monatlich aufgeteilt werden.
- Juni 2023: 1240 Euro
- ab Juli 2023 bis Februar 2024: 220 Euro monatlich
Insgesamt erhalten somit alle Arbeitnehmenden 3000 Euro netto.
Studierende, Auszubildende und Praktikantinnen und Praktikanten erhalten ebenfalls einen Inflationsausgleich. Die Auszahlung soll ebenfalls aufgeteilt werden:
- Juni 2023: 620 Euro
- ab Juli 2023 bis Februar 2024: 110 Euro monatlich
Am Ende kommt somit ein Betrag von 1500 Euro zustande.
Mehr Gehalt für Mitarbeitende im öffentlichen Dienst
Neben den steuerfreien Einmalzahlungen erhalten Mitarbeitende des öffentlichen Dienstes ab März 2024 auch mehr Gehalt. Festgelegt wurden hierfür:
- +200 Euro
- +5,5 Prozent
Damit würden die allermeisten Beschäftigten laut Verdi über 11 Prozent mehr Gehalt bekommen. „Das ist eine beachtliche nachhaltige Steigerung der Einkommen“, betont Verdi-Vorsitzender Frank Werneke.
Auch die Ausbildungsentgelte werden entsprechend der neuen Regelungen erhöht. Somit sollen Auszubildende ab März 2024 im öffentlichen Dienst 150 Euro mehr erhalten.
Öffentlicher Dienst: Mehr Gehalt für Pfleger und Erzieherinnen
In einer Gegenüberstellung, die Verdi zur Veranschaulichung anbietet, zeigt sich deutlich, wie sich die Maßnahmen auf das Gehalt im öffentlichen Dienst auswirken können. Hier finden Sie die Gehaltsangaben von Verdi:
Beruf | Gehalt bisher | Gehalt ab März 2024 |
Pfleger / Pflegerin (Entgeltgruppe P8, Stufe 4) |
3448,44 Euro | 3849,10 Euro |
Erzieher / Erzieherin (Entgeltgruppe S8a, Stufe 6) |
3979,52 Euro | 4409,39 Euro |
Busfahrer / Busfahrerin (NRW) (Entgeltgruppe 5, Stufe 4) |
3052,29 Euro | 3431,17 Euro |
Verwaltungsangestellter /Verwaltungsangestellte (Entgeltgruppe 6, Stufe 5) |
3250,70 Euro | 3640,49 Euro |
Kraftwerker / Kraftwerkerin (Entgeltgruppe 7, Stufe 1) |
3301,76 Euro | 3694,36 Euro |
Quelle: Verdi;
Neue Tarifverhandlungen sind dann erst wieder ab dem 1. Januar 2025 möglich. Für weitere Berufe, die im öffentlichen Dienst tätig sind, hat Verdi noch keine konkreten Angaben gemacht. Basierend auf den geplanten Gehaltserhöhungen für alle Beschäftigten könnte sich zum Beispiel für Sozialarbeiter und Rettungssanitäter im öffentlichen Dienst folgendes Gehalt ergeben:
Beruf | Gehalt bisher | voraussichtliches Gehalt ab März 2024 |
Sozialarbeiter / Sozialarbeiterin (Entgeltgruppe 12, Stufe 2) |
3593 Euro | 4002 Euro |
Rettungssanitäter / Rettungssanitäterin (Entgeltgruppe 4, Stufe 3) |
2722,84 Euro | 3083,59 Euro |
Ein Kompromiss erfordert Zugeständnisse
Nicht alle Forderungen, die Verdi an Bund und Kommunen stellte, konnten voll umfassend erfüllt werden. Ursprünglich hatten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter zwar eine Lohnerhöhung von 10 Prozent, mindestens jedoch von 500 Euro gefordert. „Mit der Entscheidung, diesen Kompromiss einzugehen, sind wir an die Schmerzgrenze gegangen“, betont Werneke.
Die Streiks in anderen verkehrsrelevanten Branchen gehen weiter. So fordert Verdi weiterhin die Übertragung dieser Einigung auf die Beamtinnen und Beamten. Außerdem sind für den Bahnverkehr und andere verkehrsrelevante Branchen bereits weitere Streiks angekündigt.
Über die erzielte Einigung führt Verdi nun eine Mitgliederbefragung durch. Die Bundestarifkommission wird am 15. Mai 2023 entscheiden, ob das Tarifergebnis für den öffentlichen Dienst final ist.