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Gehalt
Wie viel Gehalt braucht man zum Glücklichsein?
Das Gehalt ist ein bedeutender Faktor, wenn es um Stabilität, Sicherheit und Unabhängigkeit im Leben geht. Doch ist Geld wirklich so ausschlaggebend für unser Glück?
Geld       -  Zum Glücklichsein gehören mehr Faktoren, als das Gehalt - aber es kann helfen.
Foto: Patrick Pleul, dpa | Zum Glücklichsein gehören mehr Faktoren, als das Gehalt - aber es kann helfen.
Alicia Heid
 |  aktualisiert: 21.11.2024 06:29 Uhr

Geld allein macht nicht glücklich – diese Weisheit lernen die meisten Menschen schon früh. Und tatsächlich braucht es für unser Wohlbefinden mehr als das richtige Gehalt: auch Beziehungen, Gesundheit und Zeit sind Faktoren, die die Lebensqualität von Menschen beeinflussen. Dennoch bietet Geld vor allem Sicherheit. Aber wie viel Geld braucht man um glücklich zu sein? Gibt es eine Grenze, ab der sich das Glück nicht weiter steigern lässt?

Erste Studien: so viel Gehalt braucht man zum Glücklichsein

In einer Studie aus dem Jahr 2010 haben der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman und der Ökonom Angus Deaton aus den USA ein Gehalt errechnet, ab welchem sich das Glück der Probanden nicht mehr weiter steigerte. Demnach verbesserte sich die Lebenszufriedenheit der Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Studie in wohlhabenden Ländern bis zu einem Jahreseinkommen von etwa 60.000 bis 90.000 Dollar. Anschließend stagnierte der Wert der Lebenszufriedenheit mit weiter steigendem Einkommen. Die beiden Wissenschaftler schlussfolgerten daraus, dass sich Glücksgefühle ab einem Gehalt von 75.000 Euro im Jahr nicht mehr maßgeblich steigern lassen.

Diese Zahl wurde im Anschluss weit verbreitet und als das nötige Einkommen betitelt, das es brauche, um glücklich zu sein. Doch reicht eine Zahl aus, um Glück zu definieren? Wichtig für die Einordnung ist außerdem, dass der Grenzwert vor mehr als zehn Jahren berechnet wurde. Die Gehaltsvorstellungen haben sich seitdem verändert – und es gibt neue Ergebnisse. 

Weitere Studie: Glücklichsein steigt mit Gehalt weiter an

In einer neuen repräsentativen Studie mit mehr als 33.0000 angestellten Amerikanerinnen und Amerikanern zwischen 18 und 65 Jahren fand der Psychologe Matthew Killingsworth 2021 heraus, dass sich die Lebenszufriedenheit der Menschen mit weiter steigendem Gehalt auch weiter erhöht und widersprach somit der 75.000 Dollar-Grenze. Killingsworh hat bei der Datenerhebung eine Methode namens "Experience Sampling" verwendet. Hierbei füllen die Teilnehmenden an zufällig ausgewählten Zeitpunkten am Tag Umfragen aus. Das sei näher an der aktuellen Lebensrealität der Menschen, erklärt der Wissenschaftler. 

Im Gegensatz zu Killingsworth, der für seine Studie mehrere Momentaufnahmen zusammennahm, um ein realistisches Bild zu bekommen, ließen Kahneman und Deaton die Teilnehmenden ihrer Studie rückblickend die gesamte Zufriedenheit im Leben bewerten. So entstand aufgrund der Umfragemethode ein verzerrtes Bild der Realität. 

Killingsworth fand heraus, dass mit der Veränderung der Lebensstandards, die mit einem höheren Gehalt einhergeht, auch das Wohlbefinden der Teilnehmenden weiter anstieg. 

Wer hat Recht? Macht mehr Gehalt glücklicher?

Die Wissenschaftler, die zu gegensätzlichen Ergebnissen gekommen waren, taten sich daraufhin zusammen und gelangten zu einem neuen Schluss, der staunen lässt. Im Fachjargon spricht man bei einer solchen Allianz von einer "adversarial collaboration", in der Wissenschaftler ihre Daten zusammenlegen und unter Aufsicht eines Schlichters oder einer Schlichterin ihren Disput beilegen, indem sie gemeinsam neue Ergebnisse erarbeiten. Zusammen mit der als Schlichterin eingesetzten Psychologin Barbara Mellers unterzogen Kahneman, Deaton und Killingsworth ihre Daten einer Re-Analyse und kamen zu dem Ergebnis, dass ein höheres Einkommen bei den meisten Menschen für mehr Wohlbefinden sorgt. Es gäbe jedoch eine Ausnahme: Menschen, die wohlhabend und dennoch unglücklich seien würden durch mehr Gehalt auch nicht glücklicher.

Übrigens: Der australische Währungsumtauschdienstleister S Money hat für jedes Land aufgeschlüsselt, wie viel Einkommen die Menschen dort benötigen, um glücklich zu sein. Demnach brauchen Deutsche ein Jahreseinkommen von 49.173 Euro.

Welche Faktoren spielen neben dem Gehalt eine Rolle fürs Glücklichsein?

Auch wenn die beiden Studien beweisen, dass es so etwas wie einen „Mindestlohn fürs Glücklichsein“ nicht gibt, zeigten sie doch, dass Gehaltserhöhungen dabei helfen können, das individuelle Glück zu steigern. Aber neben einem höheren Einkommen spielen auch weitere Faktoren eine Rolle für das Wohlbefinden.

Weitere Faktoren fürs Glücklichsein sind:

  • Individuelle Disposition.

  • Gesundheit

  • Beziehungen

  • Tätigkeit

Doch auch, wenn sich Glücklichsein nicht immer nur am Gehalt festmachen lässt, empfehlen die Wissenschaftler unglücklichen Menschen dennoch einen Jobwechsel oder eine Gehaltsverhandlung. Geld sei zwar nicht das Geheimnis zum Glück, helfe aber.

 
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